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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kommissarin sehr direkt an und sagte: »Sie sind eine Komikerin! Es ist schon seltsam, wie die Vergangenheit einen einholt, wenn man am wenigsten damit rechnet! Nun gut, was gedenken Sie zu tun, wenn ich Ih nen Name und Anschrift der Person gebe, mit der ich gestern abend zusammen war?« »Nur Ihr Alibi überprüfen, nichts weiter.« »Gut, hier haben Sie es«, sagte er und schrieb. »Aber bitte, produzieren Sie keinen zu großen Wirbel! Es wäre doch schade, wenn Sie wegen so einer Sache Arger mit Ihren Vorgesetzten bekämen!« Sie reagierte nicht darauf, nahm den Zettel entgegen, auf dem nur die Telefonnummer und der Name Elvira stand. »Hat die Dame auch einen Nachnamen?« Patanec grinste wieder. »Klar, rufen Sie an, und Sie werden ihn erfahren.«
»Ich darf doch von hier aus telefonieren?«
»Bitte.« Er reichte ihr das Handy vom Tisch, sie wählte die Nummer.
»Ja, bitte?«
Sie fragte, ob sie eine Elvira sprechen dürfte.
»Am Apparat«, sagte die sanfte, weiche Stimme.
»Ich bin Kommissarin Durant von der Kripo Frankfurt.
Dürfte ich auch Ihren Nachnamen erfahren?«
»Warum?«
»Ein Dr. Patanec hat mir Ihre Telefonnummer gegeben. Ich bin in seinem Haus. Sagen Sie's mir jetzt?« »Ich heiße Elvira Patanec.«
»Patanec? Sind Sie mit ihm verheiratet oder seine Schwester?«
»Wir sind verheiratet. Hat er Ihnen nicht von uns erzählt? Na ja, das ist typisch für ihn, er macht gerne Geheimnisse um sein und unser Leben.«
»Dr. Patanec, Ihr Mann, sagt, er sei gestern abend zwischen acht und neun mit Ihnen zusammengewesen. Können Sie dies bestätigen?« »Ich weiß nicht - um was geht es denn?« »Sagen Sie nur ja oder nein.« »Ist Alexander in Ihrer Nähe?«
»Er steht neben mir. Aber beantworten Sie erst meine Frage.«
»Ja, er war hier. Aber bitte...« »Und die Uhrzeit?«
»Von acht bis etwa drei Uhr morgens. Bitte, könnte ich jetzt mit Alexander sprechen?« »Natürlich, und vielen Dank für Ihre Hilfe.« Julia Durant reichte den Hörer weiter an Patanec, der nur sagte: »Es ist schon in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben, du wirst rausgehalten. Bis bald.« Er drückte die Austaste, legte das Handy auf den Tisch. »Zufrieden?« fragte er grinsend.
»Zufrieden? Ganz sicher nicht. Sie haben mir verschwiegen, daß Sie verheiratet sind.« »Auch das geht Sie nichts an. Wir haben uns lediglich vor drei Jahren entschieden, getrennt zu leben. Sie lebt mit einem Mann zusammen, der allerdings häufig für längere Zeit unterwegs ist. Wir sehen uns dann regelmäßig. Und jetzt möchte ich Sie bitten zu gehen. Sonntag ist der einzige Tag, an dem ich ausspannen kann. Wenn ich Ihnen weiterhelfen kann, lassen Sie es mich wissen, wenn Sie allerdings kommen wollen, um mir etwas anzuhängen, dann bleiben Sie lieber, wo Sie sind. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen!«

Sonntag, 19.30 Uhr
    Julia Durant ließ den Tag Revue passieren. Patanec hatte ein Alibi, Menzel redete, aber nur genau das, was er glaubte, verantworten zu können, die Bernhardts priesen Men 122 zel in den höchsten Tönen, auch wenn das Verhalten von Nicole ihr etwas merkwürdig vorkam. Aber alles Grübeln half nichts, sie drehte sich im Kreis. Auf dem Weg nach Hause faßte sie einen waghalsigen Entschluß; sie würde morgen abend den sicher nicht risikofreien Versuch unternehmen, auf diese Party bei Menzel zu gelangen, und sich unter die Gäste mischen. Irgendwie mußte sie es hinkriegen, eingelassen zu werden. Mehr als rausschmeißen können sie mich nicht, dachte sie. Es konnte ihr allerdings auch passieren, daß man sie im ungünstigsten Fall bei oberster Stelle anschwärzte. Das war eben das Risiko, das sie einging.

Sonntag, 22.00 Uhr
    Sie hatte geduscht, sich eine Tüte Tomatensuppe mit Knoblauch gekocht, zwei Scheiben Brot gegessen und ein Glas Bier getrunken, sich etwas frisch gemacht, lediglich einen Slip und ein T-Shirt an und sich bei einem »Tatort« entspannt. Sie hatte die Beine auf den Tisch gelegt, das Tagebuch von Annette Schubert lag jetzt auf ihren Oberschenkeln. Die Fenster waren geöffnet, feuchtwarme Nachtluft, der Fernseher lief ohne Ton, aus dem Radio eine Talkrunde mit zwei Pornostars. Das in feines Schweinsleder gebundene Tagebuch begann am 30. Oktober des Vorjahres. Die Schrift war leicht und geschwungen, mit etlichen Verzierungen, zeugte von hoher Intelligenz, doch der Inhalt des Buches beschränkte sich im wesentlichen auf das Ballett und ein paar Episoden aus der Schule, manch lustige Bemerkung, die Namen

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