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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in die Tat umzusetzen, brauchte Ottwald von Trettin tatsächlich Helfer. Allerdings schreckte ihn der Gedanke, dass er diese auch später am Hals haben würde. Zudem würden die Klampts gewiss einiges für ihre Dienste verlangen, womöglich weitaus mehr, als er Rudi Pielke zukommen lassen musste. Trotzdem war auch ein geteiltes Vermögen immer noch ein Vermögen und würde ihn von einem verkrachten Gutsbesitzer wieder zu einem angesehenen Mann machen.
    »Also gut«, sagte er zögerlich. »Ich bin bereit, Ihre Unterstützung anzunehmen. Doch ich erwarte absolute Verschwiegenheit. Haben Sie das verstanden?«
    Die drei Klampts nickten eifrig, doch Ottwald von Trettin hätte keinen schimmeligen Pfennig darauf gewettet, dass sie auf Dauer den Mund halten würden. Die Alte vielleicht, aber die Tochter und vor allem der Sohn, der bereits nach ein paar Gläsern Wein arg redselig wurde, würden die Geschehnisse kaum für sich behalten können. Dem würde er später einen Riegel vorschieben müssen. Zuerst einmal galt es, seine Pläne voranzutreiben.
    »Um Ihre erste Frage zu beantworten: Ja, ich habe mit diesem Herrn gesprochen«, erklärte er. »Er muss mir noch ein paar Informationen besorgen, dann kann es losgehen. Wir selbst werden vorerst noch nichts gegen meinen Onkel und dessen Frau unternehmen. Das erledigen zunächst einmal andere für uns.«
    Ermingarde schnaufte enttäuscht, hätte sie doch zu gerne mitgeholfen, Lore und Fridolin zu schaden. Ihr Sohn jedoch wirkte erleichtert. Für ihn war es eine Sache, von Nathalias Vermögen, das er gerne verwaltet hätte, einen Teil in die eigene Tasche abzuzweigen, und eine ganz andere, sich mit Ganoven vom Schlag eines Rudi Pielke zusammenzutun, wie Ottwald von Trettin es anscheinend vorhatte. Für einen Augenblick ärgerte er sich über seinen Freund Laabs, der den Gutsherrn und den Ganoven miteinander bekannt gemacht hatte. Dann aber dachte er an das Geld, das in seine Tasche fließen würde, und nickte Trettin zu. »Das ist exzellent eingefädelt, muss ich sagen, direkt kolossal!«
    »Der Plan stammt ja auch von mir«, erklärte Ottwald von Trettin ohne falsche Bescheidenheit. »Da Sie Ihre Mutter und Ihre Schwester davon informiert haben, sollten wir ein Glas auf ein gutes Gelingen trinken.«
    Während Armgard auf einen Wink ihrer Mutter das Zimmer verließ, um aus Friederike Fabarius’ Vorräten eine Flasche Wein zu holen, stellte ihr Bruder vier Gläser auf den Tisch und zwinkerte Trettin verschwörerisch zu. »Ich werde froh sein, wenn diese Sache so viel Geld in unsere Kassen gespült hat, dass ich nicht darauf angewiesen bin, die ehrpusselige Großnichte der alten Fabarius zu heiraten. Die würde mir doch glatt verbieten, zum Pferderennen und ins – äh, Sie wissen schon, was ich meine – zu gehen! Wissen Sie was? Ich freue mich darauf, der Alten das ins Gesicht sagen zu können.«
    »Auch wenn es dich reizt, diesem Drachen die Meinung zu sagen, sollest du nicht übereilt handeln. Friederike Fabarius ist sehr reich und sehr alt. Daher halte ich es für klüger, weiterhin gute Miene zu machen, damit wir die Hand auch auf deren Vermögen legen können«, mahnte Ermingarde Klampt.
    Sie wollte nicht lange Jahre gewartet haben, um dann den ansehnlichen Spatz, den sie in der Hand zu halten glaubte, für eine ferne Taube aufzugeben. Selbst wenn es ihnen gelang, einen Teil von Nathalias Besitz zu erhalten, so schadete ein weiterer Vermögenszuwachs keineswegs.
    Unvermittelt schlug sie sich gegen die Stirn. »Herr von Trettin, beinahe hätte ich es vergessen. Vorhin ist ein Telegramm für Sie abgegeben worden, von Ihrer Mutter!«
    Ermingarde stand schwer atmend auf, ging zu dem dunkelbraunen, schon arg zerkratzten Schrank, der ihr wie die meisten anderen Möbel von Friederike Fabarius zur Verfügung gestellt worden war, und holte ein Blatt heraus. »Hier!«, sagte sie und reichte es Ottwald von Trettin.
    Dieser starrte darauf, als könne er nicht glauben, was da zu lesen stand. »Komme nach Berlin, deine Mutter!«
    Bei seinem Einzug in dieses Haus hatte der junge Mann nach Trettin geschrieben, er sei mit Fridolin aneinandergeraten und mit leerer Börse in Berlin gestrandet. Daher hatte er gehofft, seine Mutter würde ihm über eine Bank Geld anweisen lassen. Stattdessen wollte sie selbst kommen.
    Verärgert wandte der Gutsherr sich seiner Gastgeberin zu. »Sie kennen das Telegramm?«
    »Da ich zuerst dachte, es sei an mich gerichtet, habe ich das Kuvert geöffnet und

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