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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bürgerlichen Beamten geheiratet hatte und dieser so früh starb, dass er sich das begehrte ›von‹ im Namen nicht mehr verdienen konnte. Vielleicht hätte ich ihr damals helfen und den Jungen auf das Gut holen sollen. So aber ist er unter den Einfluss eines Spinners geraten, der ihm oder vielmehr seiner Mutter ins Gehirn geblasen hat, der Junge könnte ein zweiter Schliemann werden. Das ist jener Kerl, der in der Türkei die Stadt Troja ausgegraben haben will. Jürgen hätte besser Agrarwirtschaft studieren sollen.«
    »Und wäre vielleicht ein zweiter Gademer geworden«, wandte Konrad ein.
    »Oh Gott! Zwei von der Sorte hätte ich keine drei Tage ausgehalten, sondern sofort Bukow zu meinem Erben ernannt!« Nehlen schüttelte im gespielten Entsetzen den Kopf und schlug vor, ihr Gespräch in seinem Lieblingsraum fortzusetzen. »Im Wandschrank ist noch ein Fläschchen Korn, der uns sicher schmecken wird«, setzte er hinzu und machte sich auf den Weg. Bei der Freitreppe traf er auf Bukow, der Gademers Abwesenheit nutzte, um Gottlobine nach allen Regeln der Kunst den Hof zu machen. Er setzte zu einer Bemerkung an, als der Leutnant zu lachen begann. »Jürgen ist wirklich nicht mehr richtig im Kopf. Jetzt schleppt er sogar einen Sattel ins Haus!«
    Nehlen drehte sich um und sah den jungen Mann tatsächlich mit Nathalias Sattel herankommen. Jürgens Augen blitzten dabei so energisch, dass er sich jede Frage verkniff. Dabei hätte er zu gerne gewusst, was sein Neffe mit dem schweren Ding vorhatte.
    Während Gottlobine und Bukow den alten Herrn, Fridolin und Konrad ins Haus ließen, verlegte der Leutnant Jürgen den Weg. »Mit dem Zeug da kannst du den Dienstboteneingang benützen, wie es sich für einen wie dich gehört!«
    Jürgens Kiefer mahlten nach dieser Beleidigung, und für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er den Sattel fallen lassen und auf seinen Vetter losgehen. Dann aber drehte er sich auf der Stelle um und stieß dabei mit dem Sattel gegen Bukow. Dieser war darauf nicht vorbereitet und stolperte die Freitreppe hinab. Für Jürgen aber war der Weg frei, und er trat ein, ohne seinen Vetter weiter zu beachten.
    Bukow wollte ihm voller Wut folgen, doch da preschte Edgar von Gademer, den es nicht mehr auf den Wiesen gehalten hatte, auf den Vorplatz und blickte spöttisch auf ihn herab. »Wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut?«
    Gademer bemühte sich dabei, den Tonfall des Leutnants nachzuahmen, und trieb diesen bis zur Weißglut. »Du bist wohl auf Maulschellen aus!«
    Gademer stieg vom Pferd, warf die Zügel einem Stallknecht zu und baute sich vor dem Leutnant auf. »Du solltest dich eines höflicheren Tones befleißigen, sonst müsste ich dir Manieren beibringen!« Dann blickte er Gottlobine an. »Er hat Sie doch hoffentlich nicht belästigt, gnädiges Fräulein?«
    »Nein, im Gegenteil, Leutnant Bukow war sehr artig!« Rodegards Tochter genoss es, von beiden Männern umworben zu werden, und versuchte genüsslich, sie gegeneinander auszuspielen. Dies gelang ihr ausgezeichnet, denn Bukow vergaß seinen Ärger auf Jürgen und plusterte sich wie ein Kampfhahn auf, um gegen den größeren und breiter gebauten Gademer nicht allzu mickrig zu erscheinen.
    Unterdessen schleppte Jürgen den Sattel in einen Salon und schob mehrere schwere Stühle in der Mitte des saalähnlichen Raumes so zusammen, dass er den Sattel über ihre Lehnen legen konnte. Nachdem er das Ganze fest verschnürt hatte, damit die Konstruktion auch stärkerer Belastung standhielt, machte er sich auf die Suche nach Nathalia. Er fand sie im Schatten der Pergola auf der Terrasse, wo sie ein Glas mit Wasser vermischten Weines trank.
    Unsicher geworden, sprach er sie an. »Komtess, darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen? Ich würde gerne weitere Skizzen anfertigen.«
    Nathalia schenkte ihm ein Lächeln, erhob sich leichtfüßig und folgte ihm ins Haus. Nach einem kurzen Blickwechsel folgten Lore und Mary den beiden und sahen dann verblüfft auf die eigenartige Anordnung des Sattels auf den Stuhllehnen.
    Jürgen trat darauf zu und rüttelte an dem Sattel. »Wie Sie sehen, Komtess, besteht keine Gefahr, das Ganze würde unter Ihnen zusammenbrechen. Also können Sie sich unbesorgt daraufsetzen.«
    »Wenn mir etwas passiert, sind Sie schuld!« Trotz dieser kleinen Bissigkeit kletterte Nathalia auf das improvisierte Gerüst, probierte, ob der Sattel auch stabil genug befestigt war, und setzte sich darauf zurecht.
    Unterdessen blickte Jürgen auf

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