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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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zu essen, ließ sie inzwischen etwas spitz aussehen. Sie schlug sich tapfer. Ich hätte eigentlich 24 Crêpes machen sollen, aber als ich gegen elf Uhr 16 Stück fertig hatte, gab ich mich aus Mitleid mit uns allen damit zufrieden.
    Der Gâteau aux Crêpes wurde wirklich sehr schön. Ich schichtete abwechselnd Crêpe, Spinat und Pilzkäsesauce übereinander, begoss das Ganze mit Sauce Mornay und schob es zum Erwärmen noch ein bisschen in den Ofen. Zwar verlieh die Sauce Mornay dem Gericht etwas befremdend britisch Beiges, aber aufgeschnitten sah der Gâteau mit seinen grünen, goldenen und weißen Schichten prächtig aus. Nur schade, dass inzwischen alle schon fast eingeschlafen waren.
    Es lag also nicht daran, dass die Crêpes nichts wurden, sondern dass sich schwer vorhersagen ließ, wann sie was wurden. Mal klebten sie fest, mal nicht. Da konnten drei Crêpes in drei Minuten fertig sein, und die vierte dauerte dann eine halbe Stunde. Ich bekam Alpträume. In einem dieser Träume hatte sich meine ganze Behörde zum gemeinsamen Abendessen versammelt, zusammen mit meiner Familie und Buffy the Vampire Slayer. Während ich mit Mr. Kline, Nate und Buffy einen Schlachtplan gegen die Minions ausheckte, die unten in der Eingangshalle die Zerstörung der Welt betrieben, stand meine Mutter in der Personalküche und buk Hunderte von Crêpes, bis sie unter Stapeln von goldenen, federleichten Pfannkuchen versank.
    Im Laufe der Woche passte sich der Pulsschlag meiner biologischen Uhr dem meiner Crêpeängste an, und die beiden fanden zu einem jazzigen Rhythmus. Was war, wenn ich dreißig wurde und noch nicht einmal eine Crêpe backen konnte? Was war dann der Zweck der ganzen Übung?
    Am nächsten Pikanten Donnerstag beschloss Eric, das Ganze ein wenig aufzumischen. Ich würde wegen einer Pressekonferenz meiner Behörde erst ziemlich spät nach Hause kommen, und Eric überlegte, da ich mir doch so viel Sorgen machte, könnte er mir vielleicht etwas abnehmen und zumindest eines der Rezepte aus Mastering the Art of French Cooking schon mal aus dem Weg räumen.
    Für seinen ersten Projekt-Koch-Vorstoß wählte mein Mann Foie de Veau Sauté avec Sauce Crème à la Moutarde und Èpinards Gratinés au Fromage - das ist Kalbsleber mit Sahnesenfsauce und mit Käse überbackener Spinat. Er schaute sich die Rezepte an und fand sie nicht übermäßig schwierig - schätzungsweise brauchte er für beide Gerichte etwa vierzig Minuten. Nach der Arbeit ging er zu einem osteuropäischen Schlachter in Astoria und kaufte die Leber. Er wurde zwar aufgehalten, weil die acht Feuerwehrmänner vor ihm den Metzger unaufhörlich abblödelten - In welche Fleischerschule sind Sie denn gegangen? Hey, aufpassen, wir wollen keine Finger im Fleisch. Hören Sie nicht auf ihn, Finger sind proteinreich! -, aber er kam trotzdem schon kurz nach sieben heim, gerade rechtzeitig für die BBC World News mit Mishal Husain (laut Eric die sexyste Nachrichtensprecherin der Welt). Das Essen hatte keine Eile - ich kam frühestens um halb zehn. Er gedachte um halb neun mit dem Kochen anzufangen und alles fertig zu haben, wenn ich zur Tür hereinspazierte. Also schlenderte er durch die Wohnung, las Zeitung, hob schmutzige Socken auf und dergleichen, bis zwanzig vor neun. Da säuberte er den Spinat, und um 9.15 fing er schließlich an, ihn zu dünsten. Aber irgendwas stimmte nicht. Ihm dämmerte, dass er das Rezept erst ab der Mitte gelesen hatte und dass er den Spinat erst blanchieren und hacken musste. Hektisch nahm er ihn aus der Pfanne und setzte Wasser auf, und er zündete gerade die Flamme unter dem Topf an, als ich zur Tür hereinkam, nicht allzu verwundert über Erics missliche Lage.
    Gegen halb elf war der Spinat gekocht, geschleudert, gehackt und gedünstet. Eric fügte etwas Sahne und Schweizerkäse hinzu, füllte ihn in eine Auflaufform, gab zwei Löffel Paniermehl und noch einmal etwas Käse darüber und schob ihn für eine halbe Stunde in den Backofen. Dann schritt er zur Leber. Er würzte die Scheiben mit Salz und Pfeffer, wälzte sie in Mehl, legte sie in die heiße Pfanne und briet sie in Butter und Öl. Sie waren sofort fertig, noch ehe Eric kapiert hatte, dass er auch eine Sauce dazu kochen musste. Allmählich drehte sich ihm der Kopf. Er goss Sahne in die Pfanne und ließ sie eine Minute köcheln, las noch einmal im Rezept nach und merkte, dass er zuvor noch eine Tasse Brühe in der Pfanne hätte reduzieren müssen. Erst jetzt hörte ich aus der Küche:

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