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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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sich schloß. Sanft nahm er Gabriel in den Arm. Gabriels dünne Arme schlossen sich wie Klammern um Alex’ Körper.
    »Warum?« schluchzte er. »Warum mußte das so enden?«
    Alex hielt ihn fest, streichelte sanft über Gabriels weiches Haar. »Wenn der Geist müde ist, Gabriel, dann sollte man den Körper nicht zum Weiterleben zwingen.«
    Gabriel fragte nicht, warum Alex es wußte. Er klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender. Fühlte sich geborgen in dem Moment, als Alex ihn berührt hatte. Langsam beruhigte er sich, ließ sich von Alex in den Salon führen. Schweigend tranken sie zusammen eine Flasche Wein.
    Alex drängte ihn nicht zu sprechen. Und in dieser selbstgewählten Stille fühlte Gabriel, wie der Schmerz langsam von ihm wich. Mat hatte sich entschieden, und er war es gewesen, der ihm den letzten Wunsch erfüllt hatte. Und in diesem Schweigen sagte er Mat noch all die Dinge, die er ihm hatte sagen wollen. Mat war da, er hatte keine Schmerzen mehr.
    Alex starrte ruhig in die flackernde Kerze.
     
     
    Als Gabriel hinter Julian auftauchte, erschrak dieser. Er hatte den Vampir nicht kommen hören, spürte nur die Kälte, die dieser mit sich brachte.
    Julian drehte sich um. Er sah die Härte in Gabriels Gesichtsausdruck, und ein Angstschauer strich über ihn hinweg. Gabriel sah erschreckend vampirisch aus.
    »Hallo«, sagte er leise, versuchte, seine Angst zu verbergen.
    Gabriel betrachtete ihn einen Moment lang. Dann sagte er schroff: »Zieh dich aus, leg dich dorthin und halt den Mund.«
    Julian starrte ihn einen Moment lang schweigend an. Dann tat er, wie ihm befohlen. Hatte er eine Wahl? Eine Gänsehaut überzog seine nackte Haut, doch der Grund dafür war nicht die Kälte.
    Ergeben legte er sich auf den Bauch und schloß die Augen. Er hatte solche Angst, daß sich sein Magen zusammenzog. Was war nur los mit Gabriel? Warum tat er ihm das an?
    Er hörte Gabriels Kleider rascheln, als dieser sich auszog. Dann spürte er den mageren, kalten Körper, der sich auf den seinen herabsenkte.
    Ohne große Umschweife nahm Gabriel ihn. Grob, so daß Julian vor Schmerzen die Luft anhielt. Er biß sich auf die Zunge, aber er sagte nichts.
    Schweigend ließ er diesen Akt über sich ergehen. Und die hübschen, hellblauen Pillen, die er eben geschluckt hatte, verursachten eine heitere Gleichgültigkeit in ihm, wenn sie ihm auch leider den Schmerz nicht nahmen.
    Gabriel kam mit einem kurzen Aufschrei, der Julian das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann wurde es sehr still.
    Erschöpft ließ der Vampir sich auf Julians Rücken sinken, und erst nach einer Weile bemerkte Julian benommen, daß Gabriel weinte. Erschrocken sah er, wie die Tränen das Kopfkissen verfärbten.
    „Es tut mir leid, Julian. Es tut mir so leid.“ Gabriels Stimme klang verzerrt, erfüllt von gierigen Schmerzen. Sein rauhes Flüstern ging Julian durch Mark und Bein. Vorsichtig drehte er sich und ließ Gabriel neben sich auf die Bettdecke gleiten. Der leistete keinen Widerstand.
    „Du mußt mir glauben, Julian ... Ich wollte das nicht“, schluchzte er leise und verbarg sein Gesicht in Julians Kopfkissen.
    Julian schüttelte seine Benommenheit ab und nahm Gabriel in den Arm. „Ist schon gut“, sagte er leise. „Ich werd’s wohl verkraften.“
    Gabriel ließ sich in den Arm nehmen. Er war so knochig, so mager – und so kalt. Aber Julian hielt ihn fest. Vergaß, was er ihm gerade angetan hatte. Denn er fühlte, daß Gabriel ihn jetzt brauchte. Langsam beruhigte Gabriel sich wieder.
    »Danke, Julian«, flüsterte er. »Du hast wirklich ein gutes Herz. Schade, daß ich nicht genauso für dich da sein kann.«
    »Ist schon o.k.«, sagte Julian und zog sich die Bettdecke über seinen nackten Körper. Er bedeckte auch Gabriel, und so lagen sie noch eine Zeitlang schweigend beieinander. Julian hatte keine Ahnung, was in Gabriel vorging, aber es schien, als sei eine unerträgliche Spannung von diesem abgefallen.

Elf
     
     
    Es gibt keine Sünde außer der Dummheit.
    Oscar Wilde
     
     
    Die Nacht war sternenklar, und der Mond tauchte alles in fahles Licht. Alex landete lautlos im hinteren Teil des großzügigen Gartens und schüttelte sich. Er wußte, daß Brian ihn gesehen hatte, denn dieser saß mit Julian im Salon, trotzdem zog er seine verschmutzte Kleidung aus und sprang mit einem kräftigen Sprung in das kühle Wasser des Pools. Das Wasser reinigte seine Seele. Prustend tauchte er wieder auf und rubbelte das getrocknete Blut aus seinen Haaren.

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