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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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Verstanden?«
    Alessandro blieb mitten auf dem Gang stehen und zückte seine Pistole. Bevor ich überhaupt begriff, was er da tat, hatte er sie mir bereits in die Hand gedrückt. »Spüren Sie das? Das ist eine Waffe. Sie existiert, und es gibt dort draußen eine Menge Leute, die durchaus etwas davon halten. Sie müssen also entschuldigen, wenn ich mich um diese Leute kümmere, damit Sie Ihren Frieden haben können.«
     
    Wir verließen die Bank durch einen Hinterausgang und rannten eine Straße entlang, die auch für den motorisierten Verkehr zugelassen war. Das war nicht der Weg, den ich kannte, doch wie sich herausstellte, führte er uns direkt zur Piazzetta del Castellare. Während wir auf die Tür des Eulenmuseums zusteuerten, zückte Alessandro erneut die Waffe, doch ich tat, als bemerkte ich es nicht.
    »Bleiben Sie hinter mir«, wies er mich an, »und falls es brenzlig wird, werfen Sie sich auf den Boden und schützen Sie den Kopf mit den Armen.« Ohne meine Antwort abzuwarten, legte er einen Finger an die Lippen und öffnete langsam die Tür.
    Gehorsam betrat ich das Museum ein paar Schritte hinter ihm. Obwohl für mich außer Frage stand, dass er überreagierte, wollte ich ihm Gelegenheit geben, selbst zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Im gesamten Gebäude herrschte völlige Stille, und es gab keinerlei Anzeichen für irgendwelche kriminellen Aktivitäten. Wir gingen durch mehrere Räume, immer Alessandro mit der Waffe voraus, bis ich schließlich stehenblieb. »Das ist doch ...« Aber Alessandro brachte mich sofort zum Schweigen, indem er mir eine Hand über den Mund legte. Wir lauschten beide angespannt, und plötzlich hörte ich es auch: Irgendwo stöhnte jemand.
    Rasch eilten wir durch die restlichen Räume und fanden schnell heraus, woher das Geräusch kam. Nachdem Alessandro sichergestellt hatte, dass es sich nicht um einen Hinterhalt handelte, stürmten wir hinein und fanden Peppo auf dem Boden seines eigenen Büros vor - angeschlagen, aber am Leben.
    »O Peppo«, rief ich, während ich ihm zu helfen versuchte, »geht es dir gut?«
    »Sehe ich so aus?«, gab er zurück. »Ich glaube, ich bin gestürzt. Ohne meine Krücke komme ich nicht hoch. Mein Bein tut's nicht mehr.«
    »Moment ...« Als ich mich nach der Krücke umsah, fiel mein Blick auf den Safe in der Ecke. Er stand offen und war leer. »Hast du den Mann gesehen, der das getan hat?«
    »Welchen Mann?« Peppo versuchte sich aufzusetzen, verzog aber vor Schmerzen das Gesicht. »Oh, mein Kopf! Ich brauche meine Tabletten. Salvatore! O nein, Salvatore hat ja heute frei... Was für ein Tag ist heute?«
    »Non si muova!« Alessandro kniete sich neben ihn und untersuchte für einen Moment Peppos Beine. »Ich glaube, sein Schienbein ist gebrochen. Ich rufe einen Krankenwagen.«
    »Nein!« Offenbar wollte Peppo nicht ins Krankenhaus. »Ich war gerade im Begriff, den Safe zu schließen. Versteht ihr? Ich muss den Safe schließen.«
    »Um den Safe kümmern wir uns später«, sagte ich.
    »Der Dolch ... er ist drüben im Konferenzraum. Ich habe ihn in einem Buch nachgeschlagen. Er muss auch in den Safe! Das Teufelsding bringt Unglück!«
    Alessandro und ich wechselten einen Blick. Wir hielten es beide nicht für den richtigen Zeitpunkt, Peppo zu sagen, dass es viel zu spät war, um den Safe zu schließen. Der Cencio war zweifellos weg, genau wie alle anderen Schätze, die mein Cousin im Safe aufbewahrt haben mochte. Aber vielleicht hatte der Dieb den Dolch übersehen. Ich stand auf und ging ins Konferenzzimmer hinüber, wo tatsächlich Romeos Dolch auf dem Tisch lag, und daneben ein Fachbuch für Sammler mittelalterlicher Waffen.
    Mit dem Dolch in der Hand kehrte ich in Peppos Büro zurück. Alessandro rief gerade einen Krankenwagen.
    »Ah ja«, sagte mein Cousin beim Anblick des Dolches, »da ist er ja. Schnell in den Safe damit! Er bringt Unglück. Schau, was mir passiert ist. In dem Buch steht, dass dieser Dolch vom Geist des Teufels erfüllt ist.«
     
    Peppo hatte nur eine leichtere Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Bein, aber die Ärztin bestand darauf, ihn sicherheitshalber an allerlei Maschinen anzuschließen und über Nacht im Krankenhaus zu behalten. Unglücklicherweise bestand sie außerdem darauf, ihn genau darüber zu informieren, was mit ihm passiert war.
    »Sie erklärt ihm gerade, dass ihm jemand einen Schlag auf den Kopf verpasst und dann den ganzen Inhalt des Safes gestohlen hat«, übersetzte Alessandro im Flüsterton den

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