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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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der Neugierde halber fragen, wo Sie wohnen?« »Im Augenblick, und das wird wohl auch für den Rest meines Lebens sein, in Tacoma.« »Tacoma?«
»Sagt Ihnen Seattle etwas?« fragte Tomlins Mutter etwas genervt. »Tacoma liegt in der Nähe von Seattle.« »Dann gehören Sie also zu jenen Amerikanern, die schon öfters umgezogen sind? Es heißt doch, daß Amerikaner sehr umzugsfreudig sind.« »Nun, ich gehöre wohl zu den eher seßhaften. Ich bin eigentlich nur zweimal umgezogen«, sagte die alte Frau und schenkte sich ein Glas Orangensaft aus einer neben der Couch stehenden Flasche ein. »Aber ich bin froh, aus diesem furchtbaren Edgewater rausgekommen zu sein.« »Edgewater? Nie gehört.« »Wisconsin. Edgewater ist ein gottverlassenes Nest in einem ebenso gottverlassenen Staat.«
»Ah, Wisconsin! Gute Bekannte meiner Eltern sind vor Jahren dorthin ausgewandert. Strenggläubige Sektierer, wenn Sie verstehen«, log die Kommissarin. »Dürfte ich der Neugier halber den Namen wissen, den Sie damals trugen?«
»Meinen Mädchennamen oder den, als ich verheiratet war?« Sie nahm einen Zug an ihrer Zigarette, im Hintergrund schluchzte Susanne Tomlin, hielt sich an ihrem Cognacglas fest. Sheila kam mit ihrer Schultasche herein, sah ihre weinende Mutter, ließ die Tasche fallen, rannte auf ihre Mutter zu und kniete sich neben sie. Flüsterte ihr ins Ohr und streichelte sie.
»Nennen Sie mir beide, vielleicht kenne ich einen davon.« »Mein Mädchenname ist Scheubel, mein angeheirateter Tomlin. Ein lausiger Gl, der mich sitzen gelassen hat, gerade, nachdem wir in die Staaten gekommen sind«, sagte sie verächtlich. »Ich hätte wissen müssen, daß es ein Fehler war, sich mit einem Dorftrottel einzulassen! Habe ich Ihre Neugier jetzt befriedigt?« fragte sie spöttisch. Julia Durant hob die Schultern. »Oh, es tut mit leid, wenn ich aufdringlich erscheine, aber der Name sagt mir nichts. Die sind wohl doch in eine andere Ecke gezogen. Na ja, trotzdem vielen Dank für Ihre Hilfe.« »Welche Hilfe?« »Eine einstudierte Phrase...«
Dann wandte sie sich wieder an Susanne Tomlin, fragte, ob sie noch etwas für sie tun könne. Sie schüttelte nur den Kopf.
»Ich schaue vielleicht heute nachmittag noch einmal kurz vorbei oder rufe Sie an, es könnte sein, daß ich noch die eine oder andere Frage habe.« Julia Durant marschierte nach draußen, spürte die eisigen Blicke von Tomlins Mutter in ihrem Rücken.
Draußen zündete sie sich eine Zigarette an, sie war nervös wie lange nicht, Pulsieren in den Schläfen, dumpfer, pochender Herzschlag, weiche Knie. Sie nahm ein paar hastige Züge, warf die Zigarette auf den Gehweg, nahm nur nebenbei wahr, wie eine riesige Dogge breitbeinig einen großen Haufen mitten auf den Bürgersteig machte. Durant rauchte eine weitere Zigarette, mahnte sich zur Ruhe, sagte sich, es könne auch eine andere Erklärung für das alles geben. Aber instinktiv wußte sie, sie hatte die Lösung auf einem Bild, das eine Siebenjährige gemalt hatte. Sie sprang ins Auto, startete den Motor, raste ins Präsidium. Stürmte ins Büro, wo nur Berger sich aufhielt. Sie keuchte, rang nach Atem, ignorierte Bergers fragenden Blick.
Sie riß das Bild aus ihrer Handtasche, breitete es auf dem Tisch aus. Sie sagte kein Wort, ließ das Bild auf Berger wirken. Berger starrte eine Weile darauf, verengte die Augen zu Schlitzen, lehnte sich zurück, zog eine Zigarette aus seiner Hemdtasche, hielt sie zwischen den Fingern, ohne sie anzuzünden. Er drehte sich zum Fenster, schaute auf die Straße.
»Wo haben Sie das her?« fragte er tonlos, den Rücken Julia Durant zugewandt. Sie stützte sich auf den Tisch, stieß immer noch keuchend hervor, mit dem Zeigefinger auf das Bild klopfend: »Tomlin! Tomlins kleine Tochter hat es gemalt. Und wissen Sie auch, wen dieses Bild darstellt? Nein, können Sie ja nicht, aber halten Sie sich fest - es ist Tomlins Mutter. Das Mädchen hat es nach Fotos gezeichnet, die ihre Großmutter ihr gestern gezeigt hat. Eine blonde Frau mit roten Schleifchen im Haar! Und jetzt kommt es noch dicker, Tomlin fährt einen dunkelblauen Porsche! Aber das war noch längst nicht alles - die Mutter von Tomlin ist, als sie noch ziemlich jung war, in die Staaten ausgewandert, Moment, ich habe es mir aufgeschrieben, das Nest heißt Edgewater in Wisconsin. Ihr Mädchenname ist Scheubel, nach der Heirat hieß sie Tomlin. Und raten Sie mal, wo sie jetzt wohnt.« Durant ließ eine Pause entstehen, ihr Herzschlag beruhigte

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