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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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nicht.«
    »Wieso sagst du das?«
    »Ich war mehr als einmal drin in der Bude und dort herrschte jedes Mal ein Saustall. Lukas schämt sich dafür, obwohl er den Dreck ja nicht mal sehen kann. Seitdem gehe ich nicht mehr mit rein.«
    »Aber was ist denn mit seiner Pflegemutter, dieser…«
    »Bernadine.« Jo schnaubte ärgerlich. »Anscheinend schert sie sich einen feuchten Kehricht darum, wie es in den Zimmern ihrer Schützlinge aussieht. Sie sorgt dafür, dass immer genügend Konserven im Haus sind, damit alle einigermaßen satt werden, alles andere ist ihr egal.«
    »Aber Jimi und Lukas sind froh, dass sie sie aufgenommen hat.«
    »Ja, natürlich. Ein Dach über dem Kopf und ein eigenes Bett sind immer noch besser, als in einem Autowrack zu pennen oder in einem feuchten Rattenkeller mit zwanzig anderen Leuten. Schließlich wird man auch von Dosenfutter und Eipulver satt.«
    »Du scheinst nicht viel zu halten von dieser Frau.« Sim sah ihre Tante fragend an. »Aber Michael gegenüber hast du sie verteidigt.«
    »Ich wollte nicht, dass er herumfährt und Fragen stellt über Bernadine.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ihm das gefährlich werden kann.«
    »Gefährlich? Wieso denn?«
    »Nun ja, die falschen Fragen am falschen Ort«, wich Jo ihr aus.
    »Michael hatte also recht mit seiner Vermutung?« Sim begann zu begreifen. »Du hast Angst um ihn?«
    Jo hob die Schultern und zog es vor, das Thema nicht weiter zu erörtern.

16. Kapitel
    Am nächsten Morgen wurde Sim zum ersten Mal nicht von einem vorwitzigen Sonnenstrahl geweckt. Eine dichte graue Wolkenschicht bedeckte den Himmel und es sah nach Regen aus.
    Michael brach gleich nach dem Frühstück auf, er war zu einem Sonnentanz in den Black Hills eingeladen und würde erst am Montag ins Reservat zurückkehren. Sim atmete erleichtert auf, als sein Geländewagen in einer Staubwolke verschwand. Das Fehlen der Weinflasche war ihm offensichtlich noch nicht aufgefallen, vielleicht hatte er ja vergessen, dass es zwei gewesen waren.
    Wobei – vermutlich machte sie sich damit etwas vor, denn Michael war so stolz darauf gewesen, den köstlichen Tropfen ins Reservat geschmuggelt zu haben. Irgendwann würde der Diebstahl ans Licht kommen und dann würde es mächtigen Ärger geben.
    Um vorsorglich ein paar Pluspunkte zu sammeln, machte sie sich daran, den Trailer weiter herzurichten. Die Farbe auf den Küchenschränken war getrocknet. Sim saugte den verfilzten Teppichboden und wienerte das Bad.
    Am späten Vormittag, der Wind hatte die grauen Wolken vertrieben und die Sonne schien heißer denn je, hielt Jimis Mustang vor dem Trailer. Sim spähte aus dem Fenster im Bad und der Anblick von Jimi und Lukas, wie sie aus dem Wagen stiegen, versetzte sie in Panik. Hatte Lukas seinem Freund von dem Vorfall im Big Bat’s erzählt?
    Gut möglich. Jungen tickten so. Hey, du hast mich angelogen, ihre Titten sind gar nicht so winzig. Woher weißt du das? Na ja, wir saßen gestern zusammen im Big Bat’s und da hat sie meine Hand genommen und…
    Außerdem war sie immer noch sauer auf Jimi, weil er nicht gekommen war, als Ebonys Fohlen so dringend seine Hilfe gebraucht hätte.
    Jimi trug einen weißen Blechkasten von der Größe einer Mikrowelle ins Haus, während Lukas Juniper begrüßte und mit ihr bis zur Treppe lief, um ihren Wurf gebührend zu bewundern.
    Sim ging zurück in den Wohnraum.
    »Hi.« Jimi setzte die Klimaanlage auf dem Tisch ab und begutachtete gleich das dafür infrage kommende Fenster auf der rückwärtigen Seite des Trailers. Er verhielt sich wie immer, doch Sims Begrüßung kam mit so großer Verzögerung und klang so vorwurfsvoll, dass er sich verwundert umdrehte und sie ansah. »Ist irgendetwas?«
    »Wieso bist du nicht gekommen, als meine Tante dich angerufen hat?«, stieß sie anklagend hervor. »Das Fohlen könnte noch leben.«
    Jimi schien eine Weile zu brauchen, bis er kapierte, wovon sie eigentlich sprach. Langsam kam er auf sie zu und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Wer behauptet, das Fohlen könnte noch leben? Deine Tante? Oder Luke, der große Pferdeflüsterer?«
    »Ich«, sagte sie und trat einen Schritt zurück.
    Jimi folgte ihr, und als Sim weiter zurückwich, hatte sie die Spüle im Rücken.
    Leise sagte er: »Ich konnte nicht kommen, weil ich Wichtigeres zu tun hatte, okay?«
    Sim spürte, dass sie mit ihrem Vorwurf eine Grenze überschritten hatte. Niemand machte Jimi Little Wolf Vorhaltungen, er war es nicht gewöhnt, dass man

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