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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman
Autoren: Andreas Franz
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Aber glauben Sie mir, ich habe recht. Stellen Sie sich vor, er war in den Fängen dieses Menzel...«
»Menzel, Menzel, Menzel! Ich höre in letzter Zeit immer nur Menzel! Er ist eine Drecksau, aber so was? Nein, da steckt mehr dahinter.«
»Und was, werte Kollegin?« fragte Berger wütend. »Ich werde es herausfinden und Sie wissen lassen.« Die Spurensicherung und Fotografen trafen ein, wenig später die Männer mit dem Sarg. Die Kommissarin zog ei ne Schublade nach der anderen aus dem Schreibtisch, sie suchte nach einem Notizbuch, einem Terminkalender, fand aber weder das eine noch das andere. Es schien, als hätte der Mörder beides mitgenommen. »Keine Spuren von gewaltsamem Eindringen«, sagte Berger, »es deutet im Augenblick auch nichts auf einen Kampf hin. Es scheint, als habe Patanec seinen Mörder ins Haus gelassen, ohne auch nur im geringsten zu ahnen, daß dies sein Ende bedeuten würde. Die Putzfrau sagt, sie ist um kurz vor halb acht hiergewesen, und die Tür war wie immer verschlossen, das heißt, sie war zugezogen. Sie hat auch nichts Verdächtiges bemerkt, als sie mit dem Fahrrad gekommen ist. Können Sie eigentlich mit dem Computer umgehen?« fragte er Julia Durant. »Nein, tut mir leid, ich habe keinen blassen Schimmer von diesen Dingern. Soll sich am besten morgen einer vornehmen, der Ahnung hat.«
»Ich dachte nur, weil er an ist. Aber gut, verschieben wir's auf morgen.« »Der Tod ist gegen neunzehn Uhr eingetreten«, sagte der Arzt, der Patanec untersucht hatte. »Die genaue Todesursache läßt sich jetzt noch nicht bestimmen, aber das dürfte wohl im Augenblick auch nicht das Wichtigste sein.« Berger und Durant blieben eine Stunde, inspizierten das Haus, gingen dabei sehr vorsichtig zu Werke, um die Arbeit der Spurensicherung nicht zu erschweren. Vor dem Haus hatten sich ein paar Neugierige versammelt. Julia Durant glaubte, unter den Neugierigen für einen Moment das Gesicht einer ihr bekannten Frau zu erblicken. Sie überlegte, kam aber nicht darauf, wo sie das Gesicht schon einmal gesehen hatte.
Sie stieg in ihren Wagen, fuhr nach Hause, leerte den Briefkasten, ein Brief von Vater, die Stromrechnung, Konto auszüge. Ließ sich ein Bad ein, trank zwei Dosen Bier, fühlte sich elender denn je. Ein Mord nach dem anderen, in immer kürzeren Abständen, dazu diese innere Stimme, die ihr sagte, daß der Mord an Patanec in direkter Verbindung mit den Morden an den Mädchen stand. Aber sie würde sich hüten, diesen Verdacht Berger oder irgendeinem anderen aus dem Präsidium auf die Nase zu binden. Doch die ausgestochenen Augen bei Patanec konnten kein Zufall sein!
Ihr Inneres war aufgewühlt, sie zwang sich zu klaren Gedanken, schaffte es aber nicht. Wer, wer, wer??? Doch Menzel? Nein, zu viele Indizien sprachen gegen ihn als Mörder, vor allem der Bluttest, Menzel hatte Blutgruppe A positiv, der Täter aber Null positiv. Und Menzel tötete nicht, er ließ höchstens töten, wenn es stimmte, was die Unbekannte aus Höchst - mein Gott, dachte sie und schlug sich an die Stirn, die Frau vorhin unter der Laterne, das war die Frau aus Höchst! - und Susanne Tomlin behaupteten.
Sie ging zu Bett, ließ das Licht brennen. Sie schlief nicht gleich ein, hatte beide Arme unter ihren Kopf gelegt, starrte zur Decke. Ihre Gedanken glichen festgefressenen Kolben in einem kaputten Motor.
Nach einer halben Stunde stand sie auf, ihre Arme schmerzten, sie holte eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, leerte sie fast in einem Zug. Holte eine zweite Flasche, stellte sie auf den Wohnzimmertisch, der unaufgeräumt wie immer war. Ließ ihren Blick über den Boden gleiten, Wäsche, Schuhe, Zeitungen, auf den Möbeln fingerdicker Staub, ein überquellender Aschenbecher. Sie trank einen Schluck.

Mittwoch, 29. September, 8.00 Uhr
    Einsatzbesprechung. Alle Beamten außer dem krankgeschriebenen Schulz waren anwesend. »Wir müssen beide Karteien von Patanec durchforsten«, sagte Berger. »Wie einige von Ihnen wissen, war Patanec nicht nur Psychologe, sondern auch und vielleicht sogar in erster Linie Astrologe, es gibt also zwei Karteien. Vielleicht finden wir einen Hinweis in den Karteien, obgleich ich da meine Zweifel habe, da nur Notizbuch und Terminkalender fehlen. Offensichtlich hätten wir darin etwas über seinen Mörder erfahren, welchen Grund sonst sollte es geben, daß ausgerechnet diese beiden Teile verschwunden sind?«
»Auf was sollen wir besonders achten?« fragte Kullmer, der einen Kaugummi auspackte und in den
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