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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schon einige Fältchen und überflüssige Pfunde wegmachen lassen. Ich glaube, bis auf seine eigene Frau hat sich wohl jede hier schon einmal unter sein Messer begeben. Er ist unbestritten ein Künstler.« »Sie auch?« »Was meinen Sie?«
»Haben Sie sich auch schon von ihm operieren lassen?« »Quatsch, ich spreche hier von denen, die es nötig haben. Seine Patientinnen zählen wohl eher zu den Gruftis, dreißig und drüber. Aber wer einmal bei ihm war, wird immer wieder hingehen. Wie meine liebe Mutti!« »Höre ich da Spott aus Ihrer Stimme?« »Vielleicht. Es gibt eben Menschen, die sich nicht damit abfinden können, älter zu werden. Meine Mutter gehört ohne Zweifel dazu. Aber lassen wir das.« »Nennen Sie mir noch ein paar Namen. Zum Beispiel dieser Glatzkopf mit seiner reizenden Begleitung.« »Dr. Bartels. Er ist irgendein hohes Tier in der hessischen Regierung. Und die Begleitung ist seine Frau. Sie könnte auch seine Tochter sein, nicht?«
Julia Durant zuckte die Schultern. Nicole nannte noch etliche Namen, die sie, so gut es ging, zu behalten versuchte. Sie wollte nicht mitschreiben, um nicht den Argwohn der Anwesenden, vor allem Menzels, zu wecken, schließlich konnte es sein, daß sie beobachtet wurde. Eine junge Frau trat ein, umhüllt von einem knielangen, enganliegenden, paillettenbesetzten, nachtblauen Kleid, dessen tiefer Ausschnitt den Ansatz ihrer nicht zu vollen Brüste deutlich erkennen ließ. Ihr glänzendes braunes Haar fiel in sanften Schwüngen bis auf die Schultern, sie hatte ein mädchenhaftes Gesicht mit dezent rosa geschminkten, wunderbar geschwungenen Lippen, leicht vorstehenden Wangenknochen, als sie einige der Anwesenden begrüßte, zeigte sie blendendweiße Zähne, nur der Ausdruck ihrer Augen und ihre Bewegungen ließen erahnen, daß sie die Dreißig wahrscheinlich schon überschritten hatte. Ihre Füße steckten in hochhackigen Pumps, schwarzglänzende Seidenstrümpfe bedeckten formvollendete Beine. Sobald sie eintrat, verstummten etliche Gespräche, richteten sich die Augen, vor allem die der Männer, auf dieses attraktive Wesen. »Wer ist das?« fragte Durant.
»Eine edle Dame«, antwortete Nicole anerkennend, »eine sehr edle und sehr teure Dame, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich habe sie zwar schon einmal gesehen, aber ich kenne ihren Namen nicht. Ich glaube, kaum einer hier kennt ihren Namen. Tut mir leid.« Nicole trank ihr Glas leer, behielt es aber in der Hand, sah Durant an, wechselte das Thema. »Sie haben gestern gesagt, ich sei in Gefahr...«
»Das habe ich nicht so gemeint. Ich habe lediglich bemerkt, daß Sie genau dem Opfertypus entsprechen. Ich habe wohl etwas übertrieben, dennoch sollten Sie vorsichtig sein. Etwas Mißtrauen selbst guten Bekannten gegenüber könnte vorläufig jedenfalls nicht schaden.«
»Ich werde es beherzigen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich habe eine Freundin entdeckt.« Julia Durant sah Nicole nach, bis sie von der Menschenmasse verschluckt war. Sie ging auf Tomlin zu, der sich angeregt mit einer nicht mehr ganz jungen Frau, um ge nau zu sein, einer alten Schachtel, unterhielt, die ihr Gesicht, bevor sie hergekommen war, tief in eine Reihe von Schminktöpfen gesteckt haben mußte. Durant stellte sich in die Nähe der beiden, die Frau hatte eine hohe, schrille Stimme, die sich bei jedem zweiten Wort überschlug. Sie bewunderte Tomlins Geduld, der das Geschnattere mit stoischer Ruhe ertrug, sie spürte geradezu seine Erleichterung, als ein Mann sich seiner erbarmte und die Frau von ihm fortzog.
»Dr. Tomlin?« fragte die Kommissarin, worauf Tomlin seinen Blick zur Seite wandte und auf sie herunterblickte. »Ja, bitte?« fragte er charmant lächelnd, makellos weiße Zähne entblößend.
»Mein Name ist Julia Durant. Dürfte ich mich kurz mit Ihnen unterhalten?« »Warum machen wir nicht einen Termin in meiner Klinik? Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich heute abend so gar keine Lust habe, über meinen Beruf zu sprechen. Rufen Sie meine Sekretärin an, und lassen Sie sich einen Termin geben.«
»Das ist es nicht, Dr. Tomlin«, sagte Julia Durant entschuldigend, als Tomlin sich von ihr abwenden wollte. »Ich bin bei der Kripo Frankfurt und hätte ein paar Fragen zu Annette Schubert. Wenn Sie so freundlich wären, es dauert nur ein paar Minuten.« »Oh, Polizei! Das ist natürlich etwas anderes. Gehen wir auf die Terrasse, ein bißchen frische Luft dürfte uns beiden guttun.«
Sie folgte Tomlin nach draußen. Die

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