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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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einmal besuche. Vielleicht nehme ich dann Julian mit. Er hat vielleicht Interesse an so einer kleinen Schloßbesichtigung?«
    Brian fixierte mich mißtrauisch von der Seite. »Du Lügner, du hast etwas ganz anderes in deinem verdorbenen Schädel.«
    Ich lachte wieder. »Die Kleine ist wundervoll, nicht wahr? Ich wette, sie kann Dinge, die normale Menschen nicht können.«
    »Du meinst, sie hat übersinnliche Fähigkeiten?« fragte Brian erstaunt.
    »Na, zumindest wußte sie sofort, daß ich kein Mensch bin. Sie scheint diesen zusätzlichen Sinn für alles Nichtmenschliche zu haben – wie du. Und ich glaube, sie kann auch zu einem bestimmten Teil Gedanken lesen. Auf jeden Fall ist sie ihren Eltern haushoch überlegen.«
    »Du denkst, eine kleine Hexe in deiner Familie würde sich auch ganz gut machen, was?«
    »Bien, mein Liebster. Ganz wundervoll«, sagte ich ausgelassen.

Neun
     
     
    One dies only ones,
    and it’s for such a long time!
    Molière
     
     
    Gabriel stand am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit der Nacht. Der klare Nachthimmel ließ die Sterne ihr Licht aussenden. Es war hell, blendete fast seine empfindlichen Augen.
    Der Geruch von Krankheit, von Erschöpfung drang in seine Nase, und er wandte sich um. Was er sah, ließ ihn in sich zusammenfallen. Sein Freund schien nicht mehr, als ein Skelett, in dem nur noch mühevoll das müde Herz seinen Dienst verrichtete. Er ging zu ihm, setzte sich auf den Bettrand. Mat schlug die Augen auf und lächelte.
    Seine Lippen formten Worte, doch seine Stimme war kaum noch zu hören. »Schön, daß du noch da bist.«
    Gabriel strich mit der Hand durch Mats verschwitztes Haar. Er wußte, daß Mat fror. Sanft zog er die Bettdecke hoch, bis sie den kalten Körper ganz bedeckte.
    Mat lächelte ein verzerrtes Lächeln. »Es war die richtige Entscheidung.«
    »Meinst du?« Gabriels Stimme war leise, traurig.
    »Ja, nicht noch einmal diese Tortur, diese Qualen. Warum sollte ich das alles noch einmal ertragen?«
    Gabriel reichte ihm ein Glas Wasser und half ihm zu trinken. »Vielleicht hättest du noch eine Chance gehabt?«
    Mat lachte leise, verschluckte sich, hustete erschöpft. »Meine Zeit ist abgelaufen. Ich werde nicht noch einmal ins Krankenhaus gehen. Ich habe genug gelitten. Ich habe für meinen Leichtsinn gebüßt.«
    Gabriel zuckte mit den Schultern. »Mein Angebot steht. Ich verstehe nicht, was dich daran hindert, es anzunehmen. Vielleicht bist du irgendwann nicht mehr in der Lage, deine Entscheidung zu treffen. Vielleicht bin ich zum richtigen Zeitpunkt nicht in der Nähe. Was machst du dann?«
    »Ich pokere mit dem Tod. Auch wenn ich weiß, daß der Einsatz zu hoch ist.«
    »Du hast nichts mehr zu verlieren, Mat. Aber du kannst weiterleben, wenn du mein Angebot annimmst.« Gabriel starrte ihn an. Sah, wie sich seine Augen veränderten, wie sein Blick schwärmerisch wurde.
    »Ich liebe das Meer – und die Sonne, wenn sie die Farbe des Wassers verändert. Du kannst das Meer im Sonnenlicht nicht mehr sehen. Es ist dir auf ewig verwehrt.“
    »Wenn du tot bist, wirst du überhaupt nichts mehr sehen«, sagte Gabriel heftig.
    Mat sah ihn nachdenklich an. »Wie lange gibst du mir noch, Gabriel? Du kannst es doch fühlen, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Gabriel unsicher. Dann seufzte er. »Vielleicht noch zwei Wochen.«
    Mat nickte, sah, wie Gabriel aufstand. »Du gehst?«
    Gabriel lächelte ihn an. »Ja, ich muß noch einige Dinge organisieren. Verlaß dich darauf, daß ich morgen wieder hier bin. Wann kommt Niklas?«
    Mat starrte auf den Wecker, der auf seinem – vor Medikamenten überquellenden – Nachttisch stand. »In zwei Stunden«, murmelte er dann, plötzlich müde.
    »Bis morgen«, sagte Gabriel leise, doch Mat war bereits eingeschlafen. Leise schloß Gabriel die Tür hinter sich.
     
     
    »Ich brauche das Geld, Alex.« Gabriel klang beherrscht.
    Alex sah ihn lange an. »Ich habe dir gesagt, daß du es selbstverständlich bekommst, wenn du mir sagst, wofür. Ich verstehe deine Geheimniskrämerei nicht.«
    »Ich hasse es, daß du alles wissen willst. Du willst kontrollieren, und das ärgert mich.« Gabriel drehte sich um und sah aus den großen  – bis zum Boden reichenden – Fenstern in den Garten auf den türkis schimmernden Pool. Er seufzte. »Ich brauche es für zwei Flugtickets«, erklärte er schließlich.
    »Wohin geht die Reise?« Alex setzte sich in einen der großen, gemütlichen Sessel, die sich im Salon

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