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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Heiratsformalitäten erleichtern würden, sah er sich bereits als Nathalias Ehemann und als Besitzer ihres Vermögens. Daher kümmerte es ihn nicht, dass Klampt das Zimmer so eilig verließ, als befände er sich auf der Flucht. Wie er den Mann kannte, würde dieser sich unterwegs noch einen tüchtigen Rausch ansaufen und daher ungewarnt in die Falle laufen.
    »Dieser Hasenfuß wird zu Hause eine hübsche Überraschung erleben«, sagte er zu seiner Mutter, ignorierte aber deren fragenden Blick.
    Unterdessen kehrte Laabs mit dem Fotografen zurück und rang seinen Lippen erneut ein Grinsen ab. »Da sind wir! Die Sache kann beginnen.«
    Ottwald von Trettins Miene wurde abweisend. »Sie und Pielke werden jetzt das Zimmer verlassen. Dann werden meine Mutter und ich die Komtess entkleiden, und er hier wird sie fotografieren. Das Bild wird er sofort entwickeln, drei Abzüge machen und mir diese samt Platte übergeben!«
    Malwine nickte heftig. »Die Platten mit den Fotos der beiden anderen Weiber können Sie behalten und sie so oft vervielfältigen, wie Sie wollen!« Dabei rieb sie sich ungeniert die Hände. Wie sie den Fotografen einschätzte, würden die Bilder der nackten Lore die Runde durch ganz Berlin machen und dafür sorgen, dass diese Diebin in jedem anständigen Haushalt zur unerwünschten Person wurde. Fridolin würde die Folgen ebenfalls zu spüren bekommen und in kürzester Zeit geschäftlich am Ende sein. Das war ihre Rache für Lores Intrigen, durch die ihr die Türen der besseren Gesellschaft in der Reichshauptstadt verschlossen blieben.
    Ottwald von Trettin erwog kurz, seiner Mutter zu widersprechen, zuckte dann aber mit den Achseln. Wahrscheinlich war es besser, wenn Lore und Dorothea samt ihren Ehemännern so ruiniert wurden, dass Fridolin und Simmern nichts anderes übrigblieb, als sich entweder zu erschießen oder die Flucht ins Ausland anzutreten. Das würde ihm einen Kampf gegen seinen Onkel und Nathalias Vormund ersparen, die ihm die Verfügungsgewalt über deren Vermögen womöglich erst nach langwierigen Gerichtsprozessen überlassen würden. So lange aber konnte er nicht warten. Wenn er nicht bald an die hunderttausend Mark in das Gut pumpte, würde es absaufen wie ein löchriger Kahn auf dem Haff.
    »Was ist jetzt?«, fragte er, weil Laabs zögerte, aus dem Zimmer zu gehen.
    Dieser hatte schon die Entgegnung auf den Lippen, dass dies schließlich sein Haus sei, zuckte dann aber mit den Achseln und folgte Pielke nach draußen.
    Während der Fotograf seine Kamera aufbaute und in einer Ecke des Raumes eine provisorische Dunkelkammer aus schwarzem Tuch errichtete, zogen Malwine und ihr Sohn Nathalia bis auf die Haut aus und drapierten sie so auf dem Sofa, als hätte sie sich nackt schlafen gelegt.
    »Jetzt können Sie loslegen!«, forderte Ottwald von Trettin den Fotografen auf.
    Der betrachtete Nathalia und schnaufte. Trotz der vielen Biere, die er getrunken hatte, erwachte seine Lust auf eine Frau, und er sagte sich, dass er anschließend dringend mit Laabs sprechen musste. Vielleicht würde dieser ihm eine der Huren des
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    Seine Überlegungen hinderten ihn jedoch nicht daran, zügig die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Malwine musste die Gaslampe höher drehen, während er auf beiden Seiten der Ottomane je eine Magnesiumfackel entzündete. Dann begab er sich hinter die Kamera, steckte den Kopf unter das Tuch und richtete den Apparat noch einmal aus. Schließlich nahm er die Kappe von der Linse, sagte das Sprüchlein auf, mit dem er die Aufnahmezeit maß, und steckte die Kappe wieder auf.
    »So, das müsste geklappt haben«, sagte er angespannt. »Ich habe zwar schon einige nackte Weibsen fotografiert, aber noch kein so hübsches wie dieses hier.«
    »Sie sollten am besten rasch vergessen, was Sie hier getan haben. Und nun entwickeln Sie die Platte! Ich will so schnell wie möglich von hier weg«, drängte Ottwald.
    Der Fotograf machte eine abwehrende Handbewegung. »Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Wenn ich zu hastig an die Sache herangehe, verderbe ich die Platte. Außerdem müssen die Bilder hinterher trocknen.«
    »Dann beeilen Sie sich!«, schnauzte Ottwald ihn an und forderte seine Mutter auf, ihm zu helfen, Nathalia wieder anzuziehen.
    »Du kennst dich mit Damenbekleidung wohl besser aus als ich«, setzte er hinzu. Und tatsächlich wies ihn Malwine ein paarmal barsch zurecht, weil er etwas falsch machte, doch nach zehn Minuten war Nathalia wieder

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