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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Vorzüge liegen auf der Hand - man spart Zeit, wenn man nicht jedem flüchtigen hysterischen Anfall seiner Ehefrau Beachtung schenkt. Im Gegenzug beherrsche ich die Technik des Verstärkens und Ausschmückens, die sich beim Durchbrechen des Verteidigungswalls als äußerst wirkungsvoll erwiesen hat. Und wenn ich ihn erst einmal wachgerüttelt und zu einer Reaktion gebracht habe, ist er deutlich im Nachteil, da er nicht viel von meinem Wortschwall mitbekommen hat und deshalb nicht genau beurteilen kann, auf welchen Teil er am besten antworten soll, um ihn zu entschärfen. Da außerdem er derjenige ist, der nicht zugehört hat, stehe ich moralisch besser da. So funktioniert Darwinismus, Freunde.
    »Du vergeudest gar nichts. Das ist doch Unsinn.«
    »Dann hältst du mich also für fett? Ist es das?« (Siehe oben.)
    »Was? Nein. Du schaffst es schon. Wie viele Rezepte hast du schon ausprobiert?«
    »136. Mit heute Abend 138.«
    »Siehst du? Du hast schon mehr als ein Viertel hinter dir. Du bist spitze!«
    »Nein, nein, nein. Ich muss noch Aspik machen. Ich muss eine ganze Ente entbeinen . Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das heißt, eine Ente entbeinen? Natürlich nicht. Dein Hirn ist viel zu sehr mit Nachrichten und FreeCell beschäftigt, um Zeit für etwas zu haben, was für deine Ehefrau von überwältigender Bedeutung ist.«
    Unsere Katze Maxine nutzte meine Unaufmerksamkeit und erschlich sich einen Lagerplatz auf Mastering the Art of French Cooking , das daraufhin über den Rand der Arbeitsfläche kippte. Die rubensrunde Katze und das Buch segelten zu Boden. Max flitzte verärgert und gedemütigt davon; der Buchrücken hatte sich gelöst. Bis ich das Buch aufgehoben und die Seite mit der Sauce à la Moutarde wieder gefunden hatte, war Eric mitsamt seinem iBook verschwunden und hatte eine Duftwolke von Verletztheit und Wut hinterlassen. Meine moralische Überlegenheit hatte sich in Rauch aufgelöst.
    Ich hatte keine Lust mehr. Der Lachs à la Moutarde mit geschmortem Chicoree war eine Katastrophe - zusammen mit dem Chicoree fischelte der Lachs, und der Lachs ließ den Chicoree noch bitterer schmecken. Eric und ich hatten schon seit einem Monat nicht mehr miteinander geschlafen, und heute Abend würden wir die Dürreperiode bestimmt nicht beenden. Aber ich konnte nicht aufhören. Auch wenn es mich ganz schön aus der Bahn warf.
     
    Gwen kannte Mitch als Kollegen schon fast ein Jahr vom Telefon, aber erst als sie sich persönlich kennen lernten, weil er für einen Werbespot nach New York kam, ging die »Geschichte« los. An jenem Morgen hatte sie ihn mit dem Summer ins Büro gebeten.
    »Die berühmte Gwen, nehme ich an?«, sagte er und lächelte, als er auf ihren Schreibtisch zuging und mit der Lässigkeit des erfahrenen Killers seine Handschuhe abstreifte.
    »Ähm, ja?«
    »Endlich sehen wir uns. Mitch, aus dem Büro in LA.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Mitch war kein furchtbar großer Mann und bei näherer Betrachtung auch kein furchtbar gut aussehender, obwohl er das Haar topmodisch verwuschelt hatte und einen Mantel trug, der so teuer und luxuriös aussah, dass Gwen ihn am liebsten angefasst hätte. Ein solcher Mantel für einen Mann aus Los Angeles, der ihn höchstens zweimal im Jahr tragen konnte, wenn er im Winter in New York war! Als Gwen sagte: »Oh! Hi! Schön, dass ich Sie mal kennen lerne!«, kam das lauter und quieksender heraus als beabsichtigt.
    »Phil sagte, Sie sähen aus wie eine junge Renée Zellweger.« Gwen, die eine langjährige, mir nie recht verständliche Abneigung gegen Renée Zellweger hegt, hatte dies schon mehrmals von Phil dem Schulterbeißer zu hören bekommen; sie verzog nur das Gesicht. Mitch fuhr fort: »Er ist ein Arschloch. Sie schauen haargenau wie Maggie Gyllenhaal aus.«
    »Ach, Unsinn.« Sie errötete bereits.
    »Hören Sie, ich zieh nicht durch die Lande und sag den Frauen, dass sie wie Filmstars aussehen. Ich meine es ernst - ich habe mit Maggie gearbeitet. Sie könnten ihre Zwillingsschwester sein.« Er lehnte sich über den Rezeptionstresen, um sie besser betrachten zu können. »Maggies winzig kleiner Elfenzwilling.«
    Gwen wusste, dass sie wie eine Irre grinste, konnte aber nichts dagegen tun.
    »Na ja, man kann wohl nicht erwarten, dass Phil einen Kennerblick für Frauen hat.« Seine großen, dunklen Augen lachten sie an, und er schien in dem engen Büro mehr Platz einzunehmen, als sein schlanker Körperbau erwarten ließ. »Ist er gerade in seinem

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