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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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heute kämpfen Sie! Sie werden sich mit aller Macht den Dämonen der Vergangenheit in den Weg stellen und ihnen befehlen, bis hierher und nicht weiter! Sie werden anfangen, Ihr Leben zu leben, es so einzurichten, daß es Ihnen Erfüllung und Freude bringt. Und wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen dabei.« Sie sah Patanec mit melancholischem Blick an und seufzte. »Kämpfen? Wie macht man das? Es gibt sowieso niemanden, der mich vermissen würde. Meine Kinder vielleicht, aber Kinder vergessen schnell. Außerdem ist für sie gut gesorgt. Es ist alles so verdammt nutzlos! Es gab eine Zeit, da wollte ich einen Mann und Kinder haben und weit, weit weg ziehen. Am besten aufs Land. Dann aber lernte ich Daniel kennen, ich verliebte mich, die Kinder kamen und wir blieben hier. Jetzt ist Daniel ein erfolgreicher Arzt, wir können uns alles leisten, und doch bin ich nicht glücklich. Es scheint, als hätte das Glück etwas gegen mich.« Sie blickte auf und lächelte gequält. »So, jetzt wissen Sie alles.« »Eine Frage noch: Hat Ihre Mutter auch mit Daniel geschlafen?« »Das ist eine Frage, die ich mir selbst etliche Male gestellt habe. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Zumindest hatte ich bei ihm das Gefühl, daß er sich ihr verweigert hat. Oder ich wollte einfach, daß er nicht mit ihr... Ich bin töricht, ich weiß. Können Sie mir wirklich helfen?« Patanec nickte und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Ich denke, es ist spät, aber nicht zu spät. Erwarten Sie keine Wunder von mir, es liegt hauptsächlich an Ihnen, wie die Behandlung verläuft. Ich schlage vor, Sie schreiben einmal alles auf, was Ihnen wie ein Klotz auf der Seele brennt. Fangen Sie bei Ihrer Kindheit an, und lassen Sie nichts aus bis zum heutigen Tag. Und geben Sie mir das, was Sie glauben, mir geben zu müssen oder zu können. Und wenn Sie wiederkommen, bringen Sie die ersten Aufzeichnungen mit. Ich sage Ihnen, allein das Aufschreiben kann Türen öffnen und Wunder wirken. Auf jeden Fall biete ich Ihnen alle meine Hilfe an, die ich Ihnen geben kann. Und Sie wissen, wovon ich spreche.« »Und Daniel? Sie werden ihm doch nichts sagen?« Patanec schüttelte den Kopf. »Wie käme ich dazu? Nur weil wir dann und wann Tennis spielen? Nein, kein Wort. Ich spreche mit ihm nur, wenn Sie es ausdrücklich wünschen.« Susanne Tomlin erhob sich und reichte Patanec die Hand. »Danke, daß Sie zugehört haben. Es ist mir sehr, sehr schwergefallen, glauben Sie mir das?« »Ja, das tue ich. Passen Sie auf sich auf. Bitte.« Patanec sah ihr nach, hatte noch eine ganze Weile, nachdem sie gegangen war, ihren Duft in der Nase. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, schaute aus dem Fenster, sie stieg in ihren Wagen, richtete diesmal nicht ihre Haare, zog nicht die Lippen nach, startete den Motor, rollte rückwärts durchs Tor. Als sie nicht mehr zu sehen war, drehte Patanec sich um, legte den Kopf in den Nacken, starrte an die frisch geweißte Decke. Susanne Tomlin, sie hatte dieses Leben nicht verdient. Weiß Gott nicht. Er setzte sich an den Schreibtisch, machte sich rasch Notizen, verstaute sie in der obersten Schublade. Lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Schloß die Augen, hörte auf die Geräusche, die von draußen herein-drangen. Überlegte dann, wie er ihr helfen konnte. Und ob sein Freund Tomlin sich verändert hatte.

Montag, 16.30 Uhr
    Berger hatte das Team geschlossen um sich versammelt. Berichtszeit. Kullmer ging noch einmal kurz auf die Befragung der Kirchengemeinde ein, der Carola Preusse angehört hatte. Das gleiche Negativergebnis bei den Freunden und Bekannten von Maureen Nettleton sowie aus dem Umfeld von Sabine Lindner. Durant berichtete von ihren Besuchen bei Menzel, Bernhardt und Patanec. Die Autopsie- und Laborbefunde wurden durchgekaut und miteinander verglichen, ergebnislos.
Berger hatte ein graphologisches Gutachten der Schrift von Sabine Lindner in Auftrag gegeben. Bevor Kullmer das Büro verließ, drehte er sich in der Tür noch einmal um und sagte mit ernster Miene: »Ich weiß nicht, ob Sie sich schon mal damit befaßt haben, aber was halten Sie davon, wenn wir einen Hellseher einschalten?« »Einen Hellseher?« fragte Berger und lachte ironisch auf. »Da können wir auch gleich eine spiritistische Sitzung abhalten! Ich halte nicht viel davon, um es ganz klar zu sagen.« »Was würden wir verlieren, wenn wir es probierten? Ein paar Mark vielleicht. Aber was, wenn wir doch Erfolg hät ten? Denken Sie mal drüber

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