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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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sprach ich den Satz für ihn zu Ende, während ich eine völlig neue Art von Wut auf ihn empfand, »und mich in dem Glauben gelassen, das sei alles auf Tante Roses Mist gewachsen.«
    »Und was ist mit mir?«, rief Janice. »Mir hat er vorgegaukelt, ich hätte ein Vermögen geerbt!«
    »Du Arme!«, gab Umberto zurück. »Sei lieber froh, dass du noch am Leben bist!«
    »Wahrscheinlich habe ich für deinen kleinen Plan einfach nicht getaugt«, fuhr Janice in beleidigtem Tonfall fort. »Jules war ja schon immer die Schlauere von uns beiden.«
    »Jetzt hör aber auf!«, fauchte ich sie an. »Ich bin Giulietta, und ich bin diejenige, die in Gefahr war ...«
    »Genug!«, bellte Umberto. »Glaubt mir, am liebsten hätte ich euch beide aus alledem herausgehalten, aber es gab einfach keine andere Möglichkeit. Deswegen beauftragte ich einen alten Kumpel damit, ein Auge auf Julia zu haben und dafür zu sorgen, dass ihr nichts passierte ...«
    »Du meinst Bruno?«, keuchte ich. »Ich dachte, er sollte mich umbringen!«
    »Er sollte dich beschützen«, widersprach Umberto. »Bedauerlicherweise dachte er wohl, er könnte nebenbei schnelle Kohle machen ... Bruno war ein Fehler«, fügte er seufzend hinzu.
    »Und deswegen hast du ihn ... zum Schweigen bringen lassen?«, fragte ich.
    »Das war gar nicht nötig. Bruno wusste zu viel über zu viele Leute. Solche Typen überleben im Knast nicht lang.« Allem Anschein nach war ihm dieses Thema ziemlich unangenehm, denn er schloss es rasch mit der Bemerkung ab, insgesamt sei alles durchaus nach Plan verlaufen, nachdem Eva Maria sich erst einmal davon überzeugt hatte, dass ich tatsächlich ihre Enkelin war und nicht nur irgendeine von ihm engagierte Schauspielerin, die sie dazu bringen sollte, ihm zu helfen. Sie war derart misstrauisch, dass sie Alessandro sogar in mein Zimmer einbrechen und eine DNA-Probe besorgen ließ. Sobald sie jedoch über den gewünschten Beweis verfügte, hatte sie sofort mit den Vorbereitungen zum Fest begonnen.
    Da Eva Maria sich alle Einzelheiten des Gesprächs mit Bruder Lorenzo genau eingeprägt hatte, bat sie Alessandro, Romeos Dolch und Giuliettas Ring mit zum Castello Salimbeni zu bringen, sagte ihm aber nicht, warum. Sie wusste genau, dass er, hätte er auch nur die leiseste Ahnung von ihren Plänen, alles vereiteln würde, indem er die Carabinieri ins Spiel brachte. Am liebsten hätte sie ihren Patensohn völlig aus der ganzen Sache herausgehalten, aber da er in der Tat Romeo Marescotti war, brauchte sie ihn, damit er - ohne es zu wissen - vor Bruder Lorenzo seine Rolle spielte.
    Umberto gab zu, dass es rückblickend besser gewesen wäre, wenn Eva Maria mich zumindest teilweise in ihre Pläne eingeweiht hätte. Was aber nur daran lag, dass gewisse Dinge schiefgelaufen waren. Hätte ich plangemäß den Wein getrunken und mich anschließend ins Bett gelegt und tief geschlafen, wäre alles glattgelaufen.
    »Moment mal!«, unterbrach ich ihn. »Soll das heißen, sie hat mich tatsächlich unter Drogen gesetzt?«
    Umberto zögerte. »Nur ein ganz klein wenig. Zu deiner eigenen Sicherheit.«
    »Ich fasse es nicht! Sie ist meine Großmutter!«
    »Sie hat es nur sehr widerstrebend getan, falls dich das tröstet. Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass es die einzige Möglichkeit war, dich aus der Sache herauszuhalten. Dich und Alessandro. Leider hat er den Wein wohl ebenfalls nicht getrunken.«
    »Eins verstehe ich noch nicht«, wandte ich ein. »Er hat Moms Buch aus meinem Hotelzimmer gestohlen und gestern Abend dir übergeben. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen!«
    »Du irrst dich!« Umberto war zweifellos wütend auf mich, weil ich ihm widersprach, und vielleicht auch ein wenig schockiert darüber, dass ich sein heimliches Treffen mit Alessandro beobachtet hatte. »Er war nur der Überbringer. Gestern früh hat ihm in Siena jemand das Buch in die Hand gedrückt und ihn gebeten, es Eva Maria zu geben. Offenbar wusste er nicht, dass es gestohlen war, denn sonst hätte er bestimmt ...«
    »Augenblick mal!«, mischte sich Janice ein. »Das ist doch völlig bescheuert. Wer auch immer der Dieb war - warum zum Teufel hat er nicht die ganze Truhe genommen? Warum nur das Taschenbuch?«
    Umberto schwieg einen Moment, ehe er leise antwortete: »Weil ich von eurer Mutter wusste, dass das Buch den Code enthielt. Sie hat zu mir gesagt, falls ihr etwas zustoßen sollte ...« Er konnte nicht weitersprechen.
    Eine Weile schwiegen wir alle drei, bis Janice schließlich

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