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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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»Sonst fällt Ihnen niemand ein?« »Nein, ich kenne sonst keinen A. Und du, Nicole?« Nicole verzog gelangweilt den Mund, zuckte die Schultern, verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf. »Was können Sie, Nicole, mir über Herrn Menzel sagen?« Die Kommissarin registrierte, wie Nicoles Haltung sich für einen Sekundenbruchteil spannte, sie packte es in eine der vielen kleinen Schubladen in ihrem Kopf. »Nichts weiter, ich kenne ihn zu wenig.« »Komisch, er kennt jeden, und Sie ihn nicht?« Catherine Bernhardt drückte ihre Zigarette im Standaschenbecher aus und zündete sich gleich eine neue an. Aus zusammengekniffenen Augen sah sie Durant an, die den Blick erwiderte. »Was wollen Sie von uns? Uns aushorchen und uns dann vielleicht einen Strick drehen? Natürlich kenne ich Menzel, und Nicole kennt ihn auch. Wer kennt Menzel nicht?! Er ist erfolgreich, er sieht gut aus, er ist großzügig. Ich kenne kaum jemanden, der sich mehr für wohltätige Zwecke engagiert als er. Versuchen Sie's woanders, aber lassen Sie uns in Ruhe! Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, es ist Sonntag, und in der Regel habe ich an einem solchen Tag Besseres zu tun, als mir unnütze Fragen anzuhören!« Julia Durant wandte sich zum Gehen, Catherine Bernhardt begleitete sie. Sie zog einmal an ihrer Zigarette und sagte am Gartentor etwas versöhnlicher, aber leise, als fürchtete sie, jemand könnte ihre Worte mithören: »Schauen Sie, ich kann verstehen, wenn Sie mit allen Mitteln den Mörder dieser unschuldigen Dinger entlarven wollen. Allerdings sollten Sie dabei vorsichtiger vorgehen. Es ist nur eine Warnung, es gibt Leute, sehr einflußreiche Leute, die nicht mit sich spaßen lassen. Menzel ist einer von ihnen. Er kann verdammt unangenehm werden. Ich will Sie nur warnen. Für mich ist der Mörder jemand, der sich einfach nur gut hier auskennt. Wahrscheinlich ist es jemand, der uns Reiche auf den Tod haßt. Vielleicht ein Gärtner oder Chauffeur, dem Unrecht getan wurde. Was weiß ich, es gibt ja so viele Gründe, warum jemand plötzlich so ausrastet. Suchen Sie aber um Himmels willen nicht an der falschen Stelle.«
»Woher wollen Sie wissen, was die falsche Stelle ist?« »Sie sollten vielleicht ein wenig besser zuhören. Guten Abend.«
»Guten Abend und vielen Dank für Ihre Hilfe.« Nicole stand in der Haustür, beobachtete, wie die Kommissarin sich verabschiedete und stehenblieb. Julia Durant überlegte, sah Nicole an, kam noch einmal zurück und fragte: »Haben Sie eigentlich mitbekommen, was gestern passiert ist?« »Sie meinen Annette?« fragte Nicole. »Man spricht ja von nichts anderem mehr.« »Ist es nicht tragisch, daß man jetzt nicht einmal mehr im eigenen Haus sicher ist? Auch Sie, Nicole, sind blond und im richtigen Alter. Passen Sie also gut auf sich auf.« »Keine Sorge, wir werden Nicole hüten wie unseren Augapfel«, sagte Catherine Bernhardt bissig. »Kennen Sie die Schuberts denn näher?« »Natürlich, wer kennt die nicht? Und jeder weiß, was in dieser Familie los ist, seit dieses französische Miststück bei denen aufgetaucht ist.« »Elaine?«
»Was weiß ich, wie die heißt! Ich weiß nur, daß sie eine Lesbe ist, und verschlagen ist sie dazu!« »Was meinen Sie mit verschlagen?« »Äh, nicht so wichtig! War's das?« »Ich denke ja. Wir werden uns wiedersehen.« »Aber nicht morgen abend bitte. Da sind wir zu einer Party bei Menzels geladen.«
»An einem Montag abend?« fragte Julia Durant erstaunt. »Und zu einem Zeitpunkt, da so schreckliche Dinge passieren? Ich hätte schwören können, daß die Leute sich jetzt erst einmal verkriechen würden oder zumindest anderes zu tun haben, als sich auf Partys zu amüsieren.« »Sie haben doch selber gemerkt, daß auch Verkriechen die Bestie nicht aufhalten kann! Außerdem gehen hier die Uhren etwas anders als in Ihrer kleinen, beschränkten Welt. Aber um Sie zu beruhigen, es ist Menzels Geburtstagsfeier. Auf Wiedersehen.«
Ihr letzter und vielleicht auch wichtigster Besuch für diesen Tag führte die Kommissarin ein weiteres Mal zu Patanec. Bis jetzt hatte sie Glück gehabt und jeden, den sie sprechen wollte, angetroffen. Sie parkte hinter seinem Jaguar, kurbelte alle Fenster herunter, ging über den langen, mit Marmorplatten ausgelegten Weg zum Haus. Patanec empfing sie, es schien fast, als hätte er mit ihrem Besuch gerechnet. Er trug nichts auf dem Leib als Bermudashorts und ein offenstehendes Hawaiihemd, er hatte einen wohlgeformten Oberkörper mit stark

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