Julians süßes Blut (German Edition)
unzusammenhängend – nicht einmal ein Bild des Hauses konnte er erhaschen. Vielleicht hatten sie sich getäuscht und der Junge wohnte gar nicht mit den Vampiren zusammen?
Julian stöhnte leise. Er fragte sich, wie lange er das wohl noch aushalten konnte.
Ripley, der gerade zu einem besonders fiesen Schlag ausgeholt hatte, stoppte plötzlich, mitten in der Bewegung.
»Scheiße ...«
Julian versuchte seine zugeschwollenen Augen einen Spalt weit zu öffnen, um zu sehen, was los war.
Eine Tür wurde geöffnet und zwei Männer traten herein. Aufgeregt sagte der eine: »Ich spüre etwas. Sie ... sie sind hier, in diesem Haus!«
Ripley nickte knapp. »Ja, ich weiß. Wo mögen sie sein?«
Aber der Ältere der beiden schüttelte den Kopf. »Wir können nicht gegen sie kämpfen. Wir sollten schnellstmöglich verschwinden.«
»Nein«, fauchte Ripley. »Wir haben den Jungen! – Sie werden uns nicht angreifen, solange wir den Jungen haben.«
Mitleidig schüttelte der Ältere den Kopf. »Sie sind unverbesserlich, Ripley. Sie haben uns mit dieser Aktion in Gefahr gebracht! Ich für meinen Teil haue ab, bevor es zu spät ist.«
Er wandte sich zum Gehen – doch bevor er die Tür erreichte, wurde diese aufgestoßen, und Gabriel und Alex traten ein, gefolgt von Brian.
Der Ältere wich sofort ängstlich zurück. Die Macht, die diese drei Kreaturen ausstrahlten, war unbeschreiblich.
Alex sah sich in dem kahlen Raum um und entdeckte Julian am Boden. Er sah, daß der Junge noch lebte. Doch er war in einem schlechten Zustand. Wütend wollte er zu ihm – als sich der eine der Männer ihm in den Weg stellte. Er hatte eine großkalibrige Waffe in den Händen.
»Gehen Sie zurück!« Seine Stimme war kräftig, doch Alex hörte das leichte Zittern. »Diese Waffe ist mit Silberkugeln geladen.«
Alex blieb stehen und unterdrückte ein Grinsen. Auf so ein Märchen wären die Alten des Kreises sicher nicht hereingefallen. Aber er konnte schließlich nicht wissen, ob dieser Verrückte die Waffe nicht gegen Julian richtete, wenn er die Ausweglosigkeit seiner Situation bemerkte.
»Was bezwecken Sie damit?« fragte er betont ruhig.
Der Mann lachte laut. »Ich versuche nur, unbeschadet aus dieser Situation herauszukommen. Und den Jungen, den werde ich mitnehmen.«
Ohne die drei Vampire aus den Augen zu lassen, ging er neben Julian in den Knie und umfaßte seine Taille.
Julian bemerkte, wie er hochgehoben wurde. Seine Rippen protestierten, und er versuchte sich gegen seinen Peiniger zu stemmen.
»Hör auf!« schrie dieser ihn an.
In diesem Moment der Unaufmerksamkeit war Alex einen Schritt auf Ripley zugetreten und schlug ihm nun den Revolver aus der Hand. Das unschöne Knirschen verriet allen Anwesenden, daß Alex ihm die Hand gebrochen hatte. Aber Ripley schrie nicht etwa – fassungslos sah er den Vampir an, der nun so dicht vor ihm stand, wie noch nie eines dieser Wesen. Er ließ Julian auf den Boden fallen und starrte in Alex’ dunkelblaue Augen.
Die beiden anderen anwesenden Männer wagten einen Fluchtversuch, doch sie hatten nicht mit Gabriel und Brian gerechnet.
Alex hörte die kurzen Schreie, dann das so vertraute Knacken, das entstand, wenn man einem Menschen das Genick brach. Brian und Gabriel hatten kurzen Prozeß mit den beiden gemacht. Jetzt konnten sie sich voll und ganz auf den offensichtlichen Anführer konzentrieren.
Eine unheimliche Stille trat ein, die nur von Julians leisen Schmerzbekundungen durchbrochen wurde. Brian kniete sich neben ihn, hob ihn vorsichtig auf seine Arme.
Alex spürte seinen Haß.
»Warum könnt ihr uns nicht endlich in Frieden lassen?« fauchte er Ripley an, der noch immer wie versteinert war. Seine rechte Hand hing schlaff und unnatürlich verdreht herunter. Sein Gesicht schien noch bleicher als Alex’.
»Weil ... weil ihr Teufel seid«, flüsterte Ripley feindselig.
»Geschwätz«, sagte Alex. »Ihr wollt das ewige Leben – aber deine Suche ist hiermit offiziell beendet.«
Gabriel war hinter den noch immer völlig erstarrten Ripley getreten. Mit Wucht trat er ihm in die Kniekehlen, und Ripley ging mit zertrümmerten Knien zu Boden. Jetzt löste sich ein Schrei aus seiner Kehle, der unmenschlicher gar nicht hätte klingen können. Ripley wußte, daß das sein Todesurteil war.
Alex ließ Gabriel den Vortritt und beobachtete, wie dieser sich auf den großen Mann stürzte und dessen Leben mit großen, schlürfenden Schlucken beendete. Mit blutverschmiertem Gesicht sah Gabriel zu
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