Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Meister.« Beim letzten Wort wurde ihr Atem schlagartig ruhiger.
Steven war längst auf, öffnete eine der Jalousien und blickte hinaus in die anbrechende Nacht. »Wow, Jack in the Box , die haben Spitzen-Pommes.«
»Wieder keine Pommes heute, Steven«, sagte ich.
»Du gönnst mir aber auch gar nichts!« Er drehte sich um, stemmte seine Hände in die Hüften und lächelte sein jungenhaftes Unschuldslächeln.
Ich half Christina aus dem Sarg und legte einen Arm um ihre Schultern.
»Beeilen wir uns.«
»Klar, Chef.« Steven öffnete die Tür.
KAPITEL 8
Bis auf einen feinen Lichtstreifen, der unter der Metalltür hindurchfiel, war es stockfinster.
Den Rücken gegen die Wand des winzigen Raums gelehnt, starrte Brandon auf die helle Linie. Er konnte noch immer nicht ganz begreifen, was geschehen war und wie es geschehen war, doch die Wirklichkeit ließ sich nicht ausblenden.
Die Prügel hatten ihre Spuren hinterlassen, und dort, wo Knochen gebrochen und Muskeln gerissen waren, hatte auch die Tagesruhe nicht alles heilen können.
Brandon nahm sich vor, nicht aufzugeben und seinen Stolz zu bewahren, solange es ging. Diesmal sollte Coe ihn nicht brechen. Er würde kämpfen. Durch Kraft allein war er dem Clanherren nicht gewachsen, das würde seinen alten Meister nur dazu anstacheln, ihn erneut zusammenzuschlagen. Es musste eine andere Lösung geben. Er musste Coe dazu bringen, ihn mit anderen Augen zu betrachten. Doch wie? Während Brandon wie ein Besessener nach einer Idee forschte, schlich sich immer wieder das Gestern in seinen Kopf. Dann schrumpften die vergangenen Jahrzehnte zusammen, als sei die Zeit ohne seinen brutalen Schöpfer nur ein Traum gewesen.
Der Eid, den er Curtis geleistet hatte, war nichtig, der Schwur Julius gegenüber eine Lüge.
All die Jahre, in denen er sich frei gefühlt hatte, war Coes Schatten ihm gefolgt. Jeden Tag hatte er ihn mit Erinnerungen geplagt, bis Brandon beschlossen hatte, jemand anderer zu werden, nicht länger das Opfer, das er unter Coes Knechtschaft gewesen war.
Entschlossen verscheuchte Brandon den Geist seines alten Ich. Das war nicht mehr er, würde er nie wieder sein. Er war gewachsen und nicht gebrochen! Entschlossen ballte er die Fäuste. Er war besser als Coes schwarzer Vampirsklave Darren! Besser als die kriecherischen Weißen, die Coe in seiner Camarilla und seinem Clan vereinte. Und er würde es ihm beweisen! Wenn das verdammte Schicksal beschlossen hatte, grausame Spiele mit ihm zu spielen, dann würde er eben mitspielen, aber mit erhobenem Kopf und mit einer Figur in der Farbe seiner Wahl. Der neue Brandon, jener Mann, der er in Los Angeles geworden war, war seine Trumpfkarte.
Er war zur Schule gegangen, hatte studiert, zwei Abschlüsse gemacht und die Sprache seiner Ahnen gelernt, die er seit seiner Kindheit nicht benutzt hatte. Curtis hatte regelmäßiges Kampftraining für wichtig erachtet und Brandon war dem Aufruf mit Freude gefolgt. Er war der Krieger geworden, der er als Kind immer hatte sein wollen, und er war gut. Coe würde das nicht ignorieren können.
Dennoch, die Angst war geblieben, und Brandon hasste sich für diese Schwäche. Sie befiel seinen Körper, entlud sich in einem kurzen, heftigen Zittern und setzte sich in seinen verkrampften Schultern fest, bis er die Zähne zusammenbiss und sie gänzlich niederrang.
Mit der verstreichenden Zeit kamen andere Gedanken.
Christina. Er wünschte, er hätte noch einmal mit ihr sprechen können. Um sich zu verabschieden und ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte und wie viel er ihr verdankte. Sie war der Schatz, den Coe ihm niemals würde nehmen können.
Und Julius, seinem Meister, der ihn Freund nannte. Beide Bindungen lagen noch immer in Brandons Brust, doch sie waren unerreichbar, als ob sie hinter verbarrikadierten Türen lägen.
Der Turmalin fraß alles. Brandon berührte die Kette an seinem Hals. Daran hing der schwarze Stein und ein Schloss. Unverrückbar. Es gefiel Coe, ihn auch damit zu quälen, mit der Sehnsucht nach seinem Meister und den Leonhardt, die sich nur durch einen neuen Eid tilgen lassen würde. Doch in Coes Welt hatten nur Weiße ein Anrecht auf den Eid, und sicher hatte sich seine Einstellung dazu nicht geändert.
Brandon horchte auf.
Im Nebenraum erklangen Geräusche. Zwei Personen liefen die Treppe herunter und offensichtlich stritten sie.
»Nathaniel, warte bitte«, forderte eine Frauenstimme. »Ich will nicht noch jemanden in unserer Camarilla. Nur du und ich, hast du
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