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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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leid.«
    »Nun komm schon! So können wir doch nicht leben, du dort oben und ich hier unten.« Er packte mich an der Taille. »Wie soll ich unseren Kindern das Schwimmen beibringen, wenn sie sehen, dass du Angst vor dem Wasser hast?«
    »Du bist einfach unmöglich!«, stöhnte ich, legte aber brav die Hände auf seine Schultern. »Wenn ich ertrinke, verklage ich dich!«
    »Ja, verklag mich ruhig«, meinte er, während er mich vom Beckenrand ins Wasser hob, »und pass immer schön auf, dass du bei allem, was du tust, ja keine Verantwortung übernimmst.«
    Wahrscheinlich war es ein Glücksfall, dass ich mich ziemlich über seine Bemerkung ärgern musste, denn dadurch achtete ich kaum auf das Wasser. Ehe ich mich versah, war ich bis zur Brust untergetaucht und hatte die Beine um seinen nackten Bauch geschlungen. Und fühlte mich gut dabei.
    »Siehst du?« Er lächelte triumphierend. »Ist doch gar nicht so schlimm!«
    Ich blickte auf das Wasser hinunter und entdeckte dort mein eigenes verzerrtes Spiegelbild. »Komm gar nicht erst auf die Idee, mich loszulassen!«
    Er packte mich an Eva Marias Bikinihöschen. »Ich werde dich nie wieder loslassen. Nun sitzt du auf ewig mit mir in diesem Pool fest.«
    Je mehr meine Angst wegen des Wassers nachließ, umso mehr konnte ich es genießen, seinen Körper an meinem zu spüren. Nach seinem Blick - und anderen Anzeichen - zu urteilen, beruhte das Gefühl auf Gegenseitigkeit. »Er hat zwar ein hübscher Gesicht wie andre Leute«, begann ich, »aber seine Beine gehen über alle Beine, und Hand und Fuß und die ganze Positur: - es lässt sich eben nicht viel davon sagen, aber man kann sie mit nichts vergleichen. Er ist kein Ausbund von feinen Manieren, doch wett ich drauf, wie ein Lamm so sanft.«
    Alessandro gab sich gerade alle erdenkliche Mühe, die technische Meisterleistung zu ignorieren, die der Verschluss meines Bikini-Oberteils darstellte. »Da hat Shakespeare - ausnahmsweise - mal recht, was Romeo betrifft.«
    »Lass mich raten ... du bist kein Ausbund von feinen Manieren?«
    Er zog mich noch näher zu sich heran. »Aber wie ein Lamm so sanft.«
    Ich stemmte eine Hand gegen seine Brust. »Ich fürchte, du bist eher ein Wolf im Schafspelz.«
    »Wölfe«, entgegnete er und ließ mich gleichzeitig immer tiefer ins Wasser gleiten, bis wir mit dem Gesicht nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, »sind sehr sanfte Tiere.«
    Als er mich küsste, war es mir auf einmal völlig egal, wer uns vielleicht dabei zusah. Ich sehnte mich schon seit Rocca di Tentennano danach, und erwiderte seinen Kuss ohne jede Zurückhaltung. Erst als ich spürte, dass er die Dehnbarkeit von Eva Marias Bikini testete, schnappte ich nach Luft und fragte: »Was ist eigentlich aus Kolumbus und seiner langsamen Erforschung der Küste geworden?«
    »Kolumbus«, erwiderte Alessandro, während er mich gegen den Beckenrand drückte und mit einem weiteren Kuss zum Schweigen brachte, »hatte nie das Vergnügen, dir zu begegnen.«
    Er hätte wahrscheinlich noch mehr gesagt, und höchstwahrscheinlich hätte ich durchaus positiv darauf reagiert, wären wir nicht in dem Moment von einer Stimme unterbrochen worden.
    »Sandro!«, rief Eva Maria von einem Balkon herunter und verlieh ihrem Ruf durch heftiges Winken Nachdruck. »Dai, vieni dentro, svelto!«
    Obwohl sie sofort wieder verschwand, waren wir beide erschrocken zusammengezuckt, als Eva Maria so plötzlich auftauchte. Ohne nachzudenken, ließ ich Alessandro los und wäre vermutlich untergegangen, hätte er mich nicht festgehalten.
    »Danke!«, keuchte ich, fest an ihn geklammert. »Wie es aussieht, hast du doch keine teuflischen Hände.«
    »Habe ich es dir nicht gesagt?« Er strich ein paar Haarsträhnen zur Seite, die mir wie feuchte Spaghetti im Gesicht klebten. »Für jeden Fluch gibt es einen Segen.«
    Erstaunt über seinen plötzlichen Ernst sah ich ihm in die Augen. »Nun ja, meiner Meinung nach ...« - ich legte ihm eine Hand an die Wange - »wirken Flüche sowieso nur, wenn man an sie glaubt.«
     
    Als ich schließlich in mein Gästezimmer zurückkehrte, ließ ich mich lachend mitten auf dem Boden nieder. Das Ganze war so typisch Janice - in einem Swimmingpool herumzuknutschen -, dass ich es kaum erwarten konnte, ihr davon zu erzählen. Obwohl ... es ihr gar nicht gefallen würde zu hören, dass ich so wenig Zurückhaltung an den Tag legte, sobald es um Alessandro ging, und ihren Warnungen keinerlei Beachtung schenkte. Irgendwie fand ich es

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