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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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Eindruck machte. Erst, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass sie sicher gelandet war, hatte ich meine eigene mühsame Flucht angetreten.
    Ich spürte, wie das Blut in meinen Händen und Armen pulsierte, während ich mich Stück für Stück nach unten hangelte. Dabei kam ich dicht an einem Fenster vorbei, hinter dem trotz der späten Stunde noch Licht brannte. Als ich den Hals reckte, um mich zu vergewissern, dass in dem Raum niemand war, der sich womöglich über die schabenden Geräusche wundern würde, sah ich zu meiner Überraschung Bruder Lorenzo und drei seiner Mitbrüder ganz still und mit gefalteten Händen auf vier Lehnstühlen gegenüber einem offenen Kamin voller frischer Blumen sitzen. Zwei der Mönche waren offensichtlich am Einnicken, aber Bruder Lorenzo sah aus, als könnte ihn nichts und niemand dazu bewegen, die Augen zu schließen, ehe diese Nacht vorüber war.
    Während ich vor Panik keuchend an der Wand hing, hörte ich oben in meinem Zimmer plötzlich aufgeregte Stimmen, und wenige Augenblicke später stürmte jemand wütend auf den Balkon hinaus. Erschrocken hielt ich den Atem an und rührte mich nicht von der Stelle, bis ich sicher war, dass die betreffende Person nach drinnen zurückgekehrt war. Wie sich jedoch herausstellte, hielt der Weinstock dieser Dauerbelastung nicht stand. Genau in dem Moment, als ich mich wieder in Bewegung setzen wollte, riss die Ranke und begann sich von der Wand zu lösen, so dass ich kopfüber in die Sträucher darunter stürzte.
    Glücklicherweise betrug der Abstand bis zum Boden nur noch knapp drei Meter. Weniger glücklich fand ich den Umstand, dass ich in einem Rosenstrauch landete. Allerdings war ich zu aufgeregt, um wirklich Schmerzen zu empfinden, während ich mich aus den dornigen Zweigen befreite und nach meiner Tasche griff. Die Kratzer an meinen Armen und Beinen waren nichts im Vergleich zu dem quälenden Gefühl des Verlustes, das ich einfach nicht ausblenden konnte, während ich humpelnd die zugleich schönste und schlimmste Nacht meines Lebens hinter mir ließ.
    Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg durch das taunasse Dunkel des Gartens und kämpfte mich schließlich aus einem rankenden Gebüsch auf die schwach beleuchtete, ringförmige Auffahrt vor dem Haus. Dort wurde mir sehr schnell klar, dass ich auf keinen Fall an den Alfa Romeo herankommen würde, denn hinter dem Wagen parkten mehrere schwarze Limousinen, die nur der Lorenzo-Bruderschaft gehören konnten. Es sah also ganz danach aus, als müsste ich die Strecke bis nach Siena zu Fuß zurücklegen - eine Vorstellung, die mir gar nicht gefiel.
    Während ich noch dort stand und mich über mein Pech ärgerte, hörte ich plötzlich irgendwo hinter mir wildes Hundegebell. Schnell öffnete ich den Reißverschluss meiner Tasche, die ich die ganze Zeit fest gegen meine Brust gedrückt hatte, und holte - nur für den Fall der Fälle - die Waffe heraus, ehe ich mit einem atemlosen Stoßgebet an sämtliche Schutzengel, die in der Gegend gerade Nachtdienst schoben, auf dem Kiesweg in Richtung Tor spurtete. Wenn ich Glück hatte, schaffte ich es bis zur Hauptstraße, bevor meine Verfolger mich einholten, und konnte ein Auto anhalten. Sollte der Fahrer meine romantische Aufmachung als Einladung missverstehen, würde ihn die Waffe bestimmt schnell eines Besseren belehren.
    Das hohe Tor am Ende der Auffahrt zum Castello Salimbeni war natürlich verschlossen. Ich verschwendete keine Zeit darauf, die Knöpfe der Sprechanlage zu drücken, sondern streckte den Arm zwischen den Eisenstangen hindurch und legte die Waffe vorsichtig auf der anderen Seite ab, ehe ich meine Tasche über das Tor warf. Erst als sie drüben mit einem dumpfen Geräusch landete, fiel mir ein, dass durch die Wucht des Aufpralls womöglich das kleine Fläschchen zu Bruch gegangen war. Wobei das eigentlich die geringste meiner Sorgen sein sollte. Gefangen zwischen bellenden Hunden und einem hohen Tor konnte ich mich glücklich schätzen, wenn am Ende nur dieses Fläschchen die Nacht nicht überlebte.
    Ich griff nach den Eisenstäben und begann zu klettern. Noch kaum auf halber Höhe, hörte ich, wie hinter mir jemand den Kiesweg entlang gerannt kam. Hektisch versuchte ich, einen Zahn zuzulegen, doch das kalte Metall war so glatt, dass ich immer wieder abrutschte. Ehe ich mich hochziehen und auf die andere Seite schwingen konnte, schloss sich eine Hand fest um meinen Knöchel. »Giulietta! Warte!« Es war Alessandro.
    Vor Angst und Wut fast

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