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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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der Klasse ihr Höschen aus und … Nein, diese ganze Analogie war doch zu abseitig. Abseitig
     und beunruhigend eigennützig, bei Lichte betrachtet.
    »Wenn Sie sich noch weiter über meine Arbeit unterhalten wollen, bin ich gerne dazu bereit. Ich sehe, dass Sie sich ernsthaft
     damit beschäftigt haben.«
    Was war schon dabei? Warum hatte er sich sein halbes Leben lang vor Leuten wie Duncan versteckt? Wie viele gab es überhaupt
     davon? Eine Handvoll, über den ganzen Globus verstreut. Das Scheiß-Internet war schuld, dass sie alle an einem Ort vereint
     und so bedrohlich wirkten. Und es lag an diesem Scheiß-Internet, dass er sich genau im Mittelpunkt seines eigenen kleinen
     Paranoia-Universums befand.
    »Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich in Julie Beattys Toilette gepinkelt habe«, sagte Duncan.
    »Ich weiß nicht, ob mir das wirklich so viel ausmacht. Ganz unter uns? Bei gewissen Leuten hat sich Julie Beatty einer langen,
     unbefleckten Reputation als feurige Muse erfreut. Im Nachhinein betrachtet war sie eher ein hübscher Hohlkopf. Wenn ab und
     zu mal jemand in ihre Toilette pinkelt, ist das ein ziemlich fairer Preis.«
     
    Die beiden wesentlichen Bestandteile im Leben eines Mannes waren seine Familie und seine Arbeit, und Tucker war mit beidem
     seit Langem zutiefst unglücklich gewesen. Beim größten Teil seiner Familie gab es jetzt nichts mehr zu kitten. Die Beziehung
     zu Grace würde wohl nie ganz unbelastet sein, und es war abzusehen, dass sein Verhältnis zu Lizzie immer zwischen halbwegs
     tolerierbar für sie beide und Ohrenschmerzen für ihn hin und her taumeln würde. An den älteren Jungs hatte er nicht viel Interesse.
     Blieb also Jackson, und damit eine Erfolgsrate als Vater von zwanzig Prozent. Ein Examen, das man mit einer derart miesen
     Punktezahl bestehen konnte, war wirklich der Mühe nicht wert.
    Es war ihm nie der Gedanke gekommen, dass sein musikalisches Talent noch zu retten wäre, oder dass seine Musik seine Rettung
     sein könnte. Aber während ersich an diesem Nachmittag anhörte, wie ein eloquenter, eifriger Mann ihm wieder und wieder erzählte, dass er ein Genie wäre,
     keimte in ihm die vage Hoffnung auf, es könnte tatsächlich was dran sein.

[ Menü ]
    Terry Jackson vom Kulturausschuss kam, um sich privat im Museum umzusehen, und das, was er sah, schien ihm zu gefallen. Er
     war sogar so angetan, dass er jetzt ehrgeizige Ideen für die Ausstellungseröffnung hatte.
    »Wir sollten versuchen, irgendeinen Prominenten für die Eröffnung zu gewinnen.«
    »Kennen Sie irgendwelche Prominenten?«, fragte Annie.
    »Nein. Sie?«
    »Nein.«
    »Oh, na dann.«
    »Wen würden Sie einladen, wenn Sie könnten?«
    »Und Sie?«
    »Ich bin nicht so gut mit Prominenten. Ich sehe nicht genug fern.«
    »Wenn Sie die freie Wahl hätten. Nichts ist unmöglich.«
    »Hmmm«, sagte sie. »Und welche Funktion würde dieser Gast haben? Ich meine, würden wir ihn oder sie bitten, ein paar Worte
     zu sagen?«
    »Habe ich mir so gedacht«, sagte Terry. »Irgendwas, um die Lokalpresse anzulocken. Vielleicht sogar die überregionale.«
    »Wenn irgendeine tote Persönlichkeit der Weltgeschichte eine Ausstellung im Gooleness-Museumeröffnen würde, könnten wir uns der Medien kaum erwehren.«
    »Wen würden Sie nehmen?«
    »Jane Austen«, sagte Annie. »Oder Emily Brontë, schätze ich, wir sind ja nicht weit von Brontë Country.«
    »Sie glauben, die überregionale Presse würde wegen Emily Brontë herkommen? Ich weiß, dass sie wegen Jane Austen kommen würde.
     Bollywood und so.«
    Annie hatte keine Ahnung, was er damit meinen könnte, und ignorierte es daher einfach.
    »Sogar für Emily Brontë.«
    »Na«, sagte Terry. Er zweifelte offenbar daran. »Wenn Sie es sagen. Wie auch immer, bleiben wir doch im Rahmen des Möglichen.«
    »Sie wollen von mir den Namen eines berühmten Menschen hören, der tatsächlich bereit sein könnte, zur Ausstellungseröffnung
     im Gooleness-Museum zu kommen? Denn das ist was anderes.«
    »Nein, ist es nicht. Greifen Sie so hoch, wie Sie möchten.«
    »Nelson Mandela.«
    »Ein bisschen tiefer.«
    »Simon Cowell.«
    Terry dachte einen Moment nach.
    »Tiefer.«
    »Die Bürgermeisterin.«
    »Die Bürgermeisterin ist verhindert. Hätten Sie das schneller auf die Reihe gekriegt, hätten wir sie als Erste fragen können.«
    »Bei mir wohnt zur Zeit ein amerikanischer Singer-Songwriter aus den Achtzigern. Käme der vielleicht infrage?«
    Sie hatte ihn gar nicht

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