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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Square Greenmarket, wo ich einen Kübel mit riesigen blühenden Hartriegelzweigen erspähe. Und da Eric und ich auf unserer Hochzeitstorte solche Blüten hatten, finde ich es nur recht und billig, wenn ich einen kaufe.
    Erst wenn ich mit der Rolltreppe zur U-Bahn runterfahre - Dosenfutter, Trockenfutter, Katzenstreu, drei Flaschen Wein, sechs Kalbsschnitzel, vier Mäuse, Shampoo, Spülung, Zahnpasta und einen blühenden Hartriegelzweig in ein Wägelchen für verrückte Alte gezwängt -, wird mir klar, dass dies wahrscheinlich keine gute Idee war. Hoffentlich sind die Leute, denen mein Hartriegelzweig ins Gesicht schlägt, nur Touristen und viel zu eingeschüchtert, um es mir irgendwie heimzuzahlen.
    Genau deshalb will mich natürlich der CBS-Kameramann auf meiner Einkaufstour begleiten.
    Als er am Dienstagnachmittag um 5.30 Uhr aus der Lobby anruft, bin ich eigentlich schon fertig, bis auf die hyperwichtigen Verträge, die die Rechtsabteilung herübergeschickt hat, damit Bonnie sie unterschreibt, und die ich ihr noch nicht habe geben können, weil sie seit zweieinhalb Stunden in einer hyperwichtigen Konferenz sitzt. Er kommt hoch und filmt mich beim Notieren von Anrufen, während wir warten. Um 5.40 will ich gerade meinen Computer ausmachen, als Bonnie aus dem Konferenzraum kommt. »Wo sind die Verträge?«
    »Hier, bitte«, sage ich und reiche sie ihr sehr professionell und sekretärinnenhaft. Der CBS-Kameramann filmt mich dabei. Bonnie blickt ihn verwirrt an - sie hat in groben Zügen erfahren, worum es hier geht, begreift aber eindeutig nicht ganz. »Wo ist das Begleitschreiben? Die Rechtsabteilung hat auch ein Begleitschreiben formuliert.«
    Das höre ich zum ersten Mal. »Scheiße.«
    Bonnie starrt wütend auf den Kameramann. »Vielleicht machen Sie Ihr Ding mal ein paar Minuten aus.«
    So kann mich der CBS-Kameramann nicht filmen, wie ich den Flur entlangrenne zu den Juristen, die jetzt alle ihrerseits in einer hyperwichtigen Konferenz sind, wie ich einen Praktikanten bei den Schultern packe und schüttle, um ihm zu verklickern, dass er mir unbedingt jetzt diesen Brief verschaffen muss, oder wie ich entdecke, dass ich eigentlich drei Kopien von den Verträgen brauche, nicht nur zwei, oder wie ich den Kopierer, dem ausgerechnet jetzt der Toner ausgehen muss, mit Obszönitäten überhäufe, oder wie ich im Flüsterton furchtbare Drohungen ausstoße, des Inhalts, dass man Vizepräsidenten aus den Fenstern des 20. Stocks werfen solle, hinunter in riesige, gähnende Löcher, die nur so strotzen von Eisengeflecht und Planierraupen. Schade, dass er das nicht filmen konnte, denn es war das einzig Aufregende an diesem Abend.
    Ich kann nur vermuten, dass ich die Aufmerksamkeit von CBS auf mich gezogen habe, weil ich eine unflätige Hysterikerin mit menschenfeindlichen Tendenzen bin, bei der alles immer ganz furchtbar schief geht. Deshalb ist es jammerschade, dass plötzlich, kaum ist das Vertragsdebakel beendet und die Kamera wieder an, alles glatt läuft. Das Wetter ist nicht allzu furchtbar, die Gehsteige sind frei von mürrischen Pendlern. Der türkische Laden hat alles, was ich brauche, sogar die extrafeine dänische Butter zu acht Dollar das Pfund. (Julia Child nimmt es normalerweise nicht sehr genau mit den Zutaten. Das ist einer der Gründe, warum ich mich zu ihr hingezogen fühle. Wenn sie also Butter »bester Qualität« aufführt, dann meint sie es wohl so.) Die Einkaufstüte ist nicht schwer. Der U-Bahnhof ist nicht überfüllt, und es kommt auch sofort ein Zug. Die Leute weichen aus, während mir der Kameramann folgt und mich über die Schulter filmt oder vorausläuft, um mich zu filmen, wenn ich um die Ecke komme. Ein Typ versucht mich anzuquatschen, offenbar hat er den Eindruck, ich sei jemand Wichtiger, mit dem Kameramann im Gefolge.
    Zuhause werden Eric und ich mit Mikros verdrahtet, und während die Kamera ehrfürchtig hinter uns herrollt, trinken wir Wein, hacken Zwiebeln, rühren auf dem Herd etwas um und tun so, als starre uns keine Kamera ins Gesicht. Plötzlich befleißige ich mich einer höflichen Sprache, ohne große Mühe. Ich bin heiter; ich koche ohne großes Theater. Ich mache Garnelen in Beurre Blanc, das ist nichts anderes als ein Dreiviertelpfund zerlassene dänische Butter mit ein paar untergerührten Krustentieren, dazu Spargel mit Sauce Moutarde , und es schmeckt tierisch gut. Ich komm mir vor wie ein berühmter Meisterkoch, aber auch wie ein Schwindler. Ich bin versucht, eine

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