Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
putzig in Tierform angerichtetes Essen und einen Roman von Philip Pullman.
Aus Louisiana bekam ich Filé Powder und einen Gefrierbeutel mit getrocknetem Rosmarin aus dem Garten eines Fans.
Aus Los Angeles bekam ich eine Tafel Scharffen Berger Schokolade, einen Ancho-Senf und eine Umhängetasche, die speziell für das Team und die Darsteller von Laurel Canyon entworfen worden war. Das ist einer meiner Lieblingsfilme, denn noch nie (im Ernst?) gab es eine so gute Liebesszene von zwei Frauen wie die von Fran McDormand und Kate Beckinsale.
Um diese Zeit war ich schwer mit Lammkeulen beschäftigt. Nun sind Lammkeulen nicht billig, wenn man nicht gerade in Neuseeland lebt, und das taten wir eindeutig nicht. Erics und mein Konto litt unter der Belastung. Und da hatte Isabel die Idee mit dem Spendenlink.
Ein Spendenlink führt den Besucher einer Website oder eines Blogs direkt zu Paypal oder einem anderen Online-Zahlungsdienstleister, über den man dem Inhaber der Website leicht und sicher jeden gewünschten Geldbetrag spenden kann. Isabel war der Ansicht, mit einem solchen Sponsorenknöpfchen bekäme ich sofort Hunderte von Dollars und wäre meine finanziellen Sorgen los. Ich erklärte sie für vollkommen verrückt.
Aber wie sich herausstellte, gab es jede Menge Menschen, die mir Geld schenken wollten, noch mehr als solche mit scharfen Saucen. Wenige Stunden, nachdem ich es geschafft hatte, den Link zu installieren und in Gang zu setzen, begann das Geld hereinzutröpfeln. Fünf Dollar hier, zehn dort, mal eins fünfzig, mal zwanzig Dollar. Auch das fand ich etwas gruselig, denn ich konnte mich nur schwer des Gedankens erwehren, dass auch Osama bin Laden so zu seiner ersten Million gekommen war. Ich machte keine Million. Aber ziemlich bald hatte ich einen hübschen kleinen Lammfleischetat beisammen. Gott sei Dank, denn es wäre ein Jammer gewesen, wenn wir das Geld für unsere Miete an gebratene Lammkeule Marinade au Laurier hätten verschwenden müssen.
Sechs Tassen Rotwein, eineinhalb Tassen Rotweinessig, eine halbe Tasse Olivenöl, 35 Lorbeerblätter, Salz und Pfefferkörner. Den Lammbraten einlegen, zudecken (nicht vergessen, ihn hin und wieder zu wenden) und vier oder fünf Tage lang in der Marinade ziehen lassen.
Bei Zimmertemperatur.
Wir luden vier verschiedene Frauen zu unserem Festmahl mit verfaultem Lamm ein. Dass alle vier im letzten Moment durch absolut glaubhafte Umstände verhindert waren, ist wieder einmal ein zwingender Beweis dafür, dass ein gerechter und fürsorglicher Gott über uns wacht. Und natürlich auch über diesen vier Frauen.
Im Laufe des Abends wurde das Lamm in den verschiedenen Stadien seiner Zubereitung von meinem Mann und mir wahlweise mit einer Alien-Totgeburt verglichen oder mit einem rätselhaften Stück Fleisch, das fanatische Revolutionäre im Keller des nunmehr herrenlosen Palastes eines französischen Aristokraten finden. In gewisser Weise ist dieses in Rotwein und Lorbeerblättern marinierte Lamm die Quintessenz der französischen Küche: Man nehme ein grässliches Stück Fleisch und fummle daran herum, bis es gut schmeckt. Außer natürlich der wohlschmeckende Teil. Der wird nicht so gut. Eric schmeckte Welch’s Traubensaft heraus, Julie einen Hauch saure Milch; ich glaube, wir müssen dankbar sein, dass wir am Ende des Abends nicht würgend über der Toilette hingen.
Ich will damit nur sagen: Dank sei Gott für die Bleaders, die dafür gesorgt haben, dass ich das Lamm, das ich ruiniert habe, nicht auch noch bezahlen musste.
Hallo, ihr alle, ich möchte nur mal sagen, wie sehr ich die Hilfe zu schätzen weiß, die ihr Julie in den letzten sechs Monaten habt zukommen lassen. Keine Ahnung, warum sie damit angefangen hat. Sie war immer schon ein wenig verrückt. Aber zum Glück hat sie Freunde wie euch, und dank euch merke ich jetzt auch, dass sie das Richtige tut. Danke,
Julies Mom.
P.S. Und was du findest, Clarence, kümmert mich einen Scheiß.
September 1946
Bucks County, Pennsylvania
»Als ich wieder zu mir kam, war ich blutüberströmt. Der arme Paulski war leichenblass. Er dachte, er hätte seine Frau verloren, bevor er sie gekriegt hat.«
»Und das war erst gestern? Julia, ihr hättet doch die Feier noch ein, zwei Tage hinausschieben können.«
Sie schüttelte nur grinsend den Kopf. »Er hielt mir ständig ein Tuch an den Kopf, aber ich dachte nur an meine Schuhe. Als ich aus dem Auto geschleudert wurde, flogen sie mir von den Füßen - und glaub mir,
Weitere Kostenlose Bücher