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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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als würde sein Roman irgendwann geschrieben, publiziert und als Geniestreich gefeiert, und er könnte aufhören, japanischen
     Geschäftsleuten Englisch beizubringen.
    »Also?«, sagte Linda im Restaurant, noch bevor Annie ihren Mantel ausgezogen hatte. »Los, erzähl mir alles.«
    Vielleicht sollten Linda und Duncan sich zusammentun, dachte Annie. Dann konnten sie sich gegenseitig nach Herzenslust »die
     Frage gestatten« oder »entgeistert sein« …
    »Ich hab Mike zu Hause gelassen, damit wir richtigen Mädchenschwatz haben können.«
    »Ach Gottchen«, dachte Annie. Konnten zwei Wörter eine entmutigendere Kombination bilden als »Schwatz« und »Mädchen«?
    »Was habt ihr gemacht? Wo wart ihr? Worüber habt ihr geredet?«
    Annie fragte sich einen Moment lang, ob Lindas Interesse als Parodie gedacht war. Niemand konnte von einem lahmen Online-Date
     so fasziniert sein, wie ihre aufgerissenen Augen suggerierten.
    »Also.« Was könnten sie gemacht haben? »Wir haben einen Kaffee getrunken, dann haben wir uns in dem Kino am Russel Square
     einen französischen Film angesehen, und dann … Das war’s eigentlich.«
    »Und was war am Ende des Films?«
    »Die Frau kam dahinter, dass ihr Mann mit einem Dichter schlief, und sie ist ausgezogen.«
    »Nein, am Ende von deinem Date, Dummerchen.«
    Typisch Linda: Sie hatte den zugegeben mäßigen Witz nicht verstanden, aber Annie stand als Dummerchen da.
    »Ja, ich …«
    Oh, als käme es darauf an. Sie hatte ein Internet-Date erfunden, und das Internet-Date war erfunden worden, um ein anderes
     Date zu ersetzen, von dem sie auch langsam das Gefühl bekam, es könnte nur in ihrer Fantasie existiert haben. Warum nicht
     die einmal eingeschlagene Richtung beibehalten und Linda Bauklötze staunen lassen?
    »Wir haben uns einfach verabschiedet. Es war … es war alles ein bisschen seltsam. Er hatte seine Freundin dabei, und ich glaube,
     er hoffte …«
    »O mein Gott!«
    »Ich weiß.«
    Sollte die Story, die sie da auftischte, jemals veröffentlicht werden, würde sie Ros in der Danksagung erwähnen müssen, oder
     sie vielleicht sogar als Mitautorin nennen. Laut Ros wäre mit Sicherheit irgendwas in der Art passiert, wenn sie im Internet
     jemanden kennengelernt hätte.
    »Kommt öfter vor, als du denkst«, sagte Annie. »Da könnte ich dir Geschichten erzählen.«
    Sie kam sich plötzlich fast wie eine echte Romanautorin vor. Ihr erstes Buch war semi-autobiografisch, aber nachdem sie ein
     bisschen Selbstbewusstsein gewonnen hatte, wagte sie sich weiter auf dichterisches Gebiet vor.
    »Hast du viel Erfahrung mit Internet-Dating?«
    »Eigentlich nicht.« Geschichten erzählen war doch schwieriger, als es zunächst aussah. Man musste die Wahrheit komplett über
     Bord werfen, und so weit war Annie offensichtlich noch nicht. »Aber die paar Dates, die ich hatte, waren so bizarr, dass ich
     dir wahrscheinlich über jedes fünf oder sechs Geschichten erzählen könnte.«
    Linda schüttelte den Kopf. »Ich bin so froh, dass ich nicht mehr da rausmuss.«
    »Du kannst von Glück sagen.«
    Das letzte Sentiment entsprach nicht Annies wahren Gefühlen. Die Zeit, die sie in Mikes Gesellschaft verbracht hatte, hatte
     gereicht, um zu sehen, dass Linda einer der unglücklichsten Menschen war, die sie kannte.
    »Und Duncan?«
    »Hat eine andere kennengelernt.«
    »Du machst Witze. Ich kann’s nicht glauben. Mein Gott!«
    »So schlimm war er auch nicht.«
    »O Annie! Er war schauderhaft.«
    »Na ja, er war kein Mike, stimmt schon, aber …«
    War das zu viel des Guten? Sogar Linda musste die Ironie heraushören. Aber nein. Linda erlaubte sich nur kurz den Anflug eines
     selbstgefälligen Lächelns.
    »Na jedenfalls, er hat eine andere kennengelernt.«
    »Wen um alles in der Welt hat er kennengelernt? Wenn mich das überhaupt was angeht.«
    »Eine Frau namens Gina, die am selben College unterrichtet wie er.«
    »Sie muss Torschlusspanik haben.«
    »Es gibt viele einsame Menschen.«
    Es war eine sehr sanfte Ermahnung, aber sie erfüllte ihren Zweck. Einsamkeit schien Linda zu kennen. Möglicherweise sah sie
     sie vor sich sitzen, Lager trinken und um Geduld ringen. Sie war eine Krankheit, diese Einsamkeit – sie machte schwach, leichtgläubig
     und irre. Sie hätte nie eine geschlagene Stunde vor dem Dickens-Haus herumgestanden, wenn sie nicht gerade einen akuten Einsamkeitsanfall
     erlitten hätte.
    Annies Handy klingelte genau in dem Moment, als die Pappadams gebracht wurden. Sie

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