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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Pflichten in Berlin erfüllt hat und ebenfalls aufs Land kommt, um Ferien zu machen, wird er hoffentlich öfter hier zu Gast sein. Vielleicht sehen Sie ihn sogar häufiger hier als drüben in Steenbrook.«
    Nehlen lachte dröhnend und zwinkerte Fridolin auf eine Weise zu, die Lore wünschen ließ, endlich zu erfahren, was die beiden miteinander besprochen hatten.

VI.
    Z u ihrem Leidwesen musste Lore ihre Neugier bis zu dem Augenblick zügeln, in dem sie auf Steenbrook aus dem Wagen stiegen und die Kinder der Aufsicht von Fräulein Agathe und deren Helferin Tinke übergeben konnten. Kaum waren diese im Haus, wandte sie sich Fridolin zu und fasste ihn am Revers.
    »Jetzt sag schon, was du in Erfahrung gebracht hast!«
    Ein Lächeln huschte über Fridolins Gesicht, mit dem er allerdings auch seine Unsicherheit verbergen wollte. »Nun …«, begann er gedehnt, »… Graf Nehlen hat sich als ein Hort des Wissens erwiesen und mir die Zustände auf Klingenfeld besser geschildert, als es jeder andere hätte tun können. Zu Lebzeiten des alten Barons wurde dort gut gearbeitet, doch seit der Sohn das Gut vor zwei Jahren übernommen hat, geht es bergab. Es wird dauern, Klingenfeld wieder so hinzustellen, dass es Gewinn abwirft.«
    »Aber es wäre möglich?«
    Lore sah so begeistert aus, dass Fridolin nicht wusste, ob er ihren Überschwang begrüßen oder ihn besser dämpfen sollte. »Graf Nehlen ist davon überzeugt. Er will mir einen guten Verwalter besorgen und mir auch sonst helfen.«
    »Also werden wir Klingenfeld behalten!«, rief Lore erfreut aus.
    »Noch gehört es nicht uns, sondern der Bank«, schränkte Fridolin ein. »Aber im Grunde hast du recht. Ich werde das Gut übernehmen, es sei denn, es sieht bei meinem Besuch morgen so verheerend aus, dass es mich schaudert. Doch das glaube ich nicht. Laut Graf Nehlen sind die Gebäude in Ordnung, und der alte Baron hat zu seinen Lebzeiten alle modernen Maschinen besorgt, die man für die Bewirtschaftung eines solchen Besitzes braucht. Aber …«, er legte eine kurze Pause ein und atmete tief durch, »… das ist noch nicht alles. Graf Nehlen rät mir dringend, die Fabrik fertigstellen zu lassen. Das kostet jedoch viel Geld und würde uns große Opfer abverlangen.«
    »Wenn du es für richtig erachtest, solltest du es tun!«
    Das Vertrauen, das aus Lores Worten sprach, tat Fridolin wohl. Er zog sie an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Weißt du, dass du die beste Frau der Welt bist?«
    »Da du es sagst, muss es wohl stimmen!« Lore lachte leise, wurde aber rasch wieder ernst. »Wer hätte damals, als ich Ostpreußen bei Nacht und Nebel verlassen musste, gedacht, dass ich einmal die Ehefrau eines Gutsherrn und Fabrikbesitzers werden würde!«
    Fridolin erinnerte sich an die Umstände, die Lore damals zu ihrer Flucht vor den Verwandten auf Trettin gezwungen hatten, und war froh, dass diese weit weg waren.
    »Meinetwegen können Malwine und ihr Sohn zum Teufel gehen. Es schert mich nicht!«
    »Ich hoffte, wir werden von den beiden nie mehr etwas hören«, seufzte Lore. »Wenn ich daran denke, wie diese entsetzliche Frau Major Palkow dazu benützt hat, uns zu schaden.«
    »Schaden!« Fridolin stieß dieses Wort wie einen Fluch aus. »Major Palkow hätte mich um ein Haar aufs Schafott gebracht! Wenn du nicht an meine Unschuld geglaubt und seine Intrigen aufgedeckt hättest, wäre ich heute tot, und du müsstest froh sein, wenn du dir im hintersten Bayern noch ein Stübchen leisten könntest, um dort in aller Abgeschiedenheit zu leben. Palkow hat für sein Verbrechen bezahlt, doch die Anstifterin ist leider allzu glimpflich davongekommen.«
    »Irgendwann wird auch Malwine für all das bezahlen!« Damit meinte Lore nicht nur jenen Doppelmord im
Le Plaisir
, den Major Palkow ihrem Mann in die Schuhe hatte schieben wollen. Ihre Gedanken glitten weiter zurück zu ihrem Großvater, der durch Malwines Schliche und die ihres Ehemanns Ottokar zu einem menschlichen Wrack geworden und viel eher gestorben war, als es hätte sein müssen. Damals hatte Ottokar von Trettin nachts ihr Elternhaus angesteckt, und bei dem Brand waren ihre Mutter, ihr Vater und ihre Geschwister umgekommen. Sie selbst hatte nur überlebt, weil sie an jenem Tag ihren Großvater besucht hatte. Bei dem Gedanken an ihre Lieben, die sie damals verloren hatte, traten ihr die Tränen in die Augen.
    Fridolin begriff, dass die schlimmen Erinnerungen wieder in ihr aufstiegen, und überlegte, wie er die

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