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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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deinen Schatz versteckt hast.«
    In Jimi zerbrach etwas. Sollten sie doch abdrücken, er würde nicht um sein Leben winseln. Dieses armselige Leben im Reservat – er hing nicht dran. Ob er sich beim Pferderennen den Hals brach, in Afghanistan von einer Mine zerfetzt wurde oder ob ihn auf diesem Schrottplatz eine Kugel in die ewigen Jagdgründe beförderte – was machte das für einen Unterschied?
    Der nächste Tritt traf ihn mitten im Gesicht. Der Schmerz schoss in sein Hirn wie ein glühendes Messer und er schmeckte Blut. Jimi biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schmerzenslaut. Er dachte an den Talisman auf seiner Brust, an Lukas, an Sim. Sim.
    »Wo ist der Stoff, Jimbo?«
    Jimi presste die Lippen zusammen. Einen Scheiß würde er ihnen verraten. Wenigstens das war er sich schuldig.
    »Sucht im Auto«, rief der Große.
    Kies knirschte unter Stiefeltritten. Eine Autotür wurde geöffnet. Endlose Sekunden vergingen. Die Autotür schlug zu. »Hey«, sagte das Arschloch dicht an seinem Ohr, »das war leicht.« Er lachte höhnisch. »Bist du bereit?«
    Nein verdammt. Jimi war nicht bereit zu sterben. Jimi hatte Angst. Es war eine gleißende, schrille, verwirrende Angst und plötzlich begriff er, dass er an diesem armseligen Leben hing. Er wollte atmen, atmen, schreien.
    Als es klick machte an seiner Schläfe, pinkelte er sich in die Hose. Warme Flüssigkeit drang durch den Stoff seiner Boxershorts und seiner Jeans. Das Lachen der Schläger dröhnte in seinem Kopf, Tränen rannen aus seinen Augen. Sein Gesicht und seine Rippen schmerzten, aber die Demütigung war schlimmer als der Schmerz. Scham brannte in Jimis Brust, sein Atem ging schwer und stoßweise und er spürte, wie ihm langsam die Sinne schwanden.
    »Hey, da fehlte wohl eine Kugel. Aber das haben wir gleich.«
    Noch einmal machte es klick, noch einmal hörte er das Lachen – wie aus weiter Ferne. Der letzte Tritt beförderte ihn in den Dreck. Schritte, die sich entfernten, Autotüren, die klappten. Zusammengekrümmt, halb ohnmächtig lauschte er. Ein Motor heulte auf, der Truck fuhr davon.
    Die Männer waren weg und Jimi Little Wolf bekam eine Ahnung vom schieren Glück, am Leben zu sein. Mit letzter Kraft setzte er sich auf, zog die Knie an den Körper und beugte den Kopf herunter, sodass er die Tüte zwischen seine Knie klemmen und vom Kopf ziehen konnte. Nach zwei erfolglosen Versuchen gelang es ihm. Keuchend schnappte er nach Luft, pumpte Sauerstoff in seine Lungen. Blut tropfte auf sein T-Shirt. Seine Lippe hatte einen Riss und er leckte mit der Zunge darüber – spürte den warmen, kupfernen Geschmack.
    Jimi zitterte am ganzen Körper.
    Vorsichtig sah er sich um. Vor seinen Augen vervielfältigten sich die Bilder, tanzten auseinander und schoben sich wieder zusammen. Erst nach einer Weile konnte er wieder klar sehen. Sie waren weg und hatten ihn am Leben gelassen, hatten ihm bloß Angst einjagen sollen.
    Fucking-Tyrell, dachte er, das wirst du mir büßen.
    Allmählich ebbte die Panik ab und Jimi versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Er fluchte und zerrte an seinen Fesseln, aber das Klebeband gab nicht nach, es rollte sich zusammen und schnitt schmerzhaft in seine Haut. Mühsam kam er auf die Füße. Seine Jeans war nass im Schritt, die warme Pisse brannte auf seiner Haut und er stank erbärmlich. Aber das war zweitrangig. Zuerst musste er etwas finden, womit er die Fesseln loswerden konnte. Er wankte zu den Autowracks und fand schließlich ein rostiges Eisen mit einer scharfen Kante. Damit durchtrennte Jimi den Klebestreifen an seinem Handgelenk.
    Er lief zum Truck und betrachtete sein Gesicht im Seitenspiegel. Die Oberlippe war geschwollen, Mund und Kinn blutverschmiert. Die Metallspitze des Stiefels hatte ihm die Lippe beinahe gespalten, aber die Schneidezähne saßen noch fest. Jimi holte einen Wasserkanister von der Ladefläche des Trucks und wusch sein Gesicht. Er stieg aus seinen Jeans und spülte den Urinfleck aus. Die Hose legte er zum Trocknen auf die heiße Kühlerhaube. Er setzte sich hinter das Lenkrad und steckte sich eine Zigarette an.
    Das Kokain war weg, seine Pläne endgültig zunichtegemacht. Ohne Geld würde er nicht weit kommen. Wenn Tyrell ihn hätte töten wollen, würde er jetzt nicht hier sitzen. Er hatte keine Wahl. Er würde zurückkehren und Tyrell in dem Glauben lassen müssen, er hätte seine Lektion gelernt.
    Jetzt blieb Jimi nur noch das Kästchen mit der Medizin des Häuptlings. Er würde

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