Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
Vom Netzwerk:
machte noch Epinards Etuvés au Beurre , in Butter gedünsteten Spinat, Tomates Grillées au Four , die aber gebacken und nicht gegrillt werden, und Eiernudeln.
    Ich richtete es sogar noch ach-so-hübsch an, was Eric außer Reichweite der Kamera - wenn auch nicht außer Reichweite des Mikros, wir waren nie außer Reichweite des Mikros, wie die Teilnehmer einer Reality-Show, die immer verwanzt sind, selbst wenn sie aufs Klo gehen oder zwecks lüsterner Stelldicheins in den Wald abhauen - zu dem Gemurmel veranlasste: »Das ist ein potemkinsches Julie/Julia-Projekt.« Denn Julie serviert das Essen nie hübsch dekoriert und portionsweise angerichtet. Es war, als sei das Mikrokabel, dass sich zwischen meinen Brüsten talwärts schlängelte, eine direkte Verbindung zu einem eiskalten Martha-Stewarthaftigkeits-Born - es machte mich geradezu zu einem Monster.
    Erst interviewte mich der Reporter. Wir saßen zusammen am Esstisch, zwischen uns, sorgsam arrangiert, ein Teller und mein zerfleddertes Mastering the Art of French Cooking , und ich versuchte zwischen trockenen Hustenanfällen geistreiche, bissige Spitzen abzuliefern. Dann servierte ich das Essen für Eric und mich in unserem wahnsinnig süßen, aber winzigen Esszimmer, während sich Kameramann, Tontechniker und Producer um uns drängelten und uns taghell anleuchteten, und der Reporter setzte sich dazu und aß mit uns - oder er tat so, als äße er, denn er war Vegetarier. Reporter sind wohl anfällig für so was. Nach der Aufnahme lud ich auch die anderen ein, sich hinzusetzen und zu essen. Der Tonmann, dessen Frau nicht nur Vegetarierin, sondern sogar Veganerin war - um Gottes willen! -, fiel fast in Ohnmacht. Er hörte gar nicht mehr auf, mir zu beteuern, wie sehr Tomaten den Geschmack von Frikadellen verbesserten. Ich hatte nicht den Mut, ihm zu sagen, dass der eigentliche Gag an diesen Kalbsfrikadellen der Schweinespeck war. Der Producer informierte mich darüber, was ich bei Buffy verpasst hatte, und der Kameramann - der von der Front im Irak berichtet hatte, bevor er nach Long Island City an die Front geschickt wurde - erzählte tolle Frontstories.
    Sie kennen das ja: Wenn ein Filmsternchen interviewt wird und zirpt, wie »unwirklich« es sei, wenn man berühmt ist, dann denkt man: »Oh, bitte, mach halblang!« Gut, ich weiß nicht, wie es ist, wenn einem Reporter den Müll durchwühlen und die Modedesigner einen anbetteln, man möge doch bei der Oscarverleihung ihre Millionendollarohrringe tragen. Aber wenn man in einer versifften Vorortküche, von einem Filmteam umschwirrt, ein Essen kocht und der Abend damit endet, dass man mit besagtem Filmteam Kalbsschweinespeckbuletten isst und über den Irak und das Töten von Vampiren spricht - und wenn man dann eine Woche später sieht, dass die ganze Chose auf eine Vierminutenstory zusammengeschnitten wurde, moderiert in den CBS-ABENDNACHRICHTEN von Dan Rather, der am Ende rätselhafterweise »Only in America« anstimmt - das hat wirklich etwas Unwirkliches.
    Okay, es ist August. Im Kielwasser des CBS-Beitrags wurde ich von Newsweek interviewt, von der Los Angeles Times und von einem halben Dutzend anderer Radiosender in den Staaten und, warum auch immer, in Australien. Ich habe noch dreizehn Tage und zweiundzwanzig Rezepte vor mir. Ich bin ein bisschen nervös. Die Bleaders schreiben Sachen wie: »Koch, du Penner, koch!!! Koch oder Steig AUS! 25 in 12! Koch, du armseliges Weichei! Koch!« Natürlich war das gut gemeint. Aber ich schlafe nicht gut, und wenn, dann träume ich. In einem Traum habe ich eine total verdreckte Taube von der Straße aufgelesen und ins Büro mitgenommen. Sie haust dort in einer leeren Kopierpapierschachtel. Julia hat mir befohlen, das Ding fürs Abendessen umzubringen und zu zerlegen, aber ich bringe es nicht übers Herz, diese Flugratte ist sowieso viel zu schmutzig zum Essen - deshalb lasse ich sie heimlich in der Eingangshalle fliegen und behaupte, ich hätte keine Ahnung, wo sie hingekommen sei.
    Und nun hat sich Eric gestern Abend wegen einer misslungenen Sauce Tartare auch noch fast von mir scheiden lassen.
     
    Es sollte eigentlich ganz einfach werden. Nur Roastbeefsandwichs mit Fertigsalat und Bouchées Parmentier au Fromage , Kartoffelkäsestangen. Ich kam zeitig genug heim, um das Essen auf den Tisch zu zaubern und dann zu wichtigeren Dingen überzugehen, wie Trinken, »Civilization« spielen und mal richtig früh schlafen gehen.
    Der Unterschied zwischen Sauce Tartare und normaler

Weitere Kostenlose Bücher