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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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wirken, und ein zweites, das jegliche Unterstellung, Haushalt oder Körperpflege seien nicht ganz einwandfrei, als schwere Beleidigung empfindet und dennoch, obwohl es sich diesbezüglich fast ständig am Rande der Hysterie bewegt, ein ausgesprochener Messie ist. Ratet mal, welches ich bin.
    Hinzu kommt, das ich seit ewigen Zeiten meine Mutter fast an den Rand des Wahnsinns treibe, indem ich in uralte, manchmal nachweislich gesundheitsschädliche Behausungen ziehe. Es ist Jahre her, und trotzdem spricht sie noch immer von meinem ersten New Yorker Apartment, als sei dies ein Kerker der Roten Khmer gewesen. Und natürlich vergisst sie niemals den Tag, an dem sie die hundert Jahre alte, halb verfallene Lehmhütte im hintersten Winkel von New Mexiko zu sehen bekam, die wir frisch verheiratet angemietet hatten. Sie stand in der Tür, und der Strahl ihrer Taschenlampe durchbohrte die Dunkelheit und schoss über den Boden auf der Suche nach Mauseköttel oder den Leichen größerer Lebewesen, womöglich Menschen. Tränen stiegen ihr in die aufgerissenen Augen. Mein Leben lang werde ich das blanke Entsetzen in der Stimme meiner Mutter nicht vergessen, als sie flüsterte: »Julie, im Ernst, hier holst du dir den Tod .«
    Ich stand vor der Pfanne und piekste in die Butter: » Schmilz , verdammt noch mal!« Eigentlich sollte ich die Butter klären, das heißt, den weißen Schaum abschöpfen, der sich bildet, wenn die Butter schmilzt, und sie erst stark erhitzen, wenn ich die Brottaler darin briet. In letzter Zeit hätte ich einiges tun sollen, was ich nicht tat. Stattdessen warf ich nun das Brot hinein, sobald sich die Butter verflüssigte. Natürlich wurden die Canapés - denn solche wollte ich aus den Brotscheiben machen - nicht braun, sondern nur matschig, gelb und butterig. »Scheiße. Es ist jetzt elf Uhr abends, diese Scheißbrötchen gehen mir so was von am Arsch vorbei«, sagte ich, holte sie raus und ließ sie auf zwei Teller fallen.
    »Sag mal, Julie, musst du so reden?«
    Ich drehte das Gas hoch, um die mit Wein verwandte Eierpochierflüssigkeit zu einer Sauce einzukochen. »Willst du mich verarschen?«
    Eric lachte nervös. »Tja. Kleiner Scherz am Rande. Lustig, nich?«
    »Ha, ha.« Ich band die Sauce mit Stärkemehl und Butter. Dann bugsierte ich auf jedes durchweichte Canapé ein Ei und löffelte etwas Sauce darüber. »Die Eier trugen blau, die Sauce grau«, murmelte ich in meiner besten Bogart-Manier, die allerdings nicht besonders gut war - ich war nie besonders gut im Nachmachen. Auf jeden Fall war die Sauce ziemlich malvenfarben. Es war kein guter Witz, und keiner von uns lachte.
    Wir aßen schweigend, inmitten von ausgepacktem Geröll. Das Ei schmeckte wie der billige Wein, nur mehr nach Butter.
    Aber so schlecht war es eigentlich gar nicht.
    »Ist gut, Honey«, wagte sich Eric vor.
    Ich sagte nichts.
    »Wenn du bedenkst: Bis vor einer Woche hast du noch nie ein Ei gegessen, und jetzt isst du das . Wie viele Menschen essen jemals in ihrem Leben in Rotwein pochierte Eier? Wir tun hier etwas, das fast niemand tut!«
    Ich wusste, er versuchte nach Kräften, mich zu trösten, und ich schenkte ihm ein tränenumflortes Lächeln. Aber er konnte die Frage nicht verdrängen, die zusammen mit den leisen Kaugeräuschen unausgesprochen über unserer wortkargen Tafel schwebte: »Warum, Julie? Warum Julia? Warum jetzt ?«
     
    Als Paul 1948 nach Paris zog, kam Julia einfach mit - und wollte natürlich essen. Sie hatte wirklich keine Ahnung vom Kochen, noch nicht, aber sie war hungrig. Sie konnte mehr verdrücken als jeder andere Mensch, dem Paul je begegnet war - abgesehen von ihm selbst.
    Es stimmte Paul traurig, dass sein Paris, in dem er vor dem Krieg so lang gelebt hatte, allen Glanz verloren hatte. Die zerbombten Gebäude, die Allgegenwart des Militärs bedrückten ihn. Doch Julia hatte die Stadt nie anders erlebt, sie fand das alles nicht so schlimm. Im Grunde war ihr Leben noch nie so schön gewesen.
    Ihre Wohnung in der Rue de L’Université war eisig, es gab nur einen Bollerofen, und es war ein kalter Winter. Die Wohnung hatte eine merkwürdige L-Form. Wenn Paul sich aus dem Wohnzimmerfenster lehnte, konnte er ein Foto von Julia machen, die sich ihrerseits aus dem Schlafzimmerfenster lehnte, mit den Dächern von Paris im Hintergrund. In diesem wunderlichen, muffigen Apartment lernte Julia kochen, und es machte ihr große Freude.
    Julias Mutter war schon lange tot, als sie und Paul in die Pariser Wohnung zogen,

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