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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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sagen wir: etwas seltsam . Als ich sie aus der Guglhupfform stürzte, sah ich, dass sich verschiedene Lagen gebildet hatten, oben war sie hell und cremig, unten dunkelorange und geleeartig. Doch als ich sie aufschnitt und auf Tellern anrichtete, sah es eigentlich ganz hübsch aus, fast, als hätte ich es so beabsichtigt. Statt einer Einheit aus luftiger Creme und Gelatine hatte ich zwei Schichten fabriziert, ganz eigene, aber sich ergänzende Spielarten von Orange. Es war zwar nicht das, was Julia vorgesehen hatte, aber vielleicht war es gerade deshalb genau richtig.

    Mai 1945
Kunming, China
     
    »Ich kann nur sagen, Gott sei Dank ist das Essen besser geworden.«
    »Ja, da hast du Recht. Ich fand unser Essen letzten Sonntag herrlich, du auch?«
    »Ja, wunderbar.« Paul saß auf seiner Pritsche und versuchte, den Brief an Charlie bei Kerzenschein fertig zu schreiben, da schon wieder kein Strom da war. Ob Ceylon oder China, manche Dinge änderten sich anscheinend nie.
    Julie hockte in dem Stuhl neben seinem kleinen Schreibtisch, hatte eines ihrer langen Beine auf den Sitz hochgezogen, nippte an einem Saftglas mit chinesischem Gin und las das Buch »Wendekreis des Krebses«, das er ihr geliehen hatte. Sie seufzte auf und streckte sich. Es schien Paul, als sei sie in dem Jahr, seit er sie nun kannte, ruhiger geworden, nachdenklicher. Es war angenehm, diese stillen Abende mit ihr zu verbringen. Obwohl ihr Lachen natürlich noch immer die Fensterscheiben zum Klirren brachte. »Hier wimmelt’s ja von Schwänzen«, bemerkte sie.
    »Kann man wohl sagen.« Julias Prüderie irritierte ihn etwas, aber das hätte er nie ausgesprochen. Sie konnte nichts dafür, sie war einfach unerfahren für ihr Alter.
    »Trotzdem ist es wunderbar geschrieben. Danke, dass du’s mir geliehen hast.«
    »Natürlich«, murmelte er zerstreut. Er kämpfte mit seinem Brief. Charlie hatte Bartlemans weit zurückliegende Weissagung zu Pauls Liebesleben erwähnt, die herrliche Zukunft, die ihm jederzeit in den Schoß fallen könne. Diese Mischung aus fast verrückter Hoffnung und zunehmendem Zynismus erzeugte ein solches Brummen in seinem Kopf, dass er nicht mehr folgerichtig denken konnte.
    »Paulski, wann probieren wir das Restaurant aus, von dem Janie sprach? Ho-Teh-Foo heißt es. Ach, wenn ich doch sofort eine Pekingente haben könnte!«
    »Vielleicht kann ich an einem der nächsten Sonntagnachmittage freibekommen.«
    »Schön. Und dann machen wir noch einen Ausflug zu einem der Klöster, was meinst du? Jetzt, wo das Wetter so gut ist.« Mit einem zufriedenen Seufzer kehrte sie zu ihrem Buch zurück und beugte sich tief darüber, um in dem schwachen Licht die Wörter zu erkennen.
    Paul schrieb in einer unleserlichen Handschrift, wie sehr es ihn nach Liebe verlange. Jahre später las er das wieder, und seine Begriffsstutzigkeit beklagend, vermerkte er ärgerlich am Rand, er habe Jahre vergeudet und sei blind gewesen für das, was da vor ihm saß und den »Wendekreis des Krebses« las.
    Doch in diesem Moment leckte er nur den gummierten Luftpostumschlag an und klebte ihn zu.

108. TAG, 154. REZEPT

    Das Gesetz der abnehmenden Erträge
    > Hallo. Bist du da?
< Ja.
> Ich hab ein Problem.
< Du hast ein Problem?! Ich hab ein Problem in Menschengestalt
hier in der Leitung!
     
     
    Es war mal wieder einer von diesen Tagen. Zwischen Einkaufslisten, Republikanern und wahnsinnigen Anrufern glaubte ich schon, die Glasglocke habe sich für immer über mein Büroabteil gestülpt, als ich dieses wunderschöne leise »Bing« hörte und das Fenster auf meinem Bildschirm aufsprang. Es war Gwen; sie hatte mir die Sache mit dem Instant Messaging beigebracht.
     
    > Was will sie denn?
< Es ist ein Er. Er will am Ground Zero ein Fußballstadion
bauen, mit einer besonderen Loge für die Familien
der Opfer. Klasse, oder?
> Oh mein Gott!
     
     
    Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr es den Dienst am nervtötenden Volke erleichtert, wenn man gleichzeitig per IM über besagtes Volk abfällig urteilen kann.
    < Also, was gibt’s?
> Erinnerst du dich, dass ich dir von diesem Mitch aus
dem Büro in LA erzählt habe?
     
     
    Gwen arbeitet in einer Produktionsfirma in Tribeca, die Musikvideos und Werbung herstellt. Das klingt nach einer tollen Arbeit und ist es zum Teil auch. Sie geht zu Filmshootings und hört sich Bands an, die viel zu angesagt sind, als dass ich schon von ihnen gehört haben könnte, und einmal hat sie Jimmy Fallon ins Gesicht gesagt, er sei

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