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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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die Hände zu waschen. »Leute wie die Salimbenis ändern sich nie, nicht einmal in einer Million Jahren. Es ist fest in ihren Genen verankert, mit einem Lächeln auf den Lippen Böses zu tun. Nino ... Alessandro ... alle aus demselben Holz geschnitzt. Entweder man tötet sie oder wird von ihnen getötet.«
    »Eva Maria ist nicht so ...«, begann ich, aber Janice ließ mich den Satz nicht zu Ende sprechen.
    »Ach nein?«, höhnte sie aus dem Badezimmer. »Dann werde ich jetzt mal deinen Horizont erweitern. Eva Maria manipuliert dich schon seit Tag eins. Glaubst du allen Ernstes, sie saß rein zufällig in dem Flugzeug?«
    Ich schnappte vor Verblüffung nach Luft. »Das ist doch lächerlich! Niemand hat gewusst, dass ich mit diesem Flugzeug komme, außer ...« Abrupt brach ich ab.
    »Genau!« Janice warf das Handtuch zur Seite und ließ sich aufs Bett fallen. »Sie und Umberto arbeiten offensichtlich zusammen. Es würde mich gar nicht wundern, wenn sie Geschwister wären. So funktioniert das nämlich bei der Mafia. Alles dreht sich um die Familie, man hilft sich gegenseitig aus der Patsche oder gibt sich ein Alibi. Alle stecken unter einer Decke. Wobei ich liebend gern mit deinem Süßen unter einer Decke stecken würde, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich am Ende wirklich Lust hätte, unter dem Holzboden zu schlafen.«
    »Oh, jetzt hör aber auf!«
    »Nein, das tue ich nicht.« Janice missbrauchte eine Nackenrolle, um ihre Füße hochzulegen. »Unserem Cousin Peppo zufolge war Eva Marias Mann Salimbeni ein bastardo classico und definitiv in irgendwelche üblen, hyperorganisierten Machenschaften verwickelt. Du weißt schon, Limos und schmierige Typen in schimmernden Anzügen mit sizilianischen Krawatten, die ganze Szene. Manche glauben, dass Eva Maria ihren betuch-ten Alten hat umlegen lassen, um das Geschäft selbst zu übernehmen und das Limit ihrer Kreditkarte loszuwerden. Und dein Mister Zuckerschnute ist ihr liebster Handlanger, wenn nicht sogar ihr persönliches Schoßhündchen. Aber jetzt - ta-daa! -hat sie ihn auf dich angesetzt, und die Frage ist: Für wen wird er den Knochen ausbuddeln, für sie oder für dich? Kann die Virgitarierin den Playboy vom Pfad des Lasters abbringen, oder wird die furchteinflößende Patin gewinnen und ihre Familienjuwelen zurückstehlen, sobald du sie in deinen süßen kleinen Fingern hältst?«
    Ich sah sie an. »Bist du jetzt fertig?«
    Blinzelnd kam Janice wieder von ihrem geistigen Solo-Höhenflug herunter. »Definitiv. Lass uns von hier verschwinden, ja?«
    »Blödsinn!« Während ich mich neben ihr niederließ, fühlte ich mich plötzlich sehr erschöpft. »Mom wollte uns einen Schatz hinterlassen, und wir haben es vermasselt. Ich habe es vermasselt. Bin ich es ihr da nicht schuldig, dass ich das wieder in Ordnung bringe?«
    »Wenn du mich fragst, sind wir ihr bloß schuldig, dass wir am Leben bleiben.« Janice klimperte mit einem Paar Schlüsseln vor meiner Nase herum. »Lass uns nach Hause fahren.«
    »Was sind das für Schlüssel?«
    »Die zu Moms altem Haus. Peppo hat mir alles darüber erzählt. Es liegt irgendwo südöstlich von hier, an einem Ort namens Montepulciano. Laut Peppo steht es seit Jahren leer.« Aus ihrem Blick sprach zaghafte Hoffnung. »Magst du mitkommen?«
    Diese Frage aus ihrem Munde zu hören verblüffte mich dermaßen, dass ich sie mit großen Augen anstarrte. »Du möchtest wirklich, dass ich mitkomme?«
    Janice setzte sich auf. »Jules«, erklärte sie mit ungewohntem Ernst, »ich möchte wirklich, dass wir beide von hier verschwinden. Bei der ganzen Sache geht es nicht nur um eine Statue und ein paar Edelsteine. Da ist etwas richtig Unheimliches im Gange. Peppo hat mir von einem Geheimbund erzählt, dessen Mitglieder fest davon überzeugt sind, dass auf unserer Familie ein Fluch liegt und es ihre Aufgabe ist, dem Übel ein Ende zu setzen. Und dreimal darfst du raten, wer die ganze Show leitet. Ja, genau, deine kleine Mafiakönigin. Auf dasselbe kranke Zeug ist damals auch Mom abgefahren ... irgendwas mit geheimen Blutritualen, die dazu dienen sollen, die Geister der Toten heraufzubeschwören. Du musst entschuldigen, wenn ich das nicht so prickelnd finde.«
    Ich stand auf und trat ans Fenster, wo ich stirnrunzelnd mein eigenes Spiegelbild betrachtete. »Sie hat mich zu einem Fest eingeladen. Auf ihren Landsitz im Orcia-Tal.«
    An Janices Schweigen merkte ich, dass etwas nicht stimmte, und drehte mich nach ihr um. Sie hatte sich zurück aufs

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