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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Augen und schniefte noch auf meinen Handrücken, während Gwen ihre Bluse abtupfte. »Was ist jetzt schon wieder los?«
    »Schau dir das an.«
    Gwen und Sally starrten mich an, und ich starrte zurück. »O Gott. Was ist los?«
    In diesem Augenblick kam Eric aus der Küche. Mit Kochhandschuhen trug er ein Backblech vor sich her.
    Es war meine Pâté de Canard en Croûte . Und sie war perfekt .
    Gwen kreischte, Sally klatschte. Eric grinste mich an. »Würdest du bitte einen Blick hierauf werfen?«
    Ich seufzte.
    »Julie, das sind 75 Prozent von dem, was Julia kann - mindestens !«
    Mir entwich noch ein Schluchzer/Lacher, aber ich schüttelte ihn ab. »Also gut.« Ich winkte Eric zurück in die Küche. »Dann knacken wir die Dame mal.«
    Julia verlangte, dass ich die Ente ausbuddelte, entfesselte, in Scheiben zerlegte und wieder in die Teighülle zurückbugsierte. Doch daraus wurde nichts. Allen schlug das Herz bis zum Hals, als sie zusahen, wie ich eine Art Deckel aus dem Teig sägte, ihn vorsichtig beiseite legte, mit einer Schere vorsichtig hineinfuhr und alle Fäden, die ich erwischte, zerschnitt und rauszog. Danach legte ich den Deckel wieder drauf, nahm mein größtes Tranchiermesser, mit dem ich vor fast einem Jahr nicht einmal eine Kerbe in einen Markknochen bekommen hatte, und schnitt die Ente in Scheiben.
    Es schmeckte anders als alles, was ich jemals gegessen hatte - nicht eigentlich besser, sondern nach mehr . Üppiger, geschmeidiger, knuspriger, buttriger und entenhafter. Kulinarisches Plutonium war das, aber was für ein Umstand! Wir saßen alle um den Esstisch, übersättigt und rülpsend, unter dem wuscheligen lila Lampenschirm, den Eric mir zum Valentinstag geschenkt hatte und der aussah wie eine Muppetfigur und dank CBS auch einen fünfzehnminütigen Auftritt gehabt hatte. »So«, sagte Gwen, »wenn Julia sich darüber nicht freut, dann kann man es diesem Miststück einfach nicht recht machen.«
    Vergiss die Tarte-Orgie... so kocht man eben bei uns in Long Island City.
    Als Sally und Gwen heimgegangen und die Reste der jetzt traurigen, geplünderten Pâté de Canard en Croûte in Plastikfolie gewickelt und im Kühlschrank verstaut waren, gingen Eric und ich ins Bett. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und hakte mein Bein über seine Schenkel, und bald war ich wieder am Kichern und Schluchzen, nur leiser diesmal, und mit mehr Gekicher. »Fast fertig«, sagte Eric.
    »Fast fertig.«
    »Was gibt’s morgen zum Essen?«
    »Nieren mit Rindermark.«
    »Mmm, Rindermark.«
    »Ja.«
    »Und dann, danach« - Eric küsste mich auf den Scheitel, während ich mich näher kuschelte, »kriegen wir dann einen Hund?«
    Noch ein Kichern/Weinen. »Klar.«
    »Und ganz viel Salat?«
    »Oohh, ja. Und ein Baby? Du weißt, dass ich es in Angriff nehmen muss, Eric, ich hab doch ein -«
    »Ein Syndrom, ich weiß. Da mach ich mir keine Sorgen.«
    »Warum nicht? Vielleicht sollten wir uns Sorgen machen?«
    »Nee.« Er kniff mich in die Schulter. »Wenn du das Projekt geschafft hast, dann schaffst du auch ein Kind. Kein Problem.«
    »Hm. Vielleicht hast du Recht.«
    Und so schliefen wir ein - wie zwei mit Entenfootballs voll gestopfte Babys.
     
    Am letzten Tag des Julie/Julia-Projekts ging ich nicht zur Arbeit - denn wie gesagt, was konnten sie mir schon anhaben? Ich hatte wohl vor, den Tag ganz gelassen anzugehen, mit der Zubereitung des letzten Essens, mit einer Meditation über die Bedeutung dieses Jahres und die Unzahl an guten Dingen, die es mir eingebracht hat. Aber ich war nie besonders gut im Meditieren, und eine heitere Gemütsruhe zu erlangen, wie sie in der französischen Küche vonnöten ist, dauert länger als ein Jahr. So verlief mein Vormittag in einem Anfall von schwerem ZivilisAktionismus («Ich erobere nur noch schnell Rom, dann höre ich bestimmt auf...«), und ich musste dann wie eine Irre lossausen, um meine Einkäufe noch zu erledigen. Bei Ottomanelli, wo ich die Nieren und Markknochen kaufte, sagte der Verkäufer: » Heeey! Was macht die Kocherei? Mit wem noch mal? Julia Child?«
    »Geht gut! Eigentlich bin ich schon fertig.«
    »Das ist gut, das ist gut. Ich sag’s Ihnen, ich hab noch nie im Leben so viele Innereien verkauft.« Er hielt meinen Markknochen hoch. »Brauchen Sie den, damit es intensiver schmeckt? Ich hack ihn auseinander, dann kriegen Sie das Mark leichter raus.«
    Und das sagt der mir jetzt!!!
    Ganz allein aßen Eric und ich die Rognons de Veau à la Bordelaise mit grünen Bohnen und

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