Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
Fäusten ballten – die Fingerknöchel traten weiß durch die Haut hervor.
    »Es war das Schlimmste, was sie taten. Der Höhepunkt sozusagen. Ich glaube, ich habe geschrien, bis mein Gehirn einfach abschaltete. Es war einfach mehr, als ich ertragen konnte.« Es klang, wie eine Entschuldigung. Van Zet versuchte, die Bilder von damals abzuschütteln.
    »Als ich wieder zu mir kam, also ... mein Verstand langsam wieder in Gang kam ... da hatten sie mich schon in irgendeine Anstalt gebracht. Vollgepumpt mit Schmerzmitteln und Psychopharmaka. Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich nun verrückt geworden war.« Van Zet lachte gequält.
    Alex beobachtete ihn intensiv, bis van Zet den Blick abwandte. »Wirklich. Ich habe lange, lange nachgedacht. Ich hatte ja auch nichts anderes zu tun.«
    »Wie sind Sie dort herausgekommen? Sind Sie geflohen?«
    »Geflohen ist wohl das richtige Wort. Sie hatten geplant, mich mein gesamtes restliches Leben lang dort einzusperren. Ich hätte niemals die Kraft gehabt, abzuhauen. Ich konnte mir ja nicht einmal einen Plan ausdenken, so verschwommen, so unklar war mein Verstand. Aber jemand wußte davon, wußte, daß ich da drin festsaß. – Es war Lomay, der mich da herausholte. Lomay, nicht Leon.«
    »Lomay?« Alex lachte ungläubig. »Warum hat er das getan?«
    »Er wußte, daß ich sehr dankbar sein würde. – Das ist es doch, woran Sie denken, nicht wahr? – Aber das war gleichgültig, denn er war es, der mir... mein Leben wiedergegeben hat. Ich war dankbar – und ich habe gelernt in dieser Zeit. Von ihm gelernt, neu zu leben.«
    »Das hört sich nicht nach Lomay an, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Van Zet sah Alex nachdenklich an. »Ich weiß«, sagte er schließlich. »Er hat mir von Ihnen erzählt – auch aus der Zeit, in der Sie noch ein Mensch waren. Sie glauben nicht, daß man sich ändern kann, nicht wahr? Sie glauben nicht an Veränderung und nicht an Vergebung ...«
    »Glauben Sie das?« fragte Alex. »Hat Lomay mich so dargestellt?« Spöttisch verzog Alex seinen ungewöhnlich hübschen Mund. »Er hat mich nie gekannt – und nie verstanden.«
    »Meinen Sie?«
    Alex sah ihn überrascht an.
    Van Zet zögerte. »Ich dachte ... ich glaube, daß Lomay sehr genau wußte, was in Ihnen vorgegangen ist. Er wußte es auch bei mir.«
    Alex beugte sich nach vorn. Wieder entstand das spöttische Lächeln auf seinen Lippen. Eindringlich fixierte er sein Gegenüber. »Lomay ist verrückt – und er war es schon, als er mir sein Blut gab. Wahnsinnig, mein lieber van Zet. Das passiert schon mal, wenn man unsterblich ist. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    Van Zet runzelte die Stirn »Was heißt das schon – verrückt, wahnsinnig? Oder ich könnte auch fragen: Sind wir nicht alle verrückt?«
    »Ja, natürlich.« Alex lachte. »Meinetwegen.«
    Er stand auf. Langsam – wie in Zeitlupe. So kam es zumindest van Zet vor. Alex setzte sich neben ihn – so dicht, daß van Zet die Kälte seines Körpers spüren konnte. Er erstarrte.
    »Ich bin zum Beispiel verrückt, wenn ich Sie am Leben lasse, nicht wahr?« Die Stimme des Vampirs kroch in van Zets Gehirn wie eine Schlange. Kalt – er fühlte sich bedroht.
    Er spürte Alex’ samtweiche Hand in seinem Nacken und roch den Tod – seinen eigenen. Sein Atem beschleunigte sich auf ein unerträgliches Maß. Er keuchte regelrecht. Aber er rührte sich nicht von der Stelle. Vielleicht hätte er fliehen können. Vielleicht ... zumindest aufspringen. Vielleicht war der Bann dann gebrochen?
    Aber er blieb sitzen, spürte Alex neben sich. Seine eisigen Lippen auf seiner Haut. Unerträglich und ... intim. Wie jeder Todeskuß.
    Doch plötzlich – es kam van Zet wie eine Unterbrechung vor – stand Alex auf. Er sah auf van Zet hinunter und lachte, als er dessen verwirrten Gesichtsausdruck sah.
    »Sie meinen, Sie kennen mich bereits? Allein aus Leons und Lomays Erzählungen? – Nichts wissen Sie – aber das ist auch gut so. Es gibt nicht viele Wesen auf dieser Welt, die behaupten können, mich zu kennen.«
    Van Zet räusperte sich. Ihm war, als kehrte er aus einer tiefen Trance zurück. Er hatte das Gefühl, sich bei Alex entschuldigen zu müssen. »Es tut mir leid«, sagte er rauh.
    »Das muß es nicht. Warum auch?« Alex drehte sich um und ging langsam zur Tür. »Ich danke Ihnen für diesen interessanten Abend. Vielleicht können wir uns wieder treffen?«
    »Ja, ja gerne.« Van Zet sprang auf. »Warum gehen Sie jetzt?«
    Alex lächelte leise und warf van

Weitere Kostenlose Bücher