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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman
Autoren: Andreas Franz
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sich, das Atmen fiel ihr leichter, sie zündete sich eine Gauloise an. »Verraten Sie's mir!«
»Tomlins liebe Frau Mutter lebt in einem Ort namens Tacoma, und dieses reizende Städtchen liegt gleich in der Nähe von Seattle. Ich sage nur Kantzer und seine Zeitungsartikel!« Julia Durant setzte sich. »Das heißt, Kantzer hatte nicht einmal unrecht, als er sagte, der Mörder müsse ein Amerikaner sein. Doch ich gebe zu, ich hätte im Traum nicht daran gedacht, daß Tomlin Amerikaner sein könnte. Er hat ja nicht einmal einen amerikanischen Akzent beim Sprechen! Ich will aber sofort alles über diese Scheubel oder Tomlin wissen. Hier«, sagte sie und stieß mit dem Finger auf das Bild, »hier liegt der Schlüssel zu unserem Mörder! Das mit den roten Schleifchen, das ist der Schlüssel!«
»Tomlin ist also aller Wahrscheinlichkeit nach unser Mann! Das ist ein echter Hammer!« Berger hatte seine Sprache wiedergefunden.
»Tomlin!« Sie holte sich einen Becher Kaffee, sagte kopfschüttelnd, als könnte sie es immer noch nicht glauben: »Und mit einemmal macht alles so verdammt viel Sinn! Erstens - Tomlin war auf jeder dieser Partys, die Menzel gab. Zweitens - Tomlin und seine Frau gehören oder gehörten sogar lange der gleichen Kirchengemeinde an, der 244 auch Carola Preusse angehörte, sie sind nur eine ganze Weile nicht dort gewesen. Drittens - Tomlin und seine Frau waren am Sonntag, zwei Tage bevor Janina Lohnert ermordet wurde, bei ihr zu Hause, wobei Tomlin ein Glas in seiner Hand zerbrochen hat. Ich möchte wetten, das ist passiert, als er Janina sah. Und viertens - und ich könnte mich ohrfeigen, daß ich nicht früher drauf gekommen bin -, Tomlin ist Chirurg, er kann mit dem Skalpell umgehen wie kaum ein anderer! Wenn jemand weiß, wie eine Brust fachgerecht abgetrennt wird, dann er! Und die Morde in den Staaten, darauf verwette ich ein Jahresgehalt, hat er begangen, als er eine seiner vielen Wohltätigkeitstouren unternahm und dabei so nebenbei seine Mutter besuchte.« Sie hielt inne, trank ihren Kaffee, drückte die abgebrannte Gauloise im Aschenbecher aus, steckte sich gleich eine neue an, blies den Rauch zur Decke. »Mein Gott, wenn ich bedenke, welchen Eindruck ich von Tomlin hatte! Alle kamen für mich in Frage, nur er nicht! Wenn er mit Ihnen spricht, Sie würden nie, aber auch niemals hinter seiner Maske einen solchen Teufel vermuten. Im Gegenteil, jeder, der ihn kennt und von ihm spricht, tut dies mit großem Respekt. Er ist für viele so etwas wie ein im stillen wirkender Heiliger. Selbst ich bin darauf hereingefallen, selbst ich habe mich täuschen lassen! Wie konnte ich nur so blind sein!« Sie stellte sich ans Fenster, ausnahmsweise einmal kein Stau vor dem Platz der Republik. Gedankenversunken fuhr sie fort. »Wir müssen uns beeilen. Er will morgen für drei bis vier Wochen nach Südamerika fliegen. Er muß wohl wieder seine soziale Ader befriedigen. Dazu wird es aber diesmal nicht kommen. Wir fahren hin und holen ihn uns! Und dann hat dieser ganze verdammte Spuk endlich ein Ende!« »Und Patanec?« fragte Berger, die Arme hinter dem Kopf 244 verschränkt. »Halten Sie Tomlin auch für seinen Mörder?« »Ob das auch Tomlins Handschrift war, wird sich noch herausstellen. Ich vermute es aber. Wie gesagt, die ausgestochenen Augen gaben mir gestern schon zu denken.« »Gut, holen wir uns also diesen Tomlin. Ist er zu Hause oder in der Klinik?«
»Er ist in der Klinik, ich habe noch vor etwas mehr als einer Stunde mit ihm gesprochen. Er sagte, er habe eine Operation heute morgen.«
»Ich laß nur schnell den anderen Bescheid sagen.« Berger nahm seine Jacke von der Stuhllehne, streifte sie über, verließ mit Durant das Präsidium. Sie nahmen Bergers Wagen.
Die Kommissarin konnte sich nicht beruhigen. »Tomlin, Tomlin, Tomlin! Ich hätte meine Hand für ihn ins Feuer gelegt.«
Berger grinste. »Das hört sich gerade so an, als hätten Sie sich...«
»Und wenn?! Ich glaube, es gibt kaum eine Frau, die für Tomlin nicht alles tun würde. Und jetzt stellt sich heraus, daß ausgerechnet er... Ich habe einmal meinen Vater nach einer Predigt gefragt, wie der Teufel aussieht. Er hat geantwortet, mein Kind, bestimmt nicht so, wie du ihn dir vielleicht vorstellst. Er hat keinen Pferdefuß und auch keine Hörner. Kein Mensch würde mit so jemandem etwas zu tun haben wollen. Nein, der Teufel ist eine wunderschöne, liebenswerte Frau oder ein gutaussehender, charmanter Mann. Der Teufel ist alles, nur nicht
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