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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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häßlich, von außen.« Sie hielt inne, fuhr aber gleich fort: »Aber wer kann schon hinter die Fassade eines Menschen blicken?! Auch das hat mein Vater gesagt, der im wahrsten Sinn des Wortes ein Leben lang mit Gott und dem Teufel zu tun hatte.« Sie kurbelte das Seitenfenster ein paar Zentimeter nach unten, damit der Rauch ihrer Zigarette abziehen konnte. »Diese Welt ist ungerecht, einfach nur ungerecht. Diese Welt ist so ziemlich das Ungerechteste, was es gibt! Ich hoffe nur, seine Frau und seine Kinder verkraften, was jetzt auf sie zukommt. Es wird eine verdammt harte Zeit für sie werden. Ich habe Angst um seine Frau, wenn sie die ganze Wahrheit erfährt. Sie macht auf mich nicht den stabilsten Eindruck.« »Wie kommen Sie drauf?«
»Sie ist ja schon zusammengebrochen, als ich ihr vorhin von Patanec erzählte. Sie sagte, Patanec sei der einzig wirkliche Freund für sie gewesen. Vielleicht hat sie ihm gegenüber Dinge erwähnt, aus denen Patanec seine Schlüsse zog und Tomlin... Ach Quatsch, es kann auch ganz anders gewesen sein!« Und nach einer Pause bat sie: »Wenn wir ihn haben, würde ich gerne mit ihm allein sprechen. Ist das möglich?« Berger nickte.

Mittwoch, 11.30 Uhr
    Die Klinik. Sie durchquerten die Eingangshalle, Julia Durant führte Berger zielstrebig zu Tomlins Vorzimmer. Frau Neubauer, gestylt und schön wie immer, lächelte ihr Litfaßsäulenlächeln, fragte: »Bitte sehr, was kann ich für Sie tun?«
»Wir würden gerne Dr. Tomlin sprechen.« »Haben Sie einen Termin? Es wird schwierig sein, ihn heute noch zu erwischen, er operiert gerade und wird danach möglicherweise gleich nach Hause fahren. Ich könnte Ihnen aber einen Termin in, warten Sie...« »Wir werden trotzdem auf ihn warten«, unterbrach Berger ihre Suche nach einem Termin. »Wie lange wird die Operation dauern?«
»Eine Dreiviertelstunde vielleicht. Wenn Sie warten möchten. Ich kann aber nicht garantieren, daß er...« »Wir warten«, sagte Berger.
»Wenn es so wichtig ist, ich meine, ich könnte ihm Bescheid sagen lassen.« »Nein, wir haben es nicht eilig. Jetzt nicht mehr.« Sie warteten eine Dreiviertelstunde, Berger blätterte in einem Magazin, Julia Durant lief nervös im Zimmer auf und ab. Bis Tomlin, mit Schweiß auf der Stirn, erschien. Seine weißen Zähne blitzten Julia Durant an, es war ihr unmöglich, das Lächeln zu erwidern.
»Nanu, so ernst?« fragte er und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Kann ich Ihnen bei irgend etwas behilflich sein?«
Berger legte das Magazin zur Seite, erhob sich, sagte mit ruhiger, fester Stimme: »Dr. Tomlin, Sie stehen im Verdacht, in Frankfurt fünf Mädchen ermordet zu haben. Außerdem werden Sie verdächtigt, für dreizehn gleichgeartete Morde in den Vereinigten Staaten verantwortlich zu sein.« Dann zählte Berger die Namen der deutschen Mädchen auf und sagte zum Schluß: »Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, ansonsten kann alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden. Sie haben selbstverständlich das Recht, einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Wenn Sie sich bitte anziehen würden.« Tomlins Gesicht wurde zu einer aschfahlen, starren Maske, er erwiderte nichts, ging erstaunlich gefaßt an seinen Schrank, holte seine Jacke heraus, zog sie über. Berger hielt die Handschellen hoch, Tomlin bat ihn, sie wieder wegzustecken, er versprach, nicht fortzulaufen. Dann folgte er Berger und Durant, sagte zu Frau Neubauer, sie möge für den Tag alle weiteren Termine absagen, er käme nicht mehr in die Klinik zurück.

Mittwoch, 12.30 Uhr
    Bergers Büro. Durant, Kullmer, Berger, zwei weitere Beamte. Tomlin schenkte keinem von ihnen Beachtung, seine blauen Augen starrten düster an die Wand. Er brütete dumpf vor sich hin. Er saß auf einem Holzstuhl. Berger ließ, dem Wunsch Durants nachkommend, sie und Tomlin für einen Moment allein, bat die anderen Beamten, ihm ins Nebenzimmer zu folgen. Die Videokamera war aufgebaut, das Gespräch konnte vom Nebenzimmer aus verfolgt werden.
Tomlin schaute Julia Durant traurig an. »Warum?« fragte er. »Warum was?« fragte sie zurück. »Warum haben ausgerechnet Sie mich geholt?« »Sie sind Arzt und versuchen Ihr Bestes zu geben. Und genau das gleiche trifft auf mich als Polizistin zu. Meine Frage ist aber auch - warum? Und warum Sie?« Tomlin schluckte schwer. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.« Er sah Durant mit unschuldigem Blick an, ein ehrlicher, aufrichtiger Blick, und obwohl sie es nicht wollte, glaubte sie ihm

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