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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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kleinen Wehwehchen, denn wie ich feststellen musste, war dort alles auf den Kopf gestellt und zweimal umgedreht worden.
    Irgendjemand - wenn nicht sogar eine ganze Gruppe höchst entschlossener Eindringlinge - hatte auf der Suche nach was auch immer regelrecht die Türen vom Schrank und die Füllung aus den Kissen gerissen. Überall lagen Klamotten, Kleinkram und Kosmetiksachen herum. Ein Teil meiner neu gekauften Unterwäsche hing sogar vom Kronleuchter.
    Ich war noch nie Zeuge geworden, wie eine Kofferbombe explodierte, aber so ähnlich musste es hinterher aussehen, da war ich mir sicher.
    »Miss Tolomei!« Heftig keuchend holte Direttor Rossini mich ein, »Contessa Salimbeni hat angerufen und gefragt, ob es Ihnen schon besser geht, aber ... Santa Caterina!« Sobald er der Verwüstung in meinem Zimmer ansichtig wurde, vergaß er alles, was er mir eigentlich hatte sagen wollen. Für einen Moment standen wir beide nur da und betrachteten mit sprachlosem Entsetzen mein Zimmer.
    »Tja«, sagte ich schließlich in dem Bewusstsein, Publikum zu haben, »wenigstens muss ich jetzt meine Koffer nicht mehr auspacken.«
    »Das ist ja schrecklich!«, rief Direttor Rossini, der weniger schnell bereit war, das Ganze positiv zu sehen. »Was für ein Chaos! Nun werden die Leute sagen, dass man in diesem Hotel nicht mehr sicher ist! Oh, Vorsicht, treten Sie nicht in die Scherben!«
    Der Boden war mit den Scherben der zerschmetterten Balkontür bedeckt. Zweifellos hatte es der Einbrecher auf die Truhe meiner Mutter abgesehen, die - natürlich - verschwunden war, aber warum hatte er anschließend noch das Zimmer verwüstet? Gab es außer der Truhe noch etwas, das er haben wollte?
    »Cavolo!«, rief Direttor Rossini. »Nun muss ich die Polizei kommen lassen, und sie werden hier anrücken und Fotos machen, und die Zeitungen werden schreiben, dass man im Hotel Chiusarelli nicht mehr sicher ist!«
    »Warten Sie!«, hielt ich ihn zurück. »Das mit der Polizei können Sie sich sparen. Dafür besteht keine Notwendigkeit. Wir wissen auch so, was die Einbrecher wollten.« Ich ging zu dem Schreibtisch hinüber, auf dem die Truhe gestanden hatte. »Sie werden nicht zurückkommen. Diese Mistkerle!«
    »Oh!« Die Miene von Direttor Rossini hellte sich plötzlich auf. »Das habe ich ganz vergessen ! Gestern habe ich persönlich Ihre Koffer heraufgetragen ...«
    »Ja, das sehe ich.«
    »... und bei der Gelegenheit bemerkt, dass Sie dort auf dem Tisch eine sehr teure Antiquität stehen hatten. Deswegen habe ich mir erlaubt, sie aus diesem Zimmer zu entfernen und im Hotelsafe zu deponieren. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne? Normalerweise mische ich mich nicht derart eigenmächtig in die Angelegenheiten ...«
    Ich war so erleichtert, dass ich gar nicht auf die Idee kam, ihm wegen seiner Eigenmächtigkeit böse zu sein - oder ihn wegen seiner Weitsicht zu bewundern. Stattdessen packte ich ihn an den Schultern. »Die Truhe ist noch da?«
    Tatsächlich thronte die Truhe meiner Mutter recht gemütlich zwischen Geschäftsbüchern und silbernen Kerzenständern im Hotelsafe. »Wenn ich Sie nicht hätte!«, rief ich, und meinte es auch so. »Diese Truhe ist etwas ganz Besonderes.«
    »Ich weiß. Meine Großmutter hatte auch so eine. Inzwischen werden sie gar nicht mehr hergestellt. Es handelt sich dabei um eine alte, für Siena typische Handwerkstradition. Wir nennen sie hier die Truhe der Geheimnisse, weil es immer ein Geheimfach gibt. Man kann darin etwas vor seinen Eltern verstecken, oder vor seinen Kindern. Vor wem auch immer.«
    »Sie meinen ... diese hat auch ein Geheimfach?«
    »Ja!« Direttor Rossini griff nach der Truhe und sah sie sich genauer an. »Ich zeige es Ihnen. Nur wer aus Siena kommt, kennt sich damit aus. Es ist ganz raffiniert. Das Geheimfach befindet sich nämlich immer an einer anderen Stelle. Bei der Truhe meiner Großmutter war es an der Seite, genau hier ... aber bei dieser ist es anders. Ein schwieriger Fall. Mal sehen ... nein, hier auch nicht ... und hier auch nicht ...«Er inspizierte die Truhe von allen Seiten. Ganz offensichtlich genoss er die Herausforderung. »Meine Großmutter hat darin nur eine Haarlocke aufbewahrt, sonst nichts. Ich entdeckte sie eines Tages, als Großmutter schlief, natürlich habe ich sie nie gefragt ... aha\«
    Irgendwie war es Direttor Rossini gelungen, den Schließmechanismus des Geheimfaches ausfindig zu machen und zu entriegeln. Er lächelte triumphierend, als ein Viertel des Bodens auf den Tisch

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