Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Vampiren benutzt wurden. Die Ladeflächen waren lang und überdacht und damit ideal, um unbemerkt Särge oder in Leichensäcke verpackte Vampire zu transportieren. Die Sonne brannte von einem strahlend blauen Winterhimmel und brachte den Sand zum Kochen.
Amber drückte sich gegen das aufgeheizte Blech und spähte in einen der Wagen. Der Ford Ranger war bis auf einige lose herumliegende Sicherungsgurte leer.
Also musste Brandon in dem anderen sein. Nach einem kurzen Blick zum Haus, wo sich nichts regte, schlich Amber um den Wagen herum und kletterte auf die Ladefläche des zweiten.
Unter dem alten Plastikaufbau war es brütend heiß. Auf dem Boden lag ein Durcheinander von Werkzeug und Schrott und mittendrin die beiden Vampire in ihren schwarzen Säcken. Amber kroch an den steifen Körpern vorbei so weit wie möglich nach vorne. Dort versteckte sie sich hinter zwei Koffern. Trotz der Hitze zog sie sich zusätzlich eine alte Plane über den Kopf. Dann begann das Warten. Schon nach einigen Minuten klebte ihr das T-Shirt an der Haut fest, und der Schweiß rann ihr über das Gesicht.
Wie erwartet, trugen die Diener auch die Särge von Coe und Judith heraus und verluden sie in den anderen Wagen. Sie sahen exakt gleich aus. Beide waren elfenbeinfarben lackiert und besaßen große vergoldete Griffe. Amber beobachtete alles durch einen Riss im Plastikaufbau und hätte beim Anblick der kitschigen Särge am liebsten laut losgelacht. Was sie davon abhielt, war die Hitze und die Angst, die immer weiter zunahm, je klarer ihr wurde, was sie gerade im Begriff war zu tun. Aber jetzt war es zu spät, um umzukehren.
Der schwarze Diener, der zu dem Vampir namens Darren gehörte, ging noch einmal ins Gebäude und kehrte schon nach wenigen Augenblicken mit zwei Flaschen Bier zurück. Unterwürfig reichte er dem schnauzbärtigen Weißen eine davon. Die Männer standen mit großem Abstand voneinander im Schatten, wischten sich den Schweiß aus den Gesichtern und tranken in langen Zügen.
In diesem Moment trat Judiths Dienerin Melanie mit zwei kleinen Koffern auf die Terrasse. Der Schwarze stellte sofort sein Bier ab und nahm ihr das Gepäck aus den Händen.
Amber beobachtete, wie die weißen Diener schwatzten und dem dritten beim Verladen der Koffer zusahen. Mit jeder verstreichenden Minute wurde ihre Anspannung größer und trotz der Hitze begann sie zu frösteln.
Der schwarze Diener kehrte zurück, leerte seine Flasche mit einem Zug und warf sie fort, dann ging er auf das Fahrzeug zu, in dem sich Amber versteckte. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Wollte er etwa noch einmal die Ladung kontrollieren?
Amber hielt den Atem an und duckte sich so tief wie möglich unter die Plane. Im Vorbeigehen konnte sie die Handgelenke des Mannes erkennen, beide waren bandagiert. Wahrscheinlich Vampirbisse.
»Na dann, ab nach Hause!«, rief der Bärtige und stieg gemeinsam mit der Frau in den anderen Wagen.
Die Sonne näherte sich dem Horizont und damit rückte die Zeit von Julius’ Erwachen in greifbare Nähe. Amber fühlte bereits die Unruhe nahen, die sich ihrer um diese Uhrzeit immer bemächtigte, doch vorerst hatte sie andere Sorgen.
Der Motor des Fahrzeugs erwachte keuchend zum Leben und der Wagen rollte zurück. Der Fahrer gab Gas. Erst drehten die Räder durch, dann griffen sie und der Pick-up schaukelte über den feinen Sand vorwärts. Sobald sie die Piste erreicht hatten, ging es schneller, und die Fahrzeuge kämpften sich aus dem Tal hinaus.
KAPITEL 17
Etwas war anders, das fühlte ich sofort. Nicht nur, dass ich in einem Bett aufwachte, ich war zudem allein.
Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Dämmerlicht. Ich hörte das Zischen einer Gaslampe, aber ich konnte meinen Kopf noch nicht drehen, um festzustellen, wo die Lichtquelle war. Als Nächstes erwachten auch meine anderen Sinne, und der Gestank der Särge traf mich mit voller Wucht.
Ein schwacher Luftzug verwirbelte den abgestandenen Mief. Das war nicht richtig. Ich hob den Kopf und bemerkte, was ich bislang nur vermutet hatte. Die Tür stand einen Spalt offen.
Mit einem Schlag war ich hellwach. Das Gefühl der Einsamkeit nahm mit jeder Minute zu. Es war eindeutig: Amber entfernte sich. Ich hatte einen schrecklichen Verdacht. Oh Gott, lass das nicht wahr sein! Ich streckte meine Energie aus. Es gab kein Leben hier, keine Diener. Absolute Stille. Mein Verdacht wurde zur Gewissheit. Bis auf Christina und mich waren alle fort.
Ich sprang auf und wäre fast gefallen,
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