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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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ist.«
    »Müsste ich Jackson aus dem Zimmer schicken?«
    »Nein, nein. Es ist nur … Also, es ist eigentlich ziemlich albern. Ich wollte Sie fragen, wen Sie außer Julie Beatty sonst
     noch gezeichnet haben.«
    Annie spürte den Temperatursturz. Duncan hatte etwas gesagt, das er nicht hätte sagen dürfen, obwohl sie nicht verstand, warum
     er es nicht sagen durfte.
    »Was macht Sie so sicher, dass ich sie gezeichnet habe?«
    »Ich kann meine Quellen nicht preisgeben.«
    »Ihre Quellen taugen nichts.«
    »Bei allem Respekt, das sehe ich anders.«
    Tucker legte Messer und Gabel hin.
    »Was ist bloß mit euch Leuten los? Wieso denkt ihr immer, ihr wüsstet irgendwas, wo ihr in Wirklichkeit von nichts eine Ahnung
     habt?«
    »Manchmal wissen wir mehr, als Sie denken.«
    »Das klingt mir aber nicht so.«
    Duncan war plötzlich nicht mehr in der Lage, irgendjemandem am Tisch in die Augen zu sehen, was nach Annies Erfahrung das
     erste Anzeichen war, dass er die Beherrschung verlor. Er dosierte seine Wut immer so vorsichtig und kontrolliert, dass sie
     zumeist aus den falschen Löchern hervorbrach.
    »Es ist eine hübsche Zeichnung, die von Julie. Sie sind gut. Aber ich wette, sie raucht nicht mehr.«
    Das letzte Detail wurde triumphierend vorgebracht, doch der Triumph wurde dadurch geschmälert, dass Tucker aufstand, über
     den Tisch griff und Duncan am Kragen seines Graceland-T-Shirts hochriss. Duncan erschrak zu Tode.
    »Du warst in ihrem Haus?«
    Annie erinnerte sich an den Tag, an dem Duncan nach Berkeley gefahren war. Er war in seltsamer Stimmung ins Hotel zurückgekommen,
     nervös und ein wenig ausweichend; in dieser Nacht hatte er ihr erzählt, er glaube, seine Tucker-Crowe-Besessenheit sei vorbei.
    »Nur um die Toilette zu benutzen.«
    »Sie hat dich reingebeten, um die Toilette zu benutzen?«
    »Tucker, bitte, lass ihn los«, sagte Annie. »Du machst Jackson Angst.«
    »Stimmt gar nicht«, sagte Jackson. »Das ist cool. Ich kann den Typ sowieso nicht leiden. Hau ihm eine rein, Dad.«
    Die Aufforderung genügte, dass Tucker Duncan losließ.
    »Das ist nicht nett, Jackson«, sagte sein Vater.
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Duncan.
    Tucker warf ihm einen warnenden Blick zu, und Duncan hob sofort entschuldigend die Hände. »Also los, Duncan. Erklären Sie
     mir, wie Sie in Julies Toilette gekommen sind.«
    »Ich hätte es nicht tun dürfen«, sagte Duncan. »Als ich an ihrem Haus ankam, platzte mir fast die Blase. Und da war so ein
     Junge, der wusste, wo sie den Haustürschlüssel versteckt hielt. Und sie war nicht da, darum sind wir auf eigene Faust reingegangen,
     und ich ging pinkeln, und dann zeigte er mir das Bild. Wir waren maximal fünf Minuten drin.«
    »Oh, na dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Tucker. »Sieben hätten natürlich den Tatbestand eines Einbruchs in ihre Privatsphäre
     dargestellt.«
    »Ich weiß, dass es dumm war«, sagte Duncan. »Ich habe mich schrecklich deswegen gefühlt. Tue ich immer noch. Ich habe versucht
     zu vergessen, dass es je passiert ist.«
    »Und jetzt prahlst du damit.«
    »Ich wollte nur beweisen, dass ich … ein ernsthafter Mensch bin. Ein ernsthafter Crowologe jedenfalls.«
    »Es kommt mir nicht so vor, als wären diese beiden Identitäten kompatibel, oder? Ein ernsthafter Mensch bricht nicht einfach
     in anderer Leute Häuser ein.«
    Duncan holte tief Luft. Einen Moment lang befürchtete Annie, dass er noch etwas zu beichten hätte.
    »Alles, was ich zu meiner Verteidigung sagen kann, ist, dass … Na ja, Sie haben uns gebeten hinzuhören. Und einige von uns
     haben ein bisschen zu genau hingehört. Ich meine, wenn jemand früher die Chance gehabt hätte, in Shakespeares Haus einzubrechen,
     dann hätte er sie nutzen sollen, oder? Dann würden wir heute mehr wissen. Es wäre vollkommen legitim gewesen, Shakespeares
     Sockenschublade zu durchwühlen. Aus geschichtlichen und literarischen Gründen.«
    »Und Julie Beatty ist deiner Logik nach Shakespeare.«
    »Anne Hathaway.«
    »Du lieber Himmel.« Tucker schüttelte verbittert den Kopf. »Ihr seid vielleicht Typen. Und nur, damit du es weißt: Ich bin
     nicht mal Leonard Cohen, geschweige denn Shakespeare.«
     
    Sie haben uns gebeten hinzuhören … So viel stimmte zumindest. Es konnte nicht anders gewesen sein. Er hatteimmer die richtigen Worte gefunden, damals, als er noch mit Radio-DJs und Rockschreibern redete: Er hatte jedem, der es hören
     wollte, erzählt, er könne nichts anderes als ein Musiker sein,

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