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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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Stunden zerstören konnte. Die Räte würden nichts unternehmen, um ihn zu schützen, denn in ihren privaten Kassen steckte zu viel Salimbeni-Gold, und da sie auf Nachschub hofften, wünschte sich keiner von ihnen den Sturz des Tyrannen.
    »Mein lieber Freund«, fuhr Salimbeni fort und verlegte sich wieder auf sein wohlwollendes Grinsen, »ich hoffe, Ihr lasst Euch von diesen fernen Ereignissen nicht den Abend verderben. Ihr solltet Euch lieber dazu beglückwünschen, dass unsere Tage des Kampfes vorüber sind und wir nun in Frieden und gegenseitigem Verständnis in die Zukunft aufbrechen können.«
    »Das also haltet Ihr für Frieden und gegenseitiges Verständnis?«
    »Vielleicht sollten wir uns überlegen ...« - erneut wanderte Salimbenis Blick quer durch den Raum, und alle außer Tolomei wussten, wo er hinsah -, »ob wir unseren Frieden nicht mit einer Heirat besiegeln wollen?«
    »Aber gewiss doch!« Tolomei selbst hatte diesen Schritt schon mehrfach vorgeschlagen, war aber immer abgewiesen worden. Er ging davon aus, dass die Salimbenis, wenn sich ihr Blut erst einmal mit dem der Tolomeis vermischt hatte, weniger dazu neigen würden, so viel davon zu vergießen.
    Begierig darauf, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war, winkte er seine Frau, die noch auf der anderen Seite der Kirche stand, mit einer ungeduldigen Handbewegung zu sich. Er musste mehrere Male winken, ehe Monna Antonia tatsächlich zu glauben wagte, dass die Männer ihre Anwesenheit wünschten. Als sie schließlich herüberkam, wirkte sie ungewohnt unterwürfig und schlich auf Salimbeni zu wie eine nervöse Sklavin, die vor ihren unberechenbaren Herrn treten musste.
    »Mein lieber Freund hier, Messer Salimbeni«, erklärte Tolomei an sie gewandt, »hat einen Ehebund zwischen unseren Familien vorgeschlagen. Was sagst du dazu, meine Liebe? Wäre das nicht eine wunderbare Sache?«
    Monna Antonia, die sich höchst geschmeichelt fühlte, rang vor Aufregung die Hände. »Das wäre es in der Tat! Eine wunderbare Sache!« Fast hätte sie vor Salimbeni geknickst, ehe sie sich direkt an ihn wandte. »Da Ihr so freundlich seid, uns diesen Vorschlag zu unterbreiten, Messere, möchte ich Euch sagen, dass ich eine Tochter habe, die vor kurzem dreizehn geworden ist und nicht ganz ungeeignet für Euren sehr gutaussehenden Sohn Nino wäre. Sie ist ein stilles kleines Ding, aber gesund. Sie steht dort drüben ...« - Monna Antonia deutete auf die andere Seite hinüber - »neben meinem Erstgeborenen, Tebaldo, der morgen beim Palio mitreiten wird, wie Ihr vielleicht wisst. Und falls sie Euch stirbt, wäre da immer noch ihre jüngere Schwester, die jetzt elf ist.«
    »Ich danke Euch für das großzügige Angebot, werte Dame«, antwortete Salimbeni mit einer angedeuteten Verbeugung von vollkommener Höflichkeit, »doch ich dachte dabei nicht an meinen Sohn, sondern an mich selbst.«
    Tolomei und Monna Antonia waren vor Verblüffung beide sprachlos. Um sie herum wurden ungläubige Ausrufe laut, die sich bald zu einem nervösen Gemurmel abschwächten. Selbst auf dem Podium verfolgten alle mit sorgenvoller Spannung, was unterhalb von ihnen vor sich ging.
    »Wer«, fuhr Salimbeni fort, ohne auf die allgemeine Aufregung zu achten, »ist das?« Er nickte in Giuliettas Richtung hinüber. »War sie schon einmal verheiratet?«
    Eine Spur von Wut kehrte in Tolomeis Stimme zurück, als er antwortete: »Das ist meine Nichte. Sie hat als Einzige die tragischen Ereignisse überlebt, von denen ich eben sprach. Ich glaube, sie lebt nur noch dafür, sich an denen zu rächen, die für die Ermordung ihrer Familie verantwortlich sind.«
    »Ich verstehe.« Salimbeni wirkte alles andere als entmutigt. Ganz im Gegenteil, er schien die Herausforderung zu genießen. »Dann hat sie also Temperament?«
    Monna Antonia, die sich nicht länger beherrschen konnte, trat vor. »Viel zu viel, Messere. Ein äußerst unangenehmes Mädchen. Ich bin mir sicher, dass Ihr weitaus besser beraten wärt, eine von meinen Töchtern zu nehmen. Sie werden sich nicht widersetzen.«
    Salimbeni lächelte in sich hinein. »Wie es der Zufall so will, schätze ich ein wenig Widerstand.«
     
    Selbst aus der Ferne konnte Giulietta die vielen Blicke spüren. Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, wusste aber nicht, wohin sie sich wenden sollte, um dieser Begutachtung zu entgehen. Ihr Onkel und ihre Tante hatten den Rest der Familie zurückgelassen und sich unter die anderen Edelleute gemischt. Giulietta sah, dass

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