Juliet, Naked
Küchentisch und malte, und Tucker briet Speck für ihren Brunch.
»Da bin ich wieder«, sagte Duncan.
»Hallo auch«, sagte Tucker.
»Es wäre möglich, dass ich mich bei Ihnen eventuell entschuldigen muss«, sagte Duncan.
»Aha«, sagte Tucker. »Und wann entscheidet sich das?«
»Tja, das ist alles ziemlich schwierig, oder?«
»Ach ja?«
»So langsam denke ich, dass Sie keinen wirklichen Grund haben, mir zu sagen, Sie wären Tucker Crowe, wenn Sie es nicht wirklich
sind.«
»Das ist ein guter Anfang.«
»Aber wie Annie sicher erklärt hat … also, ich bin schon lange ein Bewunderer Ihrer Arbeit, und seiteinigen Jahren hatte ich Grund zu der Annahme, dass Sie nicht so aussehen.«
»Das ist Fucker«, sagte Jackson, ohne von seinem Bild aufzusehen. »Fucker ist unser Freund Farmer John. Ein Mann hat ein Foto
von ihm gemacht und behauptet, das wäre Daddy.«
»Aha«, sagte Duncan. »Tja. Ich kann mir vorstellen … es klingt plausibel, muss ich zugeben.«
»Danke«, sagte Tucker herzlich. »Wenn es hilft, ich habe einen Pass dabei.«
Duncan sah wie vom Schlag gerührt aus.
»Oh«, sagte Duncan. »Daran hatte ich gar nicht gedacht.«
»Tut mir leid, Sie zu enttäuschen«, sagte Tucker. »Sie haben sich wahrscheinlich eher so was vorgestellt wie ein ausgiebiges
Quiz. Aber sehen Sie, das ist Ihre Welt, und in der dreht sich alles um Gerüchte und Verschwörungstheorien und gruselige Fotos
von Leuten, die nicht ich sind. Und dann ist da meine Welt, in der alles um Ausweispapiere und Elternsprechtage und Versicherungsansprüche
geht. In meiner Welt geht es ziemlich banal zu. Eine Menge Papierkram.«
Tucker ging zu seiner Jacke, die über einer Stuhllehne hing, und nahm seinen Pass aus der Innentasche.
»Hier.« Er gab ihn Duncan.
Duncan schlug ihn auf und blätterte.
»Ja. Tja. Scheint alles in Ordnung zu sein.«
Annie und Tucker brachen in Lachen aus. Duncan wirkte aufgeschreckt und rang sich dann ein Lächeln ab.
»Sorry. Das klang wahrscheinlich ein bisschen offiziell.«
»Wollen Sie den von Jackson auch sehen? Damit Sie nicht auf die Idee kommen, ich hätte den hier gefälscht. Aber warum sollte
ich mir die Mühe machen, den Passfür einen kleinen Jungen zu fälschen, nur damit er denselben Namen trägt wie ich?«
»Kann ich mal bei dir aufs Klo gehen?«, fragte Duncan. Dann verließ er den Raum, ohne die Erlaubnis abzuwarten.
»Ich glaube, er ist ein bisschen überwältigt«, sagte Annie. »Er muss sich erst mal wieder sammeln. Sei nett zu ihm, wenn du
kannst. Denk dran: Das ist der großartigste Moment seines Lebens.«
Als Duncan zurückkam, nahm Tucker ihn in die Arme und drückte ihn.
»Alles okay«, sagte er. »Alles in bester Ordnung.«
Annie lachte, aber Duncan klammerte ein kleines bisschen zu lange, und sie sah, dass er die Augen geschlossen hatte.
»Duncan!«, sagte sie. Und dann, damit es nicht klang, als hätte sie ihn ermahnt: »Möchtest du mit uns essen?«
Sie plauderten so gut es ging, während der Toast gebuttert und die Eier verquirlt wurden. Annie hätte Tucker küssen können:
Er sah, wie nervös Duncan war, und er stellte ihm Fragen – über die Stadt, die Kids am College –, von denen er einigermaßen
sicher annehmen konnte, dass Duncan sie beantworten konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Seine Stimme zitterte jedes Mal,
wenn er etwas sagte, und er hatte sich für den Anlass eine etwas übertrieben formelle Tonlage zugelegt, und manchmal kicherte
er ohne erkennbaren Grund. Die meiste Zeit konnte man sich aber vorstellen, dass sie alle vier an einem Wochenende zwanglos
zusammensaßen, wie sie es schon früher mal gemacht und bestimmt bald wieder tun würden. Annie hätte Tucker noch aus vielen
anderen Gründen küssen können. Ihr fiel auf, dass ihnalle hier in ihrer Küche in unterschiedlichen Intensitätsgraden liebten. (Alle bis auf ihn selbst jedenfalls – sie kannte
ihn gut genug, um zu verstehen, dass er für sich selbst nicht viel übrig hatte.) Jacksons Liebe war die neurotischste und
bedürftigste, blieb aber innerhalb der Grenzen des Normalen, soweit sie sich an ihre Kurse in Kinderpsychologie erinnerte;
Duncans war verdreht und zwanghaft; und ihre … Sie konnte es als Verknalltheit klassifizieren oder den Beginn von etwas Ernsthafterem
oder die bemitleidenswerte Fantasie einer sich zunehmend einsam fühlenden Frau oder die Erkenntnis, dass sie mit einem Mann
schlafen musste, ehe das Jahrzehnt zu Ende ginge, und
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