Julius Lawhead 2 - Flammenmond
den Vampir an der Kehle und hatte deutlich hörbar den Kristall gestreift. Brandon fauchte und war mit zwei Sätzen bei ihr. Amber gelang es im letzten Moment, ein neues Lavastück zu greifen, da traf sie sein Körper mit voller Wucht. Brandon presste sie zu Boden und benutzte eine Hand, um ihren Kopf zur Seite zu zwingen. Amber widerstand dem Drang, sich zu wehren oder mit dem Stein auf seinen Kopf einzuschlagen. Stattdessen hielt sie still, wog ihn in Sicherheit.
»Es tut mir leid, Amber«, zischte Brandon, »aber ich kann es nicht länger ertragen.«
Amber presste die Zähne zusammen. Sie wollte nicht schreien. Ihr Atem ging flatternd, der Puls raste. Brandon beugte sich vor und leckte über ihre Kehle.
»Du kannst von mir trinken, Brandon, aber du musst mich nicht töten.«
»Doch, ich muss«, knurrte er gegen ihre Haut.
»Warum?«
»Weil Meister Coe es befohlen hat.«
Amber sah aus dem Augenwinkel, wie der Vampir den Mund öffnete und sich die Kiefermuskeln spannten. Er würde es tun, er würde zubeißen. Sie gab ihre starre Haltung auf und tastete nach der Kette an seinem Hals. Im gleichen Moment, als sich ihre Hand um den Turmalin schloss, biss er zu.
Amber schrie. Ihr Schmerzenslaut hallte durch die Wüste. Reißende Pein breitete sich von ihrem Hals durch ihren gesamten Körper aus, doch sie hatte den Kristall nicht losgelassen.
Während Brandon an ihrer Kehle hing und genussvoll trank, versuchte Amber klare Gedanken zu behalten. Sie zerrte die Kette mit dem Turmalin nach hinten, bis er in Brandons Nacken lag, dann schlug sie zu.
Einmal, zweimal.
Der Stein krachte auf den Turmalin. Die Schläge trafen nicht nur die Kette, sondern auch Nacken und Schultern, doch Brandon trank immer weiter.
Ambers Arme wurden schwächer. Brandons Biss brannte wie Feuer, und der Brand breitete sich aus, weiter und weiter und verzehrte alles Leben, was in ihr war.
Er raubt meine Energie, dachte sie panisch, es ist, wie Julius gesagt hat. Wenn Vampire töten, stirbt das Opfer nicht an Blutverlust, sondern weil das Leben selbst ausgetrunken wurde. Als Amber ein letztes Mal zuschlagen wollte, fiel ihr der Stein aus der Hand.
Hunger!
Ich wusste zuerst nicht, woher dieser Impuls rührte. Ob Christina mir das Gefühl übertrug oder ob ich wirklich wieder Kontakt zu Brandon hatte. Ich steuerte den Wagen mit der Linken, während die junge Unsterbliche meine rechte Hand umklammerte. Und dann war ich mir sicher!
Das, was ich spürte, war ein Trank, der den Tod des Opfers zum Ziel hatte, und ich kannte diese Lebensenergie. Amber.
Meine Amber!
Ich brüllte ihren Namen und trat auf die Bremse.
Christina schrie und griff mir ins Lenkrad, dann riss mich meine Angst um Amber fort. Ich zerrte an den Schwüren, die mich noch immer an Brandon banden, und rannte seine Schutzschilde ein. Warum ich ihn wieder fühlen konnte, war unwichtig. Aber ich konnte es, und ich würde ihn aufhalten.
Der Vampir spürte mich. Er brachte die neue Energie gegen mich auf, doch er konnte mich nicht vertreiben. Ich hatte ihn schon einmal besiegt, und ich würde es wieder tun.
»Brandon! Hör sofort auf!« , befahl ich und mit jedem Wort stach meine Kraft auf ihn ein. Er schrie seinen Schmerz in die Nacht. Doch sobald ich aufhörte, senkte er seinen Mund erneut auf Ambers Wunde und trank weiter.
»Wenn du mich aufhalten willst, dann musst du mich töten, Julius!«
»Du hast einen Schwur geleistet, und bei Blut und Wort, den fordere ich von dir!«
»Mein Schwur war eine Lüge! Alles Lüge!«
»Nein, das war er nicht. Er gilt noch immer. Du hast geschworen, sie zu schützen, Brandon. Mich und die Meinen und …«
»… und alle, die dir in Wort und Blut verbunden sind« , vollendete er die Formel und hielt entsetzt inne. Dann fühlte auch er die Eide aufflammen. Die Magie des Schwurs wuchs in uns. Sie wuchs und glühte in dem Band, mit dem uns der Bluteid zusammenzwang, ihn und mich und damit auch Amber, meine Dienerin. Das war der letzte Beweis, den er noch gebraucht hatte. Er riss seinen Kopf zurück und starrte auf Amber hinab, die totenblass und mit aufgerissener Kehle vor ihm lag.
»Gib ihr zurück, was du genommen hast. Rette ihr Leben!«
Ich fühlte, wie er einen Teil der Lebensenergie in Amber zurückfließen ließ und die Wunde schloss, die er ihr zugefügt hatte. Viel konnte er nicht tun, denn sein ausgehungerter, verletzter Körper hatte das meiste bereits aufgebraucht, um sich selbst zu heilen.
Ein schriller Pfiff hallte durch
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