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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dir, du bekommst es heute nachmittag wieder. Aber verrat nichts davon, bitte. Nicht einmal deiner Mutti.« Sheila nickte, ein freudiges Strahlen überzog ihr Gesicht, sie war glücklich, daß die Besucherin ihre Malkünste zu schätzen wußte. Diese nahm das Bild, faltete es vorsichtig und steckte es in ihre Handtasche. Dann fragte sie: »Wo kommt deine Großmutter her?« »Aus Amerika.«
Das Vibrieren in ihrem Kopf wurde stärker. »Kannst du mir auch sagen, wie sie heißt?« »Karin.«
»Und der Nachname?«
»Weiß nicht, frag sie selber.«
»Sag mal, was für ein Auto fährt dein Papi?«
»Meist fährt er den Porsche.«
»Und wie ist die Farbe von dem Porsche?«
»Ich glaub, der ist dunkelblau.«
»Okay, und noch was, alles, was wir jetzt hier besprochen haben, bleibt voll und ganz unter uns, verstanden? Kein Sterbenswörtchen zu irgendwem. Du hütest ein Polizeigeheimnis, und es gibt nichts Wichtigeres, als ein Polizeigeheimnis zu hüten.« Sheila nickte ein wenig verstört, ihr kleiner Verstand war noch nicht in der Lage zu verarbeiten, was die Polizistin eigentlich von ihr wollte.
»Du brauchst keine Angst zu haben, es ist nichts Schlimmes. So, und jetzt warte ich noch auf deine Mutti.« Sie verließ den Raum, während Sheila ihre Schultasche packte. Susanne Tomlin kam die Treppe herunter, notdürftig gekämmt, einen Seidenmorgenmantel umgelegt, den sie vorne gerade zuband, barfuß, sie machte einen verschlafenen Eindruck.
»So früh?« fragte sie gähnend, als sie noch etwa fünf Meter von der Kommissarin entfernt war. »Leider«, antwortete diese entschuldigend. Susanne bat sie, sie ins Wohnzimmer zu begleiten. Der erste Weg führte sie an die Bar, wo sie sich einen Cognac eingoß und etwas Sodawasser hinzugab. »Darf ich Ihnen auch einen anbieten?«
»Nein, danke, es ist noch zu früh für mich. Darf ich mich setzen?«
»Entschuldigung, daß ich so unhöflich bin, aber ich bin wohl noch nicht ganz wach. Bitte.« »Sie haben mir gegenüber gestern den Namen Dr. Patanec erwähnt.«
Susanne Tomlin nickte und nippte an ihrem Glas. »Sie kennen ihn sehr gut?« »Ich kenne ihn seit über zehn Jahren - ja, ich glaube, wir kennen uns gut. Warum fragen Sie?« »Nun, wie soll ich es sagen - Dr. Patanec wurde gestern abend Opfer eines Gewaltverbrechens.« Das Glas glitt Susanne Tomlin aus der Hand, rollte über den Teppich, die restliche Flüssigkeit verteilte sich. Sie starrte Julia Durant aus großen Augen an, vergrub das Gesicht in ihren Händen. »Das darf doch nicht wahr sein! Nicht Patanec, nicht er! Er war der einzige Freund, den ich hatte!« Sie schluchzte, ging auf die Knie, ihr Morgenmantel fiel auseinander, sie trug schwarze Dessous darunter. Julia Durant kam näher, beugte sich zu ihr hinunter und streichelte über ihr Gesicht. »Es tut mir leid, ich wußte nicht, daß er Ihnen so viel bedeutet hat...«
Susanne Tomlin setzte sich auf, raffte den Mantel zusammen, wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht und meinte, ruhiger geworden: »Nein, nicht, was Sie denken! Er war wirklich nur ein Freund, ein echter Freund, der immer Zeit für mich hatte. Wir haben nichts miteinander gehabt, falls Sie das denken sollten!«
»Ich wollte wirklich nicht indiskret sein, aber das bringt dieser Beruf nun mal leider ab und zu mit sich...« »Was bringt dieser Beruf mit sich?« fragte eine rauchige Stimme von der Tür her. Die Kommissarin drehte sich um und blickte in die kalten, grauen Augen einer älteren, gutaussehenden Frau, die sich, gekleidet in ein modisches, gelbes Kostüm, mit festem Gang näherte. Julia Durant erhob sich wieder und sagte: »Manchmal muß ich Botschaften überbringen und Fragen stellen, die unangenehm sind. Doch im Augenblick bin ich dabei, mich mit... Ihrer Schwiegertochter? ...zu unterhalten. Mein Name ist übrigens Durant, ich bin bei der Kripo Frankfurt.«
»Lindsey, Karin Lindsey.« Sie reichte Durant die Hand, fuhr fort: »Ich bin nur auf Besuch hier. Was ist mit Susanne?«
»Ihr Therapeut ist heute nacht umgebracht worden«, sagte die Kommissarin so leise wie möglich. »Wie schrecklich! Wie man hört, passieren in letzter Zeit ja noch mehr solcher furchtbaren Dinge in dieser Gegend.« »Sie sind keine Deutsche?« »Wie man's nimmt. Ich bin Deutsche mit amerikanischer Staatsangehörigkeit, ich lebe schon ziemlich lange in den Staaten. Im Gegensatz zu meinem Sohn, den es schon sehr früh wieder nach Deutschland zog. Warum fragen Sie?« »Es interessiert mich nur«, sagte Durant. »Darf ich

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