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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Interesse daran. Aber wie war er zu dem Schluss gekommen,es sei besser als das Original? Einen Teil der Antwort kannte er zumindest: Er hatte vor allen anderen Naked gehört, und wenn er das Album in einer Besprechung als langweilig und überflüssig bezeichnet hätte, hätte er diesen Vorteil
     weggeschmissen. Andererseits hatte er immer gefunden, dass gerade das Kunst ausmachte: Sie verschaffte einem einen Vorsprung.
     Der hatte ihn allerdings etwas gekostet: Er hatte Devisen bekommen, aber der Wechselkurs war beschissen gewesen. Warum hatte
     er die elende Besprechung nicht einfach runtergenommen? Er wandte sich wieder seinem Computer zu, und machte dann noch eine
     halbe Drehung. Das konnte warten.
    All das, und jetzt so was. Wenn es stimmte, dass Tucker Crowe sich in Gooleness aufhielt – in seinem früheren Haus übernachtete – dann hatte er noch viele andere Gründe, den vorübergehenden Mangel an Urteilskraft zu bedauern. Hätte er sich nicht so über
     Annies Gleichgültigkeit geärgert, hätten sie sich wohl nicht getrennt, und dann hätten sie Tucker vielleicht gemeinsam kennengelernt.
     Hätte er eine Besprechung wie die von Annie geschrieben, hätte Tucker vielleicht ihn angemailt. Es war alles zu viel für ihn.
     Er hatte sein ganzes Leben vorsichtig gelebt, und bei der einen Gelegenheit, wo er alle Vorsicht zu einem Ball geknüllt und
     in den Wind geschlagen hatte, war es so ausgegangen. (Und dann war da natürlich noch Gina, ein anderer Handlungsstrang derselben
     Geschichte. Gina war, metaphorisch gesprochen, Naked , und ihre buchstäbliche Nacktheit, beziehungsweise das Angebot derselben, hatte nur bewiesen, wie genau die Metapher gesessen
     hatte. Auch da war er zu schnell gesprungen.)
    Die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens hatte er Tucker Crowe treffen oder zumindest mal mit ihm ineinem Raum sein wollen, und jetzt war er, möglicherweise, kurz davor, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen, und er hatte
     Angst. Wenn Tucker Annies Text gelesen hatte, durfte man annehmen, dass er Duncans ebenfalls gelesen hatte. Vermutlich hasste
     er ihn und hasste seinen Autor. Tucker Crowe weiß, wer ich bin, dachte Duncan, und er hasst mich! Ist so was möglich? Sicher
     würde er zumindest seine leidenschaftliche Begeisterung für das Werk erkennen und honorieren. Oder? Oder würde er die genauso
     hassen? Irgendwie wäre es doch besser für alle Beteiligten, wenn Annie ihm nur einen grausamen, kindischen Streich spielte.
     Er machte ein zweites Mal kehrt, um zu Ginas Haus zurückzugehen, und überlegte es sich doch wieder anders.
    Und trotz dieser ganzen Zweifel und Ängste, dieses Selbstekels, konnte Duncan nicht anders, als sich Quizfragen auszudenken,
     die ihm entweder bewiesen, dass Tucker Crowe der war, als der er sich ausgab, oder ihn als Hochstapler zu entlarvten. Es war
     allerdings schwierig. Duncan musste anerkennen, dass Tucker eine noch größere Autorität auf dem Gebiet Tucker Crowe war, als
     Duncan Thompson. Wenn er ihn beispielsweise fragen würde, wer die Pedal Steel auf ›And You Are?‹ gespielt hatte, und Tucker
     ihm sagte, dass es nicht Sneaky Pete Kleinow gewesen sei, die Angabe auf dem Cover sei falsch – wer war er, das zu bestreiten?
     Tucker musste es schließlich wissen. Diese Streitigkeiten konnte er jederzeit gewinnen. Nein, er brauchte etwas anderes, etwas,
     wovon nur sie beide wissen konnten. Und er glaubte, es gefunden zu haben.
     
    Als Annie sah, dass Duncan sich vor der Hecke ihres Vorgartens herumdrückte und offensichtlichversuchte, den nötigen Mut zusammenzunehmen, um an die Tür zu klopfen, die bis vor Kurzem noch seine gewesen war, und unbemerkt
     durchs Fenster zu gucken, hätte sie sich über die Ironie totlachen können. Vor weniger als zwei Stunden hatte sie im Stillen
     beklagt, dass er nie viel Leidenschaft für sie empfunden hatte, dass sie in ihm nie den Wunsch erweckt hatte, sich hinter
     einer Hecke zu verstecken, und jetzt war er hier und machte genau das. Und dann wurde ihr sehr schnell klar, dass von Ironie
     keine Rede sein konnte. Duncan versteckte sich nur hinter ihrer Hecke, weil Tucker Crowe in ihrer Küche war. Sie selbst konnte
     noch immer niemanden zu so etwas bringen, genauso wenig wie früher.
    Sie öffnete die Haustür.
    »Duncan! Sei kein Idiot. Komm rein.«
    »Sorry. Ich war nur …« Und als ihm dann keine vernünftige Erklärung für sein Verhalten einfiel, zuckte er mit den Achseln
     und kam zum Haus hoch. Jackson saß am

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