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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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hatte direkt vor einem alten Traktor geparkt und hinter ihm stand der schwarze Truck. Wenn er einfach loslief, konnten sie – wer immer sie auch waren – ihn wie ein Kaninchen über den Haufen knallen.
    Ehe Jimi sich versah, war er umringt von drei schwarz gekleideten Gestalten mit dunklen Sonnenbrillen und weiß-schwarzen Bandanas auf dem Kopf. Die Arme der Männer waren dunkel von Tätowierungen und zwei von ihnen schwangen Baseballschläger in den Händen.
    Jimi zwang sich, in ihre Gesichter zu schauen. Er kannte sie alle drei nicht, doch wer sie geschickt hatte, war keine Frage. Fucking-Tyrell, dessen Hirn anscheinend doch nicht so aufgeweicht war, wie er geglaubt hatte, musste ihn beschattet haben, seit er das Kokainpäckchen an sich genommen hatte. Vielleicht hatte er Arvin auch so lange in die Mangel genommen, bis er Thunders Namen ausgespuckt hatte. Und die verdammte Krähe hatte ihren Treffpunkt verraten.
    Jimi umklammerte den Schalldämpfer wie eine Waffe. Der größte der drei Männer (der ohne Schläger) hatte Oberarme wie ein Schwergewichtsringer. Die anderen beiden waren Kraftpakete mit grimmigen Gesichtern. Lakota, vielleicht aus dem Rosebud-Reservat. Sie umringten ihn, er saß in der Falle. Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    »Na, Jimbo, überrascht?«
    Du Arschloch, dachte Jimi verzweifelt.
    Fucking-Tyrell zu unterschätzen, war ein großer Fehler gewesen, das war ihm nun klar. Er wollte seinen Stoff zurück, und wie es aussah, würde ihm das auch gelingen. Jimi hatte das Päckchen unter dem Sitz im Truck versteckt. Wenn er es den Männern nicht freiwillig aushändigte, würden sie es aus ihm herausprügeln.
    Jimi drehte sich um die eigene Achse. Was sich bewegte, konnte man nicht treffen. Aber er hatte hinten keine Augen im Kopf und Tyrells Schläger waren zu dritt.
    Jimi wappnete sich. Er war bereit, den Schmerz auszuhalten wie ein Krieger. Aber was, wenn sie ihn nicht nur verfolgt hatten, um den Stoff zurückzubekommen?
    Der erste Schlag traf ihn ins Kreuz und er sackte mit einem Stöhnen auf die Knie. Einer der drei trat ihm den Schalldämpfer aus den Händen. Das Schwergewicht riss ihm die Arme auf den Rücken und umwickelte seine Handgelenke mit Klebestreifen. Ehe er sich’s versah, stülpten sie ihm eine schwarze Mülltüte über den Kopf.
    Schwärze hüllte Jimi ein und sekundenlang dachte er an Lukas, der nie etwas anderes sah als das. Gleich darauf spürte er durch das dünne Plastik die kalte Mündung einer Pistole an seiner Schläfe.
    Das war’s jetzt also. Typen wie die machten keine Gefangenen, das hätte ihm sofort klar sein müssen. Er hatte sich überschätzt, war zu sicher gewesen und gleich war finito – alles aus.
    »Okay, Jimbo«, sagte der Große, »ich hoffe, du weißt, warum du hier bist.«
    Ja, dachte Jimi, ich habe Scheiße gebaut. Ich habe so viel Scheiße gebaut in meinem Leben, dass ich nun dafür bestraft werde. Er versuchte, Luft zu holen, aber das schwarze Plastik klebte ihm auf Mund und Nase.
    Ein Stiefeltritt in die linke Seite ließ ihn vor Schmerz aufheulen.
    »Ich hab dich was gefragt, du Wichser.«
    »Ja«, stieß Jimi hervor.
    »Was ja?«
    »Ich weiß, warum ich hier bin.« Seine Stimme klang verwaschen und fremd unter dem Müllsack. Atmen wurde immer schwieriger, in der Luft war kaum noch Sauerstoff. Schweiß juckte auf seinem Gesicht. Der Lauf der Waffe drückte wieder gegen seinen Kopf, drückte ihn zur Seite. Jimis Herz schlug wie eine Trommel. Die feuchte Schwärze unter der Tüte würgte ihn, drohte, ihn zu ersticken.
    »Dann sag uns, was du getan hast, okay? Erleichtere dein Gewissen.«
    »Ich hab das Päckchen genommen.«
    »Das war schon ganz gut, Jimbo. Und wenn du uns erzählst, mit wem du gemeinsame Sache machst, dann lassen wir dich vielleicht sogar laufen.«
    Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Worauf wollten sie hinaus?
    »Mach’s Maul auf, Jimbo. Ist es der Maulwurf? Hat er dich drauf gebracht, den Stoff zu strecken?«
    »Luke hat nichts damit zu tun«, brüllte Jimi. »Er hat keine Ahnung – von nichts.« Er keuchte, rang nach Luft, saugte das Plastik in seinen Mund. Das Blut hämmerte in seinen Schläfen, sein Schädel war kurz davor zu explodieren und jede Faser seines Körpers schrie nach Sauerstoff.
    »Also dann, wer war’s?«
    »Niemand«, schluchzte er. »Nur ich.«
    »Nur du.« Die Männer lachten. »Na gut. Dann wirst auch nur du in die ewigen Jagdgründe befördert. Aber vorher wirst du uns noch verraten, wo du

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