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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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ein Vollidiot, was bestimmt ein gutes Gefühl war. Andererseits muss auch sie den ganzen Tag telefonieren und in den Regen hinauslaufen zum Garden of Eden , wenn sich jemand im Büro entrüstet, es sei keine andere Sojasauce im Kühlschrank als »Kikkoman, heiliger Bimbam, wollt ihr mich verscheißern?« Ihr Chef ist ein neurotischer, verklemmter, schwuler Kokser, ein ganz netter Kerl, obwohl er ein paar Marotten hat. Zum Beispiel beugt er sich über Gwen, wenn sie am Schreibtisch sitzt, beißt sie in die Schulter und sagt dann: »Meine Fresse, hab ich mir jetzt eine Anzeige wegen Belästigung eingehandelt?« Doch nicht das machte ihr jetzt zu schaffen. Was ihr zu schaffen machte, war Mitch.
    Gwen zufolge hatte Mitch in dem Büro in Los Angeles irgendeinen höheren Posten. Ich wusste wirklich gar nichts über ihn, außer dass er offenbar sehr gute IMs schrieb. Das hatte Gwen angedeutet.
     
    < Natürlich. Was ist mit ihm?
> Es ist ziemlich schlimm. Er kommt hierher. Eine so
genannte »Geschäftsreise«.
< So. Das ist doch toll!
> Ja, nur…
< O Gott, was denn?
> Na ja, er ist älter als ich. 35.
    Natürlich beabsichtigte Gwen nicht, dass ich mich wie ein altes Weib fühlte, wirklich nicht. Sie ist erst 24. Manchmal ist es so, als spräche ich mit einer Drittklässlerin, die fragt, ob sie das Wechselgeld haben kann, wenn ich an der Kinokasse meinen Seniorenrabatt bekommen habe. Ich versuche, nicht beleidigt zu sein.
     
    < Da schaut er sich doch noch nicht die Radieschen
von unten an…
> Na ja, gut, es ist etwas anderes.
< Was?
Was??!!!
> Es hat sich rausgestellt, dass er verheiratet ist.
     
     
    Lieber Gott, ist das alles?
    Gwen hält das wohl für eine weltbewegende Meldung. Aber es ist seltsam beim Instant Messaging: Was man da sagt, wirkt wie durch ein Teleskop betrachtet, jedes Ereignis ist beruhigend fern und gleichzeitig unwiderstehlich aufregend. Außerdem war dieser Kerl aus LA. Schlief da nicht jeder mit jedem? Das schien mir dort ohnehin das einzig Reizvolle zu sein, das und die Swimmingpools und die Filmstars.
    Aber ich wollte nicht den Spielverderber spielen. Gwen mochte den Jungen wirklich. Sie war enttäuscht.
     
    < So ein Blödmann. Wie hast du das erfahren?
> Ach, ich hab es schon die ganze Zeit gewusst.
     
     
    Aha. So viel zum Thema »Beschützen von zarten, empfindsamen Freundinnen«.
    > Aber wenn er nach New York kommt, will ich doch
mit ihm schlafen, Julie. Findest du mich dann
schrecklich, Julie, wenn ich mit ihm schlafe?
< Wie bitte? Warum sollte ich dich dann schrecklich
finden?
> Weil ich eine abscheuliche Ehebrecherin bin.
     
     
    Seit wann bin ich eine Vorzeigefrau in Sachen Unverletzlichkeit der Ehe? Bloß weil ich schon länger verheiratet bin als Gwen wahlberechtigt, halten mich meine ledigen Freundinnen für eine moralische Autorität. Aber ich bin nicht so spießig. Gerade Gwen müsste das wissen.
     
    < Hör auf. Soll er sich doch über den Zustand seiner
Ehe Sorgen machen. Ich finde, wenn er einer Frau,
die nicht seine Ehefrau ist, lüsterne Instant Messages
schickt, ist das sein Problem.
     
     
    Ich weiß, ich weiß. Ich bin eine schreckliche Freundin und Verräterin am Ehegedanken. Ich wäre die schlechteste Ratgebertante der Welt. Ich habe nichts zu meiner Verteidigung anzuführen außer der Beteuerung, dass ich fast eine Minute in mich gegangen bin, bevor ich diesen höchst fragwürdigen Ratschlag von mir gab. Ich fragte mich, was ich täte, wenn Eric von einem seiner Freunde eine solche Empfehlung bekäme. Mir dies auszumalen fiel mir etwas schwer, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Eric a) sich zur Untreue verführen ließ, b) es wagen würde, jemandem davon zu erzählen oder c) einen Freund hätte, der ihm einen solchen Rat gäbe. Doch ich legte einfach los. Ich verspürte kein Fünkchen von Seelenqual. Allenfalls eine leise Andeutung von Neid. Warum schickte mir niemand lüsterne IMs?
    > Na ja, vielleicht kommt es ja gar nicht so weit.
     
     
    Ja, klar. Jetzt zog Gwen mit diesem Kerl los, trieb die wildesten Dinge mit ihm, weil ich ihr grünes Licht gegeben hatte, und dann erzählte sie mir nichts davon, weil sie fürchtete, mich alte Ehefrau mit meinem Ehefrauensex würde das bedrücken.
    Großartig. Einfach großartig.
     
    Was Sam Pepys bei seinen Einladungen außer Austern und Hammel in Zwiebelsauce noch hätte anbieten können, sind Œufs en Gelée . Œufs en Gelée sind verlorene Eier in Aspik. Wenn ich Julias Worten glauben darf - und

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