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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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mich bereitlagen -, warf ich mich aufs Bett und streckte alle viere von mir. Eva Marias großzügige Gastfreundschaft hatte etwas herrlich Entspannendes. Wenn ich wollte, konnte ich bestimmt für den Rest meines Lebens hierbleiben und in immer neuen, perfekt zur jeweiligen Jahreszeit passenden Outfits das idyllische Ambiente eines Toskana-Wandkalenders genießen. Gleichzeitig aber hatte dieses ganze Szenario etwas leicht Beunruhigendes. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es im Zusammenhang mit Eva Maria irgendetwas schrecklich Wichtiges gab, das ich endlich durchschauen musste - nicht diese Mafiageschichte, sondern etwas anderes. Dabei war es wenig hilfreich, dass die Hinweise, die ich brauchte, irgendwo hoch über meinem Kopf schwebten wie frisch aufgeblasene Luftballons an einer hohen Zimmerdecke. Wie ich zugeben musste, war es meiner Konzentration genauso wenig förderlich, dass ich auf nüchternen Magen eine halbe Flasche Prosecco getrunken hatte und nach meinem Nachmittag mit Alessandro ebenfalls schwebte, und zwar im siebten Himmel.
    Als ich gerade im Begriff war, in den Schlaf hinüberzugleiten, hörte ich irgendwo draußen lautes Wasserplatschen. Sekunden später rief eine vertraute Stimme meinen Namen. Nachdem ich alle meine Gliedmaßen einzeln vom Bett gepellt hatte, wankte ich hinaus auf den Balkon, wo ich feststellen musste, dass Alessandro mir unten vom Swimmingpool zuwinkte und dabei einen extrem frischen Eindruck machte.
    »Was tust du denn da oben?«, rief er. »Das Wasser ist wunderbar!«
    »Was hast du eigentlich immer mit deinem Wasser?«, rief ich zurück.
    Er starrte mich verblüfft an, was seiner Anziehungskraft aber keinen Abbruch tat, ganz im Gegenteil. »Was hast du gegen Wasser?«
    Als ich kurz darauf in Eva Marias Kimono am Pool erschien, brach Alessandro in lautes Gelächter aus. »Ich dachte, dir ist heiß!« Er saß auf dem Beckenrand, ließ die Füße im Wasser baumeln und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen.
    »Inzwischen fühle ich mich schon viel besser.« Verlegen stand ich da und zupfte am Gürtel des Kimono herum. »Ehrlich gesagt bin ich keine große Schwimmerin.«
    »Du brauchst doch gar nicht zu schwimmen«, erklärte er. »Der Pool ist nicht sehr tief. Und außerdem ...« - er blinzelte mir verschmitzt zu - »bin ich ja da, um dich zu beschützen.«
    Krampfhaft versuchte ich, den Blick schweifen zu lassen, ohne dabei ihn anzusehen. Er trug eine von diesen spärlichen europäischen Badehosen, aber das war auch schon das einzig Spärliche an ihm. Im Licht der Nachmittagssonne wirkte er wie aus Bronze gemeißelt. Seine Haut schien richtig zu leuchten, und seine Figur war definitiv von jemandem geformt worden, der sich mit den idealen Proportionen des menschlichen Körpers sehr gut auskannte.
    »Nun komm schon«, sagte er und glitt zurück ins Wasser, als wäre es sein eigentliches Element, »ich verspreche dir, du wirst es genießen.«
    »Das war kein Witz«, entgegnete ich, ohne mich von der Stelle zu bewegen, »ich habe mit Wasser wirklich Probleme.«
    Alessandro, der mir das immer noch nicht so ganz abnahm, schwamm zu mir herüber und legte die Arme auf den Beckenrand. »Was heißt das? Löst du dich auf?«
    »Ich neige zum Ertrinken«, erwiderte ich, vielleicht etwas schärfer als nötig, »und gerate in Panik. Natürlich in umgekehrter Reihenfolge.« Als ich seine ungläubige Miene sah, fügte ich seufzend hinzu: »Als ich zehn war, hat meine Schwester mich mal von einem Kai geschubst, um ihre Freundinnen zu beeindrucken. Ich bin mit dem Kopf gegen eine Anlegeleine geknallt und fast ertrunken. Noch heute werde ich in tiefem Wasser ganz panisch. So, nun weißt du es. Julia ist ein Waschlappen.«
    »Also, deine Schwester ...« Alessandro schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich ist sie ganz in Ordnung«, erklärte ich. »Ich habe als Erste versucht, sie vom Kai zu stoßen.«
    Er musste lachen. »Dann hast du ja nur bekommen, was du verdient hattest. Aber jetzt trau dich! Du bist viel zu weit weg von mir.« Er klopfte auf den grauen Schieferboden. »Setz dich wenigstens hier auf den Rand.«
    Widerwillig schälte ich mich aus dem Kimono, unter dem Eva Marias winziger Bikini zum Vorschein kam, und ging hinüber, um mich neben ihm niederzulassen und die Füße ins Wasser zu hängen. »Autsch, der Stein ist heiß!«
    »Dann nichts wie rein ins kühle Nass!«, drängte er mich. »Leg einfach die Arme um meinen Nacken. Ich halte dich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Tut mir

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