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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ganoven versprochen hatte. Daher hoffte er, dass Ottwald von Trettin auch bereit war zu zahlen.
    »Wann sind wir endlich am Ziel?«, fragte Malwine, die es kaum erwarten konnte, ihre Rache zu vollenden.
    Der Kutscher drehte sich um. »Nicht vor Einbruch der Nacht! Es darf niemand beobachten, dass wir drei hilflose Weiber ausladen. Daher solltet ihr euch nach unserer Ankunft sputen, sie ins Haus zu schaffen.«
    Der Gutsherr kämpfte einige Augenblicke mit sich, weil diese Gauner ihn wie einen der ihren behandelten und nicht wie einen Edelmann, der meilenweit über ihnen stand. Das betraf besonders diesen Pielke. Irgendwann würde er sich auch dieses Mitwissers entledigen müssen. Zuerst aber war Gerhard Klampt an der Reihe. Was den Mann und seine weiblichen Angehörigen betraf, hatte er bereits seine Vorkehrungen getroffen, so dass die drei Klampts ihm nach dieser Nacht keine Probleme mehr bereiten sollten.
    Bei dem Gedanken trat ein spöttisches Lächeln auf Ottwald von Trettins Gesicht. Gerhard Klampt wollte zwar die Hand nach einem großen Teil des Retzmannschen Vermögens ausstrecken, doch erhalten würde er das, was ihm gebührte.
    In seine Überlegungen verstrickt, übersah Ottwald, dass der Kutscher das Gespann von der Straße weg in eine Einfahrt lenkte und mehrere Hinterhöfe durchquerte, bis er den Hintereingang des Hauses erreichte, in dem sich das
Le Plaisir
befand.
    Der Wagen stand noch nicht ganz, da schälten sich Rudi Pielke und Gerhard Klampt aus einer dunklen Ecke. »Ihr kommt genau richtig!«, sagte der Hehler und deutete in die aufziehende Nacht.
    Manfred Laabs hielt Pielke auf, der den Wagenschlag öffnen und das erste Opfer herausziehen wollte. »Wir sollten noch ein wenig warten, bis es vollständig dunkel ist. Sonst schaut noch jemand zufällig aus dem Fenster und sieht, welche Fracht wir ausladen!«
    Ottwald von Trettin schüttelte verärgert den Kopf. »So viel Zeit haben wir nicht! Schließlich will ich den Nachtzug nach Königsberg erreichen.«
    Ohne sich weiter um Laabs und dessen Einwände zu kümmern, stieg er aus, griff in den Wagen und hob die bewusstlose Nathalia heraus. Pielke und Klampt packten Lore.
    »Gehen Sie voraus und zeigen Sie uns den Weg!«, forderte Gerhard Klampt den Zuhälter auf, da er die Sache so rasch wie möglich hinter sich bringen wollte.
    Laabs warf einen raschen Blick in die Runde und beschloss, dass es mittlerweile dunkel genug war. Dennoch zitterten seine Finger, als er den Schlüssel aus der Tasche zog und die Tür aufsperrte. Er war nicht dazu geboren, ein großer Ganove zu sein, sagte er sich und zuckte zusammen, als in der Nähe ein Geräusch aufklang. »Seid leise, damit man euch in den Geschäftsräumen nicht hört«, mahnte er.
    Wenn Hede erfuhr, was hier geschah, würde sie ihn kurzerhand auf die Straße setzen. Allein schon deswegen benötigte er dringend eigenes Geld. Mit dieser Überlegung führte er die Gruppe in eines der luxuriös ausgestatteten Séparées im ersten Obergeschoss, das ausgesuchten Gästen für die ganze Nacht zur Verfügung stand.
    Ottwald von Trettin bettete Nathalia auf eines der Sofas, während Klampt und Pielke Lore auf den Boden legten und wieder nach unten gingen, um Dorothea zu holen.
    »Wo ist der Fotograf?«, fragte Malwine ungeduldig.
    »Er wartet um die Ecke. Ich bringe ihn gleich her. Inzwischen könnt ihr die Damen entkleiden!« Laabs verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen und verließ das Zimmer.
    Am Beginn der Treppe musste er warten, bis Klampt und Pielke mit der dritten Frau heraufgekommen waren. Dann lief er so hastig hinunter, dass er beinahe gestolpert und in die Tiefe gestürzt wäre. Er mahnte sich, die Sache ruhiger anzugehen, denn er wollte mit dieser Aktion Geld verdienen und sich nicht das Genick brechen. Dennoch stürmte er blindlings aus der Tür und rannte in die Dunkelheit hinaus. Nach drei Schritten prallte er gegen den Wagen, der noch immer auf dem Innenhof stand.
    »Hat es weh getan?«, fragte der Kutscher spöttisch.
    Laabs verkniff sich einen obszönen Fluch und hastete weiter zu der Eckkneipe, in der der Fotograf auf ihn warten sollte. Dieser saß bereits an einem Tisch und hatte die Kamera und weitere Utensilien um sich herum aufgebaut.
    Als er Hedes Ehemann hereinkommen sah, winkte er ihm zu. »Hier bin ich!«
    »Rasch! Kommen Sie! Sie müssen sofort beginnen.« Laabs fasste ihn am Arm und wollte ihn hochzerren. Dabei schlug ihm der alkoholgeschwängerte Atem des Mannes ins Gesicht. Wie

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