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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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aus Eiern, Milch, Wasser, Salz, Mehl und zerlassener Butter, und alles wird in den Mixer geschüttet. Inklusive dem Schmelzen der Butter ohne Mikrowelle braucht das Ganze ungefähr vier Minuten. Und wenn man Julia Childs Anweisung, den Teig zwei Stunden ruhen zu lassen, ignoriert - was ich natürlich tat -, braucht man zum eigentlichen Zubereiten auch nicht viel länger. Jedenfalls nicht bei diesem ersten Mal. Ich erhitzte die Pfanne, rieb sie mit einem Stück Speck aus, goss etwas Crêpeteig hinein und bewegte die Pfanne, bis der Teig den Boden bedeckte. Mit einem Spatel hob ich die Ränder an, um die Crêpe zu lockern - sie löste sich schon. Ich versuchte, sie mit den Fingern zu wenden. Sie riss, aber das schreckte mich nicht - »Die erste Crêpe ist immer eine Probecrêpe«, hieß es von Julia. Wieder rieb ich die Pfanne mit Speck aus, wieder goss ich Teig hinein, diesmal ein bisschen mehr. Wieder wirbelte ich die Pfanne kurz herum, lockerte die rasch bräunende Crêpe mit dem Spatel, wendete sie mit der Hand.
    »Voilà! Crêpe! Ich bin der King!«
    Es war zu leicht, nicht der Rede wert. Als ich bei der vierten anlangte, wendete ich sie schon, als sei ich dafür geschaffen. Und an diesem Abend machte ich mir keinerlei Gedanken über meinen dreißigsten Geburtstag oder mein Syndrom.
    Doch nichts ist so einfach. Ich hätte es wissen müssen.
    Die nächste Woche war die Crêpe-Hölle. Ich machte süße und würzige Crêpes, Crêpes mit Eischnee und Crêpes mit Hefe, Crêpes farcies, roulées und flambées . Und immer wieder blieben die Crêpes in der Pfanne hängen. Sie brannten an, sie zerrissen. Wenn sie die Pfanne überlebten, sahen sie aus wie böse Fabeltiere.
    Eines Abends fuhr Eric zu einer Konferenz, und ich lud Gwen und Sally zu einer Girlie-Crêpe-Nacht ein. Ich hätte merken müssen, dass sich das Schicksal gegen mich verschworen hatte, denn mein Mixer - den ich wegen unpraktisch angeordneter Steckdosen und Steckerdreipoligkeit (immer das Gleiche!) auf den Mülleimer gestellt hatte - kotzte beim Teigrühren Milch und Wasser in die Gegend und veranstaltete eine totale Sauerei, und das, nachdem ich die Wohnung gerade halbwegs präsentabel hergerichtet hatte. Aber ich war nie besonders gut im Deuten von Vorzeichen.
    Ich kochte Spinat und rührte für die Füllung des Gâteau aux Crêpes eine Sauce Mornay , alles schien glatt zu gehen. Sally kam mit einer Packung Milky-Way-Eis an. Während sie durch die Wohnung schlenderte und versuchte, die Berge schmutziger Wäsche, die dicken Lagen Staub und den Gestank aus dem Katzenklo zu ignorieren, verrührte ich in einer Schüssel Sahnefrischkäse mit Salz, Pfeffer und einem Ei. Als Nächstes kam Gwen und machte sich, wie es ihre Art ist, sofort ans Cocktailmixen, während ich Champignons in Scheiben schnitt, mit Schalotten in Butter und Öl briet und unter die Frischkäse-Mischung rührte. All dies verlief ohne jede Krise, was nicht heißt, dass es schnell ging. Es war fast zehn Uhr, als ich schließlich mit den Crêpes anfing.
    Ich erhitzte die Pfanne, rieb sie mit Speck aus, goss den Teig hinein und ließ die Pfanne kreisen, um den Teig zu verteilen.
    Die Crêpe haftete am Pfannenboden wie mit Pattex festgeklebt.
    Okay, okay. Die erste Crêpe ist immer eine Probecrêpe. Noch einmal von vorn.
    Ich kratzte das Zeug aus der Pfanne, spülte sie ab, erhitzte sie wieder, rieb sie mit Speck aus, goss den Teig hinein.
    Und er klebte wieder fest.
    Wenn nur Eric da gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich einen mit Zoten dekorierten Wutanfall psychotischen Ausmaßes bekommen - vermutlich ein gutes Zeichen, dass ich in seiner Gegenwart so sehr ich selbst sein kann. Aber vor meinen Freundinnen durfte ich nicht durchdrehen, deshalb biss ich die Zähne zusammen und begann noch einmal von vorn. Zum dritten Mal machte ich genau das Gleiche, goss den Teig in die heiße Pfanne - und siehe da, es funktionierte wie von Zauberhand! In weniger als einer Minute hatte ich eine wunderbar gebräunte Crêpe.
    Daraufhin befand ich mich eine Zeit lang in einem Leistungshoch, unterstützt von den Wodka Tonics und Marlboro Lights. Ich schaffte vier Crêpes ohne größere Zwischenfälle, dann blieben sie wieder kleben, und ich musste mehrmals das ganze Kratzund-Spül-Programm absolvieren, bis ich die Sache wieder in Gang kriegte.
    Sally konnte die ganze Nacht aufbleiben, wenn es um einen ihrer diversen Davids ging, aber die Aussicht, aufbleiben zu müssen, um ein Gericht mit dreierlei Käsesorten

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