Julius Lawhead 2 - Flammenmond
herauszuwürgen stand außer Frage. Er passte nicht noch einmal durch ihren Hals, auf keinen Fall. Sie hatte ohnehin keine Zeit mehr dafür. Aus dem Sandboden erhoben sich sanfte Hügel. Es waren Lavafelsen und das Gestein war faltig wie alte Haut.
Auf dem harten Grund fanden ihre nackten Füße besseren Halt. Sie rannte schneller, aber schon schmerzte ihre Lunge, die sich noch nicht ganz erholt hatte. Amber stolperte hustend vorwärts.
Plötzlich hallte ein Schrei durch die Nacht, der sie kurz innehalten ließ. Coe hatte Brandon losgelassen.
Die Jagd war eröffnet.
KAPITEL 18
Ich fuhr wie der Teufel und ahnte doch, dass ich zu spät kommen würde. Was auch immer Coe für Amber plante, es geschah genau jetzt.
Ich erhielt von ihr das gleiche Gefühl, wie ich es von Brandon empfing. Sie war dort irgendwo, aber ich konnte keinen Kontakt aufnehmen, wusste nur, dass sie noch lebte, aber nicht, wie es ihr ging.
Der Wagen kämpfte sich einen sandigen Hang hinauf, dann lag wieder eine große Ebene vor mir und ich trat aufs Gas.
Christina erwachte. Am Horizont zeigte sich nur noch ein winziger Streifen Restlicht. Es war ihre Zeit. Im Rückspiegel sah ich, wie die Decke von ihren zitternden Beinen rutschte, dann erklang ein schwacher Schrei und ihr Herz schlug wieder. Christina setzte sich auf und kuschelte sich direkt wieder in die Bettdecke. Beim Blick auf den Horizont mit seinem haarfeinen Lichtstreifen kniff sie die Augen zusammen und fauchte.
»Das Licht ist schwach, Chris, dir passiert nichts.«
»Igitt, ich stinke nach Leiche«, sagte sie leise und schnupperte an ihrer Kleidung.
Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße, während sich Christina aus der Decke freistrampelte und zu mir nach vorne kletterte. »Wo sind wir, Meister? Wohin fahren wir?«
Ich erklärte ihr knapp, was in den letzten Stunden geschehen war, und forderte sie dann auf, mit mir auf Reifenspuren zu achten, die sich auf der schnurgeraden Sandpiste abzeichneten. Christina ließ das Fenster hinunter und lehnte den Kopf hinaus. Fahrtwind verwirbelte ihr schwarzbraunes Haar.
Wie viel Vorsprung Coe wohl hatte? Eine Stunde womöglich, viel mehr konnte es nicht sein. Ich hätte Amber fragen sollen. Jetzt war es zu spät, jetzt war es vielleicht für alles zu spät!
Ich hörte Christinas leise Bitte erst, als sie mich an der Schulter berührte.
»Was ist denn?«, fragte ich unwirsch, sah sie an und wusste sofort, was los war. Ihre Augen waren riesig und die Iris pechschwarz.
Die Straße führte noch immer schnurgerade nach Norden. Wenn es geschehen musste, dann am besten hier. Ich krempelte meinen rechten Ärmel hoch und bot Christina mein Handgelenk.
Amber stürzte. Ihr linker Fuß war voller Dornen. Im Mondlicht konnte sie deutlich das getrocknete Stück Kaktus sehen, das noch immer in ihrer Fußsohle steckte. Sie packte es mit spitzen Fingern und riss daran. Ein Teil der Dornen löste sich, die andere Hälfte blieb stecken. Sie konnte den Fuß nicht mehr belasten. Ihre Flucht würde hier zu Ende sein. Sie drehte sich nach ihrem Verfolger um.
Brandon durchquerte die Ebene. Von ihrer erhöhten Warte aus konnte Amber jetzt auch wieder die beiden Pick-ups erkennen und daneben die wartenden Vampire. Brandon kam unablässig näher. Amber wollte, musste kämpfen, auch wenn ihre Chancen gleich null waren.
Sie kroch auf allen vieren, bis sie einen Lavafelsen erreichte, der ihr ein wenig Deckung geben würde. In seinem Schatten lagen Dutzende kleinere Steine. Amber griff einen faustgroßen Brocken und das Gefühl der primitiven Waffe in ihrer Hand ließ sie seltsam ruhig werden.
Auf dem harten Fels waren die Schritte ihres Verfolgers kaum zu hören.
»Bleib, wo du bist, Brandon«, rief sie.
Im nächsten Augenblick war er bei ihr auf der Lavakuppe und verharrte mit gebleckten Zähnen. Er stand tief gebeugt, und aus seinen Augen schrie der Hunger. Amber ließ sein Zögern nicht ungenutzt und warf.
Der Stein traf ihn mitten im Gesicht. Er schrie und fasste sich an die blutende Braue. Amber griff sofort nach dem nächsten Wurfgeschoss und hob die Hand.
»Wenn du auch nur einen Schritt machst …«, warnte sie, doch Brandon wollte unbedingt ihr Blut, und er wollte es sofort.
Das Mondlicht meißelte seine markanten Züge zu einem furchteinflößenden Totenschädel und spiegelte sich in dem Turmalin, der ihm um den Hals hing.
Amber kam eine Idee. Vielleicht würde es Julius gelingen, Brandon aufzuhalten. Sie zielte und warf. Der Stein traf
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