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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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war er froh, dass er Fridolins Kutscher befohlen hatte, auf ihn zu warten. Gerhard Klampt zeigte sich beeindruckt von dem noblen Gefährt und ließ sich auf dem Weg zu seinem Stammrestaurant über seine Großtante aus, bei der seine Mutter, seine Schwester und er lebten.
    »Friederike Fabarius ist ein alter Drachen und reicher, als man annehmen sollte. Sie könnte sich weitaus mehr Dienerschaft leisten als diese Methusalemine, die bei ihr herumschleicht, aber sie ist geizig bis auf die Knochen. Zum Glück trinkt sie selbst gerne guten Wein, sonst würde sie uns den sauersten Tropfen vorsetzen lassen, den es gibt. Das Essen ist auch nicht so ungenießbar, wie Mama immer tut. Aber es fällt ihr natürlich schwer, sich plötzlich den Launen einer anderen Person beugen zu müssen, nachdem sie lange Jahre ihren eigenen Haushalt geführt hat.«
    »Das glaube ich gerne«, antwortete Ottwald von Trettin.
    »So schlecht ist es allerdings nicht, in Tante Friederikes Haus zu leben. Immerhin ist sie Mamas nächste Verwandte und steinalt. Wir machen uns große Hoffnungen, sie zu beerben. Aus dem Grund wagt Mama auch nicht, der Alten Widerworte zu geben oder sie auf andere Weise zu reizen. Immer höflich sein, ist das Gebot.«
    Und schön erbschleichen, setzte der Gutsherr im Stillen hinzu. »Es würde mich für Sie freuen, wenn Ihnen das Erbe zufallen würde«, sagte er und zwinkerte Gerhard Klampt verschwörerisch zu.
    »Mich auch«, erklärte dieser mit einem misslungenen Grinsen. »Allerdings wird es mich wahrscheinlich die Freiheit kosten.«
    »Sie wollen die alte Frau doch nicht etwa umbringen?«, spöttelte Ottwald von Trettin.
    Sein Begleiter winkte lachend ab. »Natürlich nicht! Dann hätte ich ja selbst nichts von den vielen schönen Talerchen. Aber Frau Fabarius hat noch eine Großnichte mit Namen Philomena und bereits angedeutet, dass sie eine Heirat zwischen dieser und mir stiften will. Wenn es mir genug Geld einbringt, soll es mir recht sein. Schließlich kann man sein Vergnügen auch anderswo finden als im heimischen Ehebett!«
    Ottwald von Trettin begriff, dass der Alkohol den Mann so gesprächig machte, und gedachte dies auszunutzen. Daher bremste er Klampt nicht, sondern redete ihm zu, dieser Philomena den Hof zu machen, und lenkte dann das Gespräch geschickt auf junge Damen, die mehr seinen Vorstellungen entsprachen.

XII.
    D ie beiden Herren aßen Eisbein und tranken Bier. Klampt schien einiges zu vertragen, denn er nuschelte nur leicht und erwies sich weiterhin als guter Gesprächspartner. Ottwald von Trettin erfuhr viel über den Umkreis der Klampts, und für kurze Zeit erwog er sogar, sich selbst um jene Großnichte von Frau Fabarius zu bemühen, die sein Begleiter dem Willen seiner Verwandten nach heiraten sollte. Die Frau mochte zwar nicht sonderlich hübsch sein, hatte aber ein größeres Erbe zu erwarten. Doch letztlich schien ihm die Aussicht darauf nach kurzem Überlegen zu unsicher. Unterdessen gestand Gerhard Klampt ihm, dass er von Friederike Fabarius ein regelmäßiges Taschengeld erhielt, das es ihm erlaubte, in bescheidenem Rahmen seinen Interessen nachzugehen.
    »Damit lebt es sich nicht einmal schlecht«, bekannte Klampt grinsend. »Die alte Hexe weiß, dass ich als Mann mehr Geld brauche als zum Beispiel meine Schwester. Bis auf ein paar Kleider und gelegentlich einen Besuch in einer Konditorei hat Armgard keine weiteren Ausgaben. Ich hingegen …«
    Damit hatte er sein Gesprächsthema für die nächste halbe Stunde gefunden und erzählte, dass er sich sowohl Pferdewetten in Hoppegarten leisten konnte wie auch gelegentliche Besuche in einem Edelbordell.
    »Wenn ein Gaul, auf den ich gesetzt habe, gewinnt, genehmige ich mir eine Nacht mit einer ganzen Schar Mädchen und kann mich dabei wie der Sultan der Osmanen fühlen, nur dass es bei mir kein Wasser zu trinken gibt, sondern Schampus und besten Burgunder!« Gerhard Klampt lachte laut und klopfte dem Gutsherrn auf die Schulter.
    Dieser empfand diese Geste als etwas zu vertraulich und schüttelte die Hand ab.
    Klampt glaubte, Zweifel bei seinem Begleiter zu spüren, daher zog er ein Bündel Banknoten aus der Tasche. »Das habe ich gestern gewonnen und wollte mir heute etwas gönnen. Da ich Ihren Vater gemocht habe und Sie ebenfalls mag, lade ich Sie dazu ein. Wir trinken noch eine Kleinigkeit, dann schauen wir eine Revue mit hübschen Tänzerinnen an. Entweder suchen wir uns gleich dort etwas aus oder aber wir gehen anschließend in das

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