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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hatte es sich schwerer vorgestellt. Sie betrat die Eingangshalle, wo sich bereits mehrere Grüppchen gebildet hatten, Small talk, Champagnergläser in Händen, Gekichere, Getuschel, elegante Anzüge, Abendkleider, schwerer Schmuck, aufgetakelte ältere und ältliche Damen, die die längst vergangene Jugend noch einmal heraufzubeschwören versuchten. Sie orientierte sich an der Musik, zwängte sich durch die vielen Menschen. Erblickte Frau Bernhardt, die sich angeregt und mit geröteten Wangen mit einem jungen Mann unterhielt, der leicht ihr Sohn hätte sein können. Nicole stand etwas verloren in einer Ecke, ein Glas Champagner in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand, und schien die Gesellschaft einfach nur über sich ergehen zu lassen. Weder Menzel noch seine Frau waren zu sehen, dafür Andreas, der sich mit einer Kelle ein Glas Bowle einschenkte und bereits jetzt auf etwas wackligen Beinen stand. Eine Drei-Mann-Combo hielt sich mit der Lautstärke dezent zurück. Beim zweiten Blick fielen Julia Durant die erstaunlich vielen jungen Mädchen auf, von denen Nicole Bernhardt nur eine war. Durant schätzte mindestens ein Viertel der Gäste auf unter zwanzig Jahre. Sie ging an die Bar, setzte sich auf einen Hocker und bestellte einen Whisky-Soda, der für diesen Abend engagierte Barkeeper, ein südländischer Typ mit Gel in den Haaren, erfüllte ihren Wunsch mit einem anzüglichen Lächeln. Sie nippte am Drink, zündete sich eine Zigarette an, drehte sich schnell um, als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte. Menzel, ein breites Grinsen auf den Lippen.
»Was tun Sie hier? Und wie sind Sie reingekommen?« fragte er nicht unfreundlich. »Ich liebe Partys über alles. Und ich liebe es, die Menschen zu beobachten. Und nachdem ich gestern hörte, daß hier ein großes Fest steigen soll, dachte ich mir, es wäre zumindest einen Versuch wert. Es tut mir natürlich leid, Sie vorher nicht um Erlaubnis gebeten zu haben, aber ich denke, Sie haben nichts dagegen, wenn ich ein bißchen bleibe. Ihre Gorillas haben mich auch einfach durchgelassen, vielleicht dachten sie bei meinem Anblick, ich würde hierher gehören«, sagte sie ebenfalls grinsend. »Übrigens, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Geburtstag. Darf man fragen, wie alt Sie geworden sind?«
»Eine schöne Frau wie Sie darf das, ich feiere heute meinen sechsundvierzigsten. Also, ich muß zugeben, unter den Polizistinnen, die ich bisher kennengelernt habe, sind Sie eine rühmliche Ausnahme, was das Aussehen betrifft. Bleiben Sie und amüsieren Sie sich«, sagte er lächelnd, doch mit einem mal wurde seine Stimme einen Hauch schärfer, sein Lächeln war nur noch Maske. »Nur tun Sie mir einen Gefallen, belästigen Sie meine Gäste nicht, das würde mich sehr zornig machen. Sie wollen doch sicher vermeiden, daß Ihre Dienststelle davon erfährt, daß Sie sich uneingeladen hier Zutritt verschafft haben? Ich darf Ihnen dann noch einen schönen Abend wünschen.« Menzel nickte mit scheinheiligem Lächeln und tauchte in der Menge unter. Die Kommissarin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, lächelte in sich hinein, rutschte vom Hocker und ging mit dem Glas in der Hand auf Nicole zu, die sich seit ihrem Eintreffen nicht von der Stelle gerührt hatte. »Hallo, Nicole«, sagte Julia Durant und stellte sich neben sie. »Was machen Sie denn hier?« fragte Nicole unfreundlich. »Ein bißchen gucken, mehr nicht. Was halten Sie davon, wenn Sie mir sagen, wer wer ist. Ich kenne die Leute hier nicht. Zum Beispiel dieser braungebrannte Mann im weißen Anzug?« »Bernd Güttier, mein Onkel. Und der Typ, mit dem er sich gerade unterhält, ist Werner Schulz, ein Bauunternehmer. Das Mädchen in der Mitte ist die derzeitige Liebschaft meines Onkels. Fragen Sie mich aber nicht nach ihrem Namen.«
»Und der große Schlanke mit der beigen Hose und dem weißen T-Shirt?« »Das ist Dr. Tomlin.«
»Tomlin? Tomlin? Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Er ist Schönheitschirurg...«
»Natürlich, jetzt fällt's mir wieder ein. Er hat eine eigene Klinik, richtig?« Allmählich taute Nicole etwas auf. »Richtig. Hinten, an der Terrassentür steht übrigens seine Frau. Sie ist schön, nicht? Ich finde, sie ist die mit Abstand schönste Frau in diesem Haus. Ich habe bis jetzt noch überhaupt keine Frau kennengelernt, die es mit Susanne Tomlin aufnehmen könnte.« »Kennen Sie sie näher?«
»Ich war früher ab und zu babysitten bei ihnen. Außerdem hat meine Mutter sich von ihm

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